Machine Head - Machine f**king Head live
Roadrunner / Warner
VÖ: 09.11.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die Feier des Selbst
Ein anschwellendes Grölen aus dem Dunkel. Die Stimmen des Individuen verschmelzen zu einem Kollektivchor: "Machine fucking Head!" Grelles Licht bricht sich an einer unüberschaubaren Masse von Leibern: "I am death". Die sinistre Stimme auf der Bühne fragt sicherheitshalber: "Are you ready?" Ohne weitere Warnung öffnet die Unterwelt ihre Pforten und verschlingt die Massen mit Sound. So muss Statuszementierung und das Feiern des Selbst klingen. Hier geht es schließlich um eine Marke: Robb Flynn, Adam Duce, Dave McClain, Phil Demmel. Verbunden sind sie durch das Zitat eines Deep-Purple-Albumtitels, das selbst zu einem Original wurde: Machine Head.
"Raise your fists in the air" heißt es immer wieder ganz konkret. Die Geste einer Macht, dieein erstarktes Identitätsgefühl konstituiert. So simpel, so schlicht. Die Bühne als Schauraum, auf dem "The blood, the sweat, the tears" aus 20 Jahren ihre Zusammenfassung erfahren. Im hellen Scheinwerferlicht erwacht jenes neu etablierte Selbst zum Leben, für das die Marke Machine Head seit "Through the ashes of empire" steht: die unangefochtene Spitze modernen Metals. Der Schwerpunkt des Zusammenschnitts verlagert sich für die Hörer zweiter Ordnung im weltweiten Heimpublikum hauptsächlich auf die neuere Diskografie. Auf das, was die Marke qualitativ auszeichnen soll: die Songs der Alben "The blackening" und "Unto the locust". Eine Innenperspektive, die zugleich als Außenperspektive fungiert. Die Rezeptionslenkung ist funktional und effektiv.
"Are you ready to sing these words?", fragt Flynn, und die Masse wird zum Multiplikator der Selbstbestätigung. Die Geste wird zu Sprache, zu Solidarität im verbal-performativen Akt. Der heimische Hörer wird dabei zum stillen Zeugen der großen Aufführung. Auch bei der Reproduktion wahren Machine Head die Markenqualität. Mit Mixer Juan Urtega, der schon "Unto the locust" zu seinem Soundgewand mitverhalf, weiß Flynn die Filigranität innerhalb der rohen Härte seiner Kompositionen zu wahren, ohne dass Brei aus den Boxen quillt. Wo 2005 die großartigen Songhüllen bei "9.0: live" von Slipknot in zum Teil ungenießbarer Undifferenziertheit untergingen, halten Machine Head die beeindruckende Balance aus Wucht und Feinheit. Die auf zwei CDs verteilte Liedersammlung perlt kristallin aus der Stereoanlage. Was diese Herren hier präsentieren, kann fort hin als neuer Standard gelten.
"This next song is a metaphor" wird dem Publikum vor "The locust" mitgeteilt. Ein Operieren mit klar abgesteckten Metaebenen. "Forming clouds, their shadow shrouds / Louder the tattered wings they sound." Und wie der Heuschreckenschwarm, vor dem der Sänger warnt, immer größer wird, so auch die Menge der Hörer, die dem Zelebrieren des Selbst beiwohnen. Beim Genuss von "Machine fu**king Head Live" ist es fast unmöglich, nicht in diese elektrisierende Feier miteinzusteigen.
Highlights
- Be still and know
- Imperium
- Aesthetics of hate
- Darkness within
- Ten ton hammer
Tracklist
- CD 1
- I am hell (Sonata in C#)
- Be still and know
- Imperium
- Beautiful mourning
- The blood, the sweat, the tears
- Locust
- This is the end
- Aesthetics of hate
- Old
- CD 2
- Darkness within
- Bulldozer
- Ten ton hammer
- Who we are
- Halo
- Davidian
Gesamtspielzeit: 100:45 min.
Referenzen
Trivium; Lamb Of God; Soulfly; Fear Factory; Chimaira; Pantera; Testament; Gojira; Sepultura; Slayer; Metallica; Killswitch Engage; Kreator; Megadeth; Hatebreed; Unearth; Shadows Fall; The Haunted; Coal Chamber; Evile; Shadows Fall; Cavalera Conspiracy; Ektomorf; Down; Hellyeah; Sylosis; Mastodon; Exodus; Slipknot
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