Cooly G - Playin me
Hyperdub / Cargo
VÖ: 16.07.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Not in da club
Clubs und Kunsthallen stinken. Und in den meisten Fällen auch die elektronische Musik, die genau dort landen will. Entweder gibt es kaltes herzloses Zeug aus den Boxen, während der Chenin Blanc die Kehlen befeuchtet, die davor und danach über Adornos Dialektik und die Schlechtigkeit der Gegenwart gurren, oder es dröhnen Beats hervor, die mit der Geschmeidigkeit eines Kaiserschnitts auf die Massen regnen. Die wenigen Glücksgriffe in der Hinsicht, die sich dieser Zuordnung verweigern, kommen in der Regel über die Labels der Musterknaben der Knöpfchendreher: Brainfeeder, Warp oder Hyperdub. Und aus der Mannschaft um Kode9 stammt auch Cooly G. Die Produzentin Merrisa Campbell gehört seit einigen Jahren zu den wichtigsten Gestalten des UK Funky, wobei dieser Status nur auf ein paar Sampler-Beiträgen und einer EP beruht. Der Veröffentlichungstermin rückte ständig hin und her - vor allem nach hinten. Doch "Playin me" hat seine Zeit genau abgewartet. Denn Cooly G hat einen Sound, der nicht besser unter der Gegenwart liegen könnte.
Ihre Beats sind reduziert und oft minimalistisch, allerdings nicht abgespeckt. House verknüpft sich mit verschiedenen Einflüssen, doch Cooly G überlädt ihre Tracks dadurch nicht. Coldplays "Trouble" fügt sich perfekt ein in diesen Sound. Synthetische Geigen hängen über dem kargen Rhythmus, während Campbells Stimme perfekt zu den naiven Worten von Chris Martin passt. In "Landscapes" trägt Cooly G den ganzen Track nur über ein paar Griffe ins Keyboard, was in einzelnen Elementen an die 80iger erinnert, aber irgendwie wieder auch nicht, denn da ist keine Nostalgie, keine Retro-Perspektive. Das stotternde "Sunshine" läuft genauso perfekt und spiegelt in jedem einzelnen Ton die Helligkeit wieder, die urbane Hochhäuser einem im Sommer in die Augen brennen beim falschen Blick. Cooly G legt "Playin me" so an, dass es nicht in die Extreme geht, sondern ihrem eigenen Gefühl folgt.
Einzelne Stücke der Lyrics bleiben in manchen Momenten hängen, wobei Campbells Stimme wie in "What the world needs now" auch mal als Versatz eines Instruments herhalten muss. Silben und Wörter schieben sich dann durch den Track, ohne jedoch eine Bedeutung von sich aus zu haben. Auf "Playin me" sind die Dinge eben der Idee von Cooly G unterworfen, doch Miss Campbell macht das vermutlich nicht aus Berechnung - dafür steckt in dieser Platte schon zu viel Gefühl und Gespür für die Anordnung. R&B, Soul und Techno verschwimmen in diesem Sound. So viel Leichtigkeit und vor allem Natürlichkeit brachte elektronische Musik schon lange nicht mehr auf Platte hervor. Unter jedem Beat pocht ein eigenes Herz; direkt am Puls der Zeit.
Highlights
- He said I said
- Trouble
- It's serious (ft. Karizma)
Tracklist
- He said I said
- What this world needs now
- Come into my room
- Landscapes (ft. Sinbad)
- Good times
- Sunshine
- Trying
- Playin me
- Trouble
- What airtime
- It's serious (ft. Karizma)
- Is it gone
- Up in my head
Gesamtspielzeit: 51:37 min.
Referenzen
Vessel; LV; Roska; Deadboy; Holy Other; Evian Christ; Balam Acab; oOoOO; John Talabot; Magnetic Man; Katy B; Donae'o; Gracious K; Burial; Laurel Halo; Ossie; DVA; King Midas Sound; Tokimonsta; Lapalux; Darkstar; Kode9; Martyn; Ikonika