Tuó - Tales of life
Flowerstreet / Rough Trade
VÖ: 07.12.2012
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Zünftig vernünftig
Hippie-Idylle, afrikanische Instrumente und Freigeistigkeit assoziiert man hierzulande meist mit Kirchentagen, wenn wieder Brot für die Welt gesammelt werden soll. Wenn bei diesen drei Begriffen an Musik gedacht wird, dann an Woodstock, aber nicht an kontemporäre Klänge aus Deutschland. Doch Tasmin Gutwald und Oda Tiemann alias Tuó deklinieren auf ihrem Debüt "Tales of life" Variationen von hippieskem Folk und Country durch, ohne dabei irgendwelche Facetten neu zu interpretieren. Dass Free- und Freakfolk jetzt auch aus dem Isartal in die Welt rieselt, ist zwar erfreulich für die hiesige Musiklandschaft, doch über vielseitige, versierte Arrangement kommt die oberbayerische Zwei-Frau-Band noch nicht hinaus. Das ist schön und zünftig, aber eben immer auch ein wenig zu vernünftig und spannungsarm. Dennoch vernimmt man wunderbare Klänge und Stimmen, die einen nicht so schnell loslassen. Ein Zwiespalt tut sich auf.
Die beiden Damen bauen von Anfang an ihre eigene "Galaxy" auf und nehmen während der Erschaffung ihres eigenen Kosmos allerhand Gastmusiker mit. Akustikgitarre und Djembé haben sie schon selbst mit im Gepäck und trumpfen damit wohldosiert auf. Gleich in "Galaxy" und in "Beautiful love" spielen sie vieles durch: Ein Tamburin sorgt für etwas glückselige Lagerfeueratmosphäre, der Kontrabass erzeugt ein wenig Tiefgang, und kleinere Tempowechsel und Repetitionen dürfen auch nicht fehlen. Auf die Überraschung ist der geneigte Hörer stets vorbereitet, falls er sich außer von dem Faktum, dass die beiden Protagonistinnen noch keine 20 Jahre alt sind, von den "Tales of life" überraschen lässt. Überwältigend sind sie dann, wenn sie ein klitzekleines Bisschen aus ihrem Konzept ausbrechen und der jammige Teil beginnen darf: "Paradise" tobt sich mit Drums ordentlich aus und kann damit vollends überzeugen. Zum Tanz darf bei diesem Lied übrigens aufgefordert werden.
Mit wiederholtem Hören wird es immer bewundernswerter, wie harmonisch das Treiben der beiden jungen Damen doch ist. Fast schon bedächtig und zu schön zum Sterben streichen "Gone with the wind" und "Nightmares" an einem vorbei. Dass die "Tales of life" von Tuó dennoch nicht im Durchschnitt versinken, ist dem Finale zu verdanken, das vom teils dramatischen "Survivor" eröffnet wird, über die träumerische Countryballade "I miss you" führt und mit dem hoffnungsfrohen "It ever will be" einen versöhnlichen Abschluss bietet. Das Talent ist unüberhörbar, und wenn sie diesem freien Lauf gewähren, kommt irgendwann auch der ganz große Wurf dabei heraus.
Highlights
- Paradise
- It ever will be
Tracklist
- Galaxy
- Beautiful love
- Hold me
- Free
- Paradise
- Dark light
- Black bird
- Gone with the wind
- Nightmares
- Bavarian girls
- Survivor
- I miss you
- It ever will be
Gesamtspielzeit: 54:42 min.
Referenzen
Lemonbabies; Katzenjammer; K's Choice; Devendra Banhart; Fern Knight; Neko Case; Laura Veirs; Laura Gibson; Sophie Hunger; Simone White; Birdy; Mumford & Sons; Of Monsters And Men; The Lumineers; The Low Anthem; The Avett Brothers; Grand Archives; Night Beds; Espers; Meg Baird; Laura Marling; Marissa Nadler; Jesca Hoop; Karen Elson; Kat Frankie; The Marble Man; A Fine Frenzy; The Dodos; Vetiver; Rufus Wainwright; Martha Wainwright; Klabunde; Sons Of The Velvet Rat; Willie Nelson; Hank Williams; Gram Parsons; The Byrds; Simon & Garfunkel; Iron & Wine; Caitlin Rose; Vashti Bunyan; Edith Frost; Castanets; Pantaleimon; Mountain Man; Alela Diane; Joni Mitchell; Sandy Denny; Fairport Convention; Fotheringay; Kings Of Convenience