Klinke Auf Cinch - Highs & hills
Analog Soul / New Music
VÖ: 07.12.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Millimeterarbeit
Bei manchen Dingen ist eine perfekt passende Verbindung mehr als vorprogrammiert: Arsch auf Eimer, Faust aufs Auge, irgendein Deckel auf irgendeinen Topf. Bei Audio- und Studiotechnik sind aber die wenigsten firm, und daher scheint "Klinke auf Cinch" zunächst dürftig adäquat zu sein, um auszudrücken, dass etwas haargenau passt. Nach dem Hören des Zweitlingswerk "Highs & hills" der gleichnamigen Musikformation kann es aber nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch die Adapter-Verbindung Einzug in die deutsche Sprachwelt hält.
Klinke Auf Cinch, das sind Clemens Kynast und Lutz Hartmann an Reglern, Tasten und Scheiben, Patrick Föllmer an Gitarre und Trompete sowie Martin Hansmann, zuständig für Singstimme und Effektgerät. Aus dieser Gegensätzlichkeit entsteht eine Live-Electronica-Mischung, die es sehr gut versteht, die Brücke von Clubnächten zur gepressten CD zu schlagen. Dabei entstanden elf zumeist gelassene, elegante und organische Stücke, die sowohl einzeln gut funktionieren als auch im Gespann wie selbstverständlich zusammen aufgehen.
Während sich in "This" noch alle Teile der Jenaer Musikformation warmspielen, wird schon im Titelstück der erste Beat fürs Tanzbein vorgegeben. Es eröffnet sich ein harmoniebedürftiger Sonnenschein-Sound, der keinen Deut Düsternis in sich trägt. Hier müssen die Mundwinkel unweigerlich nach oben, wenn man sich mit geschlossenen Augen auf einem Dancefloor wähnt. Das gesamte Album steigert sich dabei, ebenso club-kompatibel, ständig in Tempo und Intensität. In "Play" wird dann erstmals vollends Fahrt aufgenommen. Wie ein Zug über die Gleisstreben klackert das Stück über den treibenden Schlagzeug-Beat. Die Bläser scheinen wie Signalhörner, die vor den Tunneln warnen, durch die sich der Track windet.
Im direkt anschließenden "Greenpower" werden dann auch die letzten Kraftreserven Sonnenlicht-induziert aktiviert. Über atmosphärisch-flimmernde Sounds legen sich hier nun auch erstmals weibliche Gesangsfragmente. "Whats happening" beginnt etwas in sich gekehrter als das bereits Vergangene, wird dabei aber weiter druckvoller, ohne an - nun kühler - Anmut und Gelassenheit zu verlieren. "In between" trägt "High & hills" dann freundlich wabernd und glitzernd dem Ende entgegen. Nachdem die Boxen kurz verstummen, gibt es aber noch eine Zugabe. Mit dem Hidden Track "Nieselregen" schließt sich ein fast achtminütiger, voll ausgereifter, zwölfter Song an, der auch eine Erwähnung auf dem Backcover verdient gehabt hätte. Danach ist aber Schluss: ausstöpseln und "Klinke auf Cinch" als Redewendung etablieren.
Highlights
- Highs & hills
- Play
- Greenpower
Tracklist
- This
- Highs & hills
- Moon of dance
- Broken master
- Lentis
- Play
- Greenpower
- Whats happening
- Depart
- The hunter
- In between
Gesamtspielzeit: 67:21 min.
Referenzen
Lilabungalow; Me And Oceans; A Forest; Caribou; Manitoba; Bonobo; Lali Puna; Psapp; Four Tet; The Whitest Boy Alive; Erlend Øye; Röyksopp; Hot Chip; Maximilian Hecker; Air; Blockhead; The Notwist; Ms. John Soda; Metronomy; Broken Bells; Phoenix; Thom Yorke; Radiohead; The Postal Service