Re!nvented - Whatever comes...
Goldrush / BMG
VÖ: 29.04.2002
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Mission Germany
Musiktechnisch gesehen geht in Deutschland momentan ja ganz schön der... äh ... Punk ab. Kaum ist die allgemeine Verzückung über den neongoldenen Silberling der vier Notwister etwas abgeflaut, kündigt sich aus Bayern schon wieder Bekümmertes der brillanten Art von den Ingolstädtern Slut an. Auch in Koblenz macht es weiterhin jeder fröhlich mit jedem, und die Hamburger Eliteschüler lassen sich ebenfalls nicht lange bitten: Es wird nicht nur wieder nach den Sternen gegriffen, auch die schönsten Scheitel der Republik haben ihre Friseurtermine abgesagt, um rechtzeitig zum Sommer eine neue Toco-Platte fertigzustellen. Los Wochos in Musikdeutschland.
Angesichts einer solchen Flut von Veröffentlichungen etablierter und anerkannter Künstler vergißt man natürlich schon mal gerne, daß auch einige Newcomer um die Gunst der Zuhörer buhlen. Zu diesen sind auch Re!nvented zu zählen, die mit kompaktem Rock daherkommen, der keine Angst davor hat, vom Radio oder den verbliebenen Musiksendern vereinnahmt zu werden. Und es müßte auch schon mit dem Teufel zugehen, wenn dies nicht passieren sollte, da Re!nvented die wichtigsten Punkte auf der Rockstar-Checkliste selbstbewußt abhaken dürfen: Zum einen sollten Sänger und Gitarrist Chris Buseck die Mädchenherzen gleich dutzendweise um die blondierten Haarspitzen fliegen, und zum anderen haben er und seine Band auch eine wirklich überzeugende Single am Start. "These are the days" heißt jener Hit, der prompt für einen Toyota-Werbespot mißbraucht wurde, bis zum Rand mit good vibrations gefüllt ist und nebenbei noch mehr Hitpotenzial aufweist als der nächste Aldi-PC. Re!nvented auf dem Weg in die erste Liga deutscher Musik?
Nun, ganz so weit kommt es dann doch noch nicht, vor allem da Re!nvented ihrem Hit keinen adäquaten Nachfolger zur Seite stellen können. Zwar finden sich auf "Whatever comes..." einige Stücke, die jedem amerikanischen College-Radio-DJ die Freudentränen in die Augen treiben würden, aber andererseits schmecken Riffgewitter wie "Machinery fad", als hätte man sie schon mal gegessen. Daß die Mittel des Quartetts aus Bad Nauheim darüber hinaus arg begrenzt sind, zeigt sich, wenn sie einen Blick über den eigenen Tellerrand des Mainstreamrocks werfen wollen. Statt für die dringend nötige Abwechslung inmitten von straighten Dreieinhalbminütern zu sorgen, wirkt die Pianoballade "The date" steif wie ein Besen und aufgesetzt wie ein Hut. Es wird jedenfalls noch ein bißchen dauern, bis die kleinen Re!nvented bei den großen Jungs mitspielen dürfen.
Highlights
- These are the days
- Fast food society
Tracklist
- These are the days
- Anyway
- Machinery fad
- Dead & lame
- Your game
- IQ show
- Fast food society
- If I ever learn
- Whenever I'm with you
- Imaginary flowers
- Shine
- The date
Gesamtspielzeit: 47:52 min.
Referenzen
The Goo Goo Dolls; SR-71; Gin Blossoms; Nine Days; Vertical Horizon; Third Eye Blind; Marcy Playground; Tonic; Better Than Ezra; Matchbox Twenty; Deep Blue Something; The Wallflowers; Semisonic; Collective Soul; Scycs