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James Iha - Look to the sky

James Iha- Look to the sky

The End / Soulfood
VÖ: 28.09.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Heiter bis sonnig

Ganz gediegen war stets das Motto des ehemaligen The-Smashing-Pumpkins-Gitarristen. Nur nicht aufrocken. Wie soll strahlend frische Liebe mit Meister-Proper-Glanz denn auch anders besungen werden? Vor 14 Jahren, kurz vor dem Release des sommervernichtenden Trauerbrockens "Adore", oder als Kontrastprogramm zu den differenzierten Emotionstiefen von Liebe, welche die Pumpkins seinerzeit in Düsternis packten, brachte Iha sein Solo-Debüt "Let it come down" unter das Volk. Und schon fing die Sonne abseits des Hauptband-Kosmos wieder zu scheinen an und der Sommer 1998 ging typisch warm in die Tristheit der Kälte des Winters über. Eigentlich alles wie gehabt. Das Problem war nur: "Let it come down" hat in der Rückschau von 14 Jahren bei weitem nicht die Qualitäten, wie sie im gleichen Jahr Graham Coxon mit seinem Debüt als Solo-Künstler, "The sky is too high", unter Beweis stellte. Wo Coxons Erstschlag mit kaputtem Low-Fi punkten und nach all der Zeit noch überzeugen kann, liegt Ihas Erstling angestaubt in der Ecke. Macht nichts. Noch ist 2012 und der umtriebige, bei A Perfect Circle die Brötchen einholende Iha nutzt deren Hiatus und pustet sogleich sein zweites Solo-Machwerk in die Massen. Statt runterkommen ist jetzt der Blick in den Himmel Programm.

Die Höhenflüge bleiben allerdings irgendwie aus, denn wieder geht es ganz gediegen über die Runden. Der mittlerweile wasserstoffblondierte Iha bastelt ein schönes kleines Indie-Album aus altem Holz, schleift sämtliche Kanten ab und wundert sich gar nicht, warum der Schuppen nicht glänzt. Er macht zwar alles richtig, die Politur will aber nicht anschlagen. Das Problem ließe sich beheben, wenn der Lautstärkepegel von "Look to the sky" einfach mal ausschlagen würde.

"Make believe" setzt mit zarter Melodie und einer ruhigen Akustik-Gitarre mit etwas Glitzer auf dem Griffbrett sogleich den Lagerfeuer-Indie-Marker. Hübsch nennt sich so etwas. Im Hintergrund streicht Nina Persson von The Cardigans mit ihrer Engels-Stimme die weißen Taubenfedern glatt und gibt Ihas etwas monotoner Stimme einen Schuss abwechslungsreiche Harmonie. "To who knows where" wird im Gegensatz dazu etwas aufmüpfiger, das Schlagzeug schiebt sich dabei dezent neben lauteren Gitarren an die Front. Gefällt, aber kann den Hocker nicht zum Umsturz bringen, obwohl soweit eigentlich alles nach Indie-Schema runtergespielt wird. Den lauten Ansatz von "To who knows where" übernimmt "Gemini" und überzeugt mit schnörkellosem poppigem Lametta. Ebenso "Speed of love", "Till next Tuesday" und "Summer days". Alles schön zu hören, dürfte aber nach Kings Of Convenience keinen mehr zu Begeisterungsstürmen animieren. Einen Ausbruch wagt dagegen "Appetite" mit einem dunklen Tonus und schiffswackeligem Klavier, als ob Iha um halb vier Uhr morgens hacke dicht in einer verrauchten Bar an den Tresen sitzen und etwas abgehangen seine Vocals summen würde. Mit "Dream tonight" und "New Year' day' wird allerdings wieder alles dermaßen schön geklingelt, dass in "Waves" der Vokal-Beitrag von Karen O von den Yeah Yeah Yeahs fast unterzugehen droht. Alle weiteren illustren Gastmusiker versickern leider ebenso im schicken Indie des Ex-Pumpkins-Barden.

"Appetite" zeigt all das Potential, das jedes der Lieder von "Look to the sky" irgendwo im Sack hat, es aber partout nicht rausholt. So wird Ihas zweiter Solo-Gang zu einer durchaus schönen, aber leider nicht sehr spannenden Begegnung. Ein zwiespältiges Album. "Look to the sky" wird vielleicht Weihnachten 2012 verschönern, aber gewiss nicht die nächsten 14 Jahre als Lieblingsalbum im Schrank einen Ehrenplatz innehaben. Bitte etwas Staub einplanen.

(Peter Somogyi)

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Highlights

  • Make believe
  • Gemini
  • Appetite

Tracklist

  1. Make believe
  2. To who knows where
  3. Gemini
  4. Speed of love
  5. Till next Tuesday
  6. Summer days
  7. Appetite
  8. Dream tonight
  9. New Year's day
  10. Waves
  11. A string of words
  12. 4th of July
  13. Dark star

Gesamtspielzeit: 48:19 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33091

Registriert seit 07.06.2013

2020-09-08 11:57:19 Uhr
Kannte immer nur das Album aus den 90ern. Die hier ist aber echt schön.
joner
2012-11-24 22:16:09 Uhr
@ Johhny Utah

Ihas direkter Einfluss auf das Songwriting und die Arrangments war wohl gering. Ich hab etliche der bekannten Demos, wo die Rohfassungen der Songs zu hören sind, und da war meistens schon alles da, was sie ausmacht. Sehr zu empfehlen sind die "Machina"-Demos. Nur Corgan und die Akkustische.
Aber Iha wie auch D'arcy waren sicher sehr wichtig für das ursprüngliche Gespann. Vorallem Live hat er immer seine schön reduzierten und charakteristischen Fills eingebracht. Mein liebster Song von ihm: "The Boy" auf der 1979.
Charlie Nevada
2012-11-24 15:13:42 Uhr
Das Alter, das Alter.
Johnny Utah
2012-11-24 15:12:19 Uhr
Naja Charlie, geschrieben hat er die Liedchen nicht, aber durch Arrangement etc. beeinflusst. Hatte ich auch geschrieben (Einfluss). Aber du scheinst ja eine bessere Antwort darauf zu haben, warum Corgan alleine keinen gescheiten Output hinbekommt. Nur raus damit!
Charlie Nevada
2012-11-24 14:53:19 Uhr
Klar, James Iha hat in Wirklichkeit all die großen Hymnen geschrieben. Disarm, Today, 1979, Ava adore - alles von Iha. Sieht man ja an seinem wirklich sensationellen Solo-Output! Dass das noch nie jemandem aufgefallen ist.
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