Richard Walters - Regret less
Beard Museum / Kartel / Soulfood
VÖ: 18.01.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
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Das Geschäft mit Glitzer liefe sicher schlechter, würde er als chromierter Staub verkauft. Das hätte manches Gesicht vor entstellender Schminke bewahrt, aber auch generationenübergreifende Erlebnisse verhindert. Früher hörte man ja Geschichten von Feenstaub und war beim ARD-Straßenfeger "Flitterabend" peinlich berührt von einem alten Mann und seinem Pseudonym Bobby Flitter. Später dann funkelten die Augen, als der Geist der gegenwärtigen Weihnacht bei den Muppets nicht zu Asche zerfällt, sondern sich in einem glänzenden Partikelmeer aufllöst und mit der Luft entschwindet. Das Cover von Richard Walters' drittem Album "Regret less" lässt von der Verbindung zweier Menschen auch kaum mehr übrig als ein Funkeln über dunklen Konturen.
Was sich frontal bildlich widerspiegelt, vertont der Singer-Songwriter aus Oxford vor einer leisen Kulisse aus Alltagsgeräuschen in "Regretless": "My pantomime in silhouettes goes on and on." Zu Pianotönen spricht Walters vom Gehenlassen und Abschließen: "I gave my soul to my own regrets ghost for a goodnight sleep / Regretless, I'll go." Und dann hört man, wie Schritte an einem vorbeiziehen und schließlich nicht mehr wahrzunehmen sind. Es ist keine Flucht, sondern ein Voranschreiten. Walters zieht weiter. In jeglicher Hinsicht.
Nach einem für alle Seiten unbefriedigenden zweiten Album stand der 26-Jährige ohne Plattenfirma, Vertrieb, Manager, Wohnung und Freundin da. Statt Trübsal zu blasen, erkannte er darin eine Chance: "I could build whatever the fuck I wanted." "Regret less" enstand also in Eigenregie mit Tourpartner Robert Stevenson, der sich dazu an die Drums setzte und Sounds programmierte. Walters verarbeitet vieles, versprüht dabei aber auch viel Optimismus: "Let chains be ashes."
Vielleicht sind für manch einen titelgebende Sätze wie "Tomorrow begins today" zu profan, aber immerhin schafft Walters Emotionalität, ohne dafür gleich in verlassene Blockhütten flüchten zu müssen und Klischees ihren letzten Lebenssaft auszusaugen. Die durchweg melodischen Nummern singt er höchstehrlich, oft an Piano oder Akustikgitarre, ergänzt um programmierte Rhythmiken, Glockenspiele, synthetische Streicher, gospelhafte Züge und Backgroundvocals. Da funkelt das Cello in "King of leaves", überzeugt die alternierende Leichtigkeit mit Fay Wolf in "Snowdrifts" und gelingt die Vertonung eines extra für ihn geschriebenen Gedichts von Simon Armitage schier mühelos. Zur Kapitulation bitte vorher links abbiegen.
Highlights
- King of leaves
- The escape artist
- Snowdrifts
- Regretless
Tracklist
- King of leaves
- Blossom
- Tethered
- Reedwoods
- Tomorrow begins today
- The next time I see you
- The escape artist
- Walk softly stranger
- Pedal steel
- Snowdrifts
- Regretless
Gesamtspielzeit: 37:30 min.
Referenzen
Peasant; Tom McRae; Ben Sollee; Jonas Carping; Tyler Burkum; Sarah Blasko; Ani DiFranco; Ed Harcourt; Travis; David Gray; Teitur; Rufus Wainwright; Ben Folds Five; Fyfe Dangerfield; Ari Hest; James Yuill; Loch Lomond; Lisa Mitchell; A Fine Frenzy; Ron Sexsmith; Ryan Adams; Cherry Ghost; Glen Hansard; Badly Drawn Boy; Tim Hardin; Matthew Mayfield; Stornoway; Dad Rocks!; Bon Iver