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Fink (UK) - Wheels turn beneath my feet

Fink (UK)- Wheels turn beneath my feet

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 05.10.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kick im Wohnzimmer

Die wenigsten Songwriter lohnen sich für einen Konzertbesuch. Da steht jemand mit der Gitarre in der Hand und singt. In vielen Fällen ist das langweilig, rotzlangweilig. Und erst dann wird einem klar, wie schwach Texte und Musik eigentlich sind. Bei Fink ist das nicht so. Jede Sekunde, die Finian Paul Greenall auf einer Bühne steht, müssen die Menschen genießen! Als der gute Mann in Nürnberg auftrat, saß ich mit meinem Hintern auf einem überteuerten Hartplastiksitz in der Allianz Arena und sah einen ziemlich lahmen Kick zwischen Bayern und Neapel in der Champions-League-Saison, die für die Münchener mit Schweinsteigers Tränen im Finale enden sollte. Und vielleicht hätte ich auch so aufgelöst vor der Bühne gestanden, wäre ich nicht beim Fußball gewesen. Aber ich weine bei Konzerten nicht. Nie. Aber ich wäre trotzdem ein wenig gerührt gewesen. Ganz bestimmt. Denn bei "Wheels turn beneath my feet", dem Ersatz fürs Wohnzimmer, bin ich es.

Der größte Fehler dieser Platte sind nicht die Songs, aber ihre Zusammenstellung. Anstatt sich einen Abend hinzusetzen und ein Konzert von vorne bis hinten aufzuzeichnen, setzt sich dieses Album aus verschiedenen Gigs in Lyon, Paris, London und Wien zusammen, die Fink mit Band in diesem und im vergangenen Jahr spielte. Dabei verlegte sich der gebürtige Brightoner auf eben diesen Sound, der herrlich in "Perfect darkness" und "Fear is like fire" rüberkommt. Trotz der auftauchenden Stille zwischen den Songs bleibt ihnen ihre Intimität, was sicher auch an der guten Qualität der Aufnahmen selbst liegt. In "Berlin sunrise" stehen einem die Hornbrillenmädchen mit der Bubenfrisur vor Augen, die lässigen Typen mit Cap und Bier in der Hand und die etwas älteren Herrschaften, die sich aufgrund der kleinen fünfzeiligen Empfehlung der Tageszeitung auf dieses Konzert verirrt haben. Und sie haben alle ein zufriedenes Lächeln im Gesicht wegen Fink, dem die Interpol-Gedächtnis-Kälte aus der Gitarre steigt.

Wenn "Wheels" dann dreckig seine Melodie in den Saal speit, breitet sich die Atmosphäre ein Stück weiter aus. Fink und Band harmonieren zusammen unglaublich gut. Von seinen TripHop- und Dub-Wurzeln bleibt wenig übrig. Im Gegenteil ziehen sich die akustischen Spuren so filigran und vorsichtig durch die Luft, dass jeder übermäßig elektronische Effekt alles zerstören könnte. "Honesty" schafft es auch ohne, eine wahnsinnige Spannung aufzubauen, die sich am Ende kaum lösen mag. Da die meisten Songs aber auch von Finks aktuellem Album stammen, verwundert das wenig. Die perfekte Dunkelheit ist eben jene, die ein Bühnenstrahl matt durchschneidet und aus der einem diese Stimme entgegenkommt. Das kann diese Platte nicht ersetzen - will sie aber auch gar nicht. Sie lohnt sich schon mehr als die meisten Konzertbesuche anderer Songwriter.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Perfect darkness
  • Warm shadow

Tracklist

  1. Biscuits
  2. Perfect darkness
  3. Fear is like fire
  4. Yesterday was hard on all of us
  5. Blueberry pancakes
  6. Trouble's what you're in
  7. Berlin sunrise
  8. Warm shadow
  9. Honesty
  10. Wheels
  11. This is the thing
  12. Sort of revolution
  13. Pretty little things

Gesamtspielzeit: 79:17 min.

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