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Thrice - Anthology

Thrice- Anthology

Vagrant / Al!ve
VÖ: 23.11.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

24 letzte Male

Schluss gemacht wird immer. Kurz nachdem Thrice-Sänger Dustin Kensrue am 19. Juli 2012 auf der Bühne des Observatory in Santa Ana, Kalifornien, den Setlist-Klassiker "Deadbolt" ankündigt, geht seine Stimme fast im Jubel unter. Wenig später entern Stagediver die Bühne, fliegen Fäuste durch die Luft, feiern Tausende Fans die Zeilen dieses Songs, der sie über zehn Jahre auf jedem Thrice-Konzert begleitet hat. Wie ein Lebensabschnittspartner, der immer da war, wenn er gebraucht wurde. Immer wieder müssen Security-Schränke Crowdsurfer abfangen, die sich haben nach vorne tragen lassen und letztlich in der Auslaufzone vor der Bühne stranden: klatschnass, befummelt, aber glücklich. Es ist ein kollektiver Rausch, als ob es das letzte Mal wäre. Das letzte Mal, dass alle, Fans wie Band, so zusammen sein würden. Genaugenommen war es das auch: das letzte Mal auf unbestimmte Zeit. Denn Thrice haben sich aufgelöst. Vorerst, so heißt es. Ihr Vermächtnis: ein halbes Dutzend Platten, Songs wie Chamäleons und eine Doppelplatte namens "Anthology".

Packevoll mit zwei Dutzend Schnappschüssen aus allen Schaffensphasen der Band ist "Anthology", fest gehalten im allerletzten Moment: der letzten Tour, die Thrice im Mai und Juni 2012 gemacht haben. Die Setlist dazu war ein reiner Wunschtraum: online durften Fans selbst abstimmen, welche Songs es noch einmal in den Recall schafften. Prompt ist Gitarrist Teppei Teranishi hier ein letztes Mal das halbe Kind, das er mal war. Er, der heute sagt, wie schwierig es für ihn sei, drei Kinder, Frau und eine populäre Band unter einen Hut zu bringen, er grinst sich eins. Er greift ins Griffbrett und reitet seine Gitarre noch einmal so wie seine Jugendhelden von Iron Maiden. Wie damals, als er wie seine Bandkollegen gerade vom College kam. Teppeis Licks geben auch 2012 den Motor im Stück "Phoenix Ignition", einer der wenigen Songs, die Thrices erste Platte "Identity crysis" bis hierher überlebt haben. Lange genug überlebt damit, um es als einer von gerade zwei echten Oldies auf "Anthology" zu schaffen. Und lange genug überlebt, um zu dokumentieren, welchen Weg Thrice in vierzehn Jahren Bandgeschichte gebuckelt haben.

Gerade einen Track vorher haben Thrice auf "Anthology" "Come all you weary" gespielt, einem mit schweren Bildern und Matthäus-Evangelien beladenen Spiritual von "The Alchemy Index Vols. III & IV". Es ist ein Überbleibsel aus jener Spätphase der Band, die endgültig den Reifeprozess der ehemaligen Collegeabsolventen zu gestandenen Songwritern einleitete. Nicht ganz zufällig haben Thrice drei Stücke von ihrer "Vheissu"-Platte in den Mittelteil von "Anthology" gestellt. Denn "Vheissu" markiert den Wendepunkt, weg vom Metal und hin zum Freigeist, der später Songs wie das ebenfalls auf "Anthology" gevotete "In Exile" hervorbringen sollte. Auf "Anthology" werden sie alle eins: jubelnde Fans, Band und Songs, die für Uneingeweihte mitunter von völlig verschiedenen Bands stammen könnten. Aber für die ist "Anthology" sowieso nicht gemacht. Es ist ein letzter Gruß, ein letztes Abschiedsgeschenk einer Band, ein letzter Fanservice, bevor alles wirklich vorbei ist. Als sich Thrice an jenem 19. Juli 2012 in Santa Ana verabschiedeten, hallten minutenlang Chöre durch den Saal: "Thank you Thrice", skandierte die Stimme der paar Tausend. Die Crowdsurfer machten für einen Moment Pause, die Security-Schränke hielten inne, Sänger Dustin Kensrue hielt eine kleine Abschiedsrede, die wenig mehr als ein verhuschtes Dankeschön für vierzehn Jahre Wahnsinn war: "Thank you guys", fügte er an. Dann gingen bald die Lichter aus. Dann war vorerst Schluss.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • The artist in the ambulance
  • In exile
  • Deadbolt

Tracklist

  1. Yellow belly
  2. Image of the invisible
  3. The artist in the ambulance
  4. Kill me quickly
  5. Under a killing moon
  6. Silhouette
  7. In exile
  8. The weight
  9. Promises
  10. Daedalus
  11. Words in the water
  12. Of dust and nations
  13. Red sky
  14. The Earth will shake
  15. The messenger
  16. Digital sea
  17. Stare at the sun
  18. Deadbolt
  19. To awake and avenge the dead
  20. Beggars
  21. Come all you weary
  22. Phoenix ignition
  23. T&C
  24. Anthology

Gesamtspielzeit: 103:05 min.

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