Poppy Ackroyd - Escapement

Denovali / Cargo
VÖ: 14.12.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Säulen der Erde
Die Musik beheimatet zu viele schwafelnde Philosophen und zu wenige visionäre Architekten. Und natürlich stünde das nicht hier, gehörte Poppy Ackroyd aus Edinburgh nicht eben zu letzterer Gruppe. Sie kümmert sich besonders hingebungsvoll um Raumaufteilung, Elektronikanschlüsse, Bauökonomie und Statik auf ihrem Debütalbum "Escapement". Ein alternatives wie klassisches, modernes, romantisches Instrumental-Werk, das mit Violine und Klavier auf zwei Säulen fußt, von denen Ackroyd jeden Millimeter kennt. Da wirkt das Cover der Platte vergleichsweise wie ein hingeschmiertes Strichlinien-Mikado.
Diese Akribie beantwortet sodenn auch Fragen der Marke: "Wieso benötigt eine klassisch ausgebildete Musikerin für eine halbe Stunde Musik zwei Jahre lang Zeit?" Nun, Ackroyd, sonst mit Hidden Orchestra unterwegs, hat sich das Produzieren selbst beigebracht, die Erkenntnisse sodenn gleich angewandt und zudem alle Sounds von "Escapement" in Eigenregie aufgenommen. Das ist bemerkenswert, weil für die gebürtige Londonerin ein Klavier nicht einfach ein Klavier ist. Mal abgesehen davon, wie zugewandt sie bei Live-Mitschnitten nur eine kleine Tonfolge behandelt, ist für Ackroyd ein Piano gleich mehrere Instrumente.
Sie spielt das Piano auch, indem ihre Finger in das Innere des Instruments greifen und nutzt E-Bows und Plektren für die Generierung von Klängen. Gleiches gilt für die Violine. Die in "Grounds" und "Lyre" programmierten Rhythmiken und zurückgespulten Beats sind Aufnahmen, die durch das Klopfen, Kratzen und Schlagen auf besagten zwei Instrumenten entstanden. So ist Ackroyd in Sachen Klangbild in eine Reihe zu setzen mit Künstlern wie Hauschka oder Nils Frahm und geht doch noch ein Stückchen weiter. Hinzu kommen ein paar Klänge aus der Natur: In "Rain" prasselt Regen auf ein Blechdach, nicht pur, sondern schallschutzgedämpft wahrnehmbar durch ein geschlossenes Fenster. Und in "Glass sea" zwitschern die Möwen über dem Wasser, bis am Ende nur ein taumelnder Fall in Federn bleibt. Ohne einen Mucks zu sagen, lässt "Escapement" Raum für tausende von Worten.
Highlights
- Aliqout
- Glass sea
- Mechanism
Tracklist
- Aliqout
- Rain
- Seven
- Glass sea
- Lyre
- Grounds
- Mechanism
Gesamtspielzeit: 31:29 min.
Referenzen
Hauschka; Nils Frahm; Ólafur Arnalds; Max Richter; Goldmund; Carlos Cipa; Hidden Orchestra; Pill-oh; Eluvium; Jóhann Jóhannsson; Joe Acheson Quartet; Chilly Gonzales; Yann Tiersen; Paul Corley; Esbjörn Svensson Trio; Agnes Obel; Michael Price; Jonata; Bill Evans; Claude Débussy; Peter Broderick; King Creosote & Jon Hopkins; Yiruma; Owen Pallett; Frédéric Chopin; Philip Glass; Einar Stray; Jono McCleery; Bill Ryder-Jones; Martin Klein
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