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Steve Hackett - Genesis revisited II

Steve Hackett- Genesis revisited II

InsideOut / EMI
VÖ: 19.10.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Familienalbum

Es soll ja immer noch Hörer geben, für die Genesis vornehmlich diese drollige Drei-Mann-Combo mit der singenden halben Portion am Schlagzeug war. Korrekt ist natürlich, dass die Herren in den Siebzigern zu den relevantesten Vertretern des Prog gehörten; insbesondere die Besetzung Peter Gabriel / Steve Hackett / Mike Rutherford / Tony Banks / Phil Collins sorgte zwischen 1971 und 1974 für unsterbliche Meisterwerke wie "Selling England by the pound" oder das Konzept-Monstrum "The lamb lies down on Broadway". Alben also, an deren monumentale Wucht Genesis nach den Abgängen von Peter Gabriel 1975 und Steve Hackett 1977 nie mehr heranreichen sollten.

Wenn nun also Hackett, der ohnehin auch solo immer wieder Genesis-Songs in die Live-Sets einbaut, mit "Genesis revisited II" eben diese Zeit in Form eines mit einer ganzen Kohorte von Gästen eingespielten Tribute-Albums würdigt, so ist dies nur legitim. Und bereits kurz nach dem zart perlenden Beginn von "The chamber of 32 doors" wird deutlich, dass Hackett eine größere Nähe zum Original anstrebt, als dies noch beim ersten Teil "Genesis revisited" der Fall war. Das muss wahrlich kein Nachteil sein, nutzt er doch trotzdem die Chance, vor allem seine damaligen Gitarren-Arrangements punktuell zu verbessern und feiner herauszuarbeiten.

Wie großartig Genesis und vor allem ihr damaliger Frontmann Peter Gabriel wirklich waren, zeigt insbesondere das monumentale "Supper's ready", die Mutter aller Longtracks. Nicht weniger als fünf verschiedene Gastsänger, unter anderem Mikael Åkerfeldt von Opeth, kommen bei diesem 23 Minuten langen Prachtwerk zum Einsatz, schaffen es aber tatsächlich, die Vorlage adäquat umzusetzen. Ähnlich überraschend ist die Performance eines gewissen Nik Kershaw (ja, der 80er-Popper), der "The lamia" eine herrlich melancholische Note verleiht. Dass gerade dort Hackett gemeinsam mit Steven Rothery von Marillion geradezu fabulös soliert, ist nicht minder erfreulich.

Mitunter scheint es tatsächlich, als hätten Genesis in dieser Phase nie auch einen nur durchschnittlichen Song geschrieben. Sei es das furiose "The musical box" oder das von Steven Wilson gesungene, immer irgendwie unterbewertete "Can-utility and the coastliners", sei es das Allstar-Treffen mit Neal Morse und Roine Stolt zu "The return of the giant hogweed" - die Gänsehaut ist eigentlich nie wirklich verschwunden. Und die vier vermeintlichen Eigenkompositionen, die letztlich jedoch ebenfalls aus jener Zeit stammen, entpuppen sich mitnichten als Ausschuss, sondern insbesondere im Fall des abschließenden, 1971 entstandenen "Shadow of the hierophant" als wahres Prog-Feuerwerk.

Krankte "Genesis revisited" 1997 noch mitunter an allzu übermütigen Neu-Arrangements, so macht Hackett mit Teil 2 so ziemlich alles richtig. Eine ähnliche Zusammenstellung an großartigen Klassikern ist noch nicht einmal Genesis selbst gelungen, die die frühen Klassiker meist stiefmütterlich behandelten. Wollte man das Haar in der Suppe finden, so könnte allenfalls hinterfragt werden, warum statt "Ripples" nicht eher "Get 'em out by Friday" vertreten ist. Aber das ist letztlich Erbsenzählerei - was zählt, ist, dass Steve Hackett der Band, die ihm den musikalischen Durchbruch verschaffte und die er im Streit verließ, ein mehr als nur würdiges Denkmal gesetzt hat.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Supper's ready
  • The musical box
  • Can-utility and the coastliners
  • Blood on the rooftops
  • The return of the giant hogweed
  • Shadow of the hierophant

Tracklist

  • CD 1
    1. The chamber of 32 doors
    2. Horizons
    3. Supper's ready
    4. The lamia
    5. Dancing with the moonlit knight
    6. Fly on a windshield
    7. Broadway melody of 1974
    8. The musical box
    9. Can-utility and the coastliners
    10. Please don't touch
  • CD 2
    1. Blood on the rooftops
    2. The return of the giant hogweed
    3. Entangled
    4. Eleventh Earl of Mar
    5. Ripples
    6. Unquiet slumber for the sleepers...
    7. ...In that quiet Earth
    8. Afterglow
    9. A tower struck down
    10. Camino royale
    11. Shadow of the hierophant

Gesamtspielzeit: 144:45 min.

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