Brian Eno - Lux
Warp / Rough Trade
VÖ: 09.11.2012
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Sauber nummeriert
Dieses Album ist nur was für die Ausgeschlafenen. Oder die total Benebelten. Denn diese 75 Minuten, die Brian Eno hier aufgenommen hat und tatsächlich unters Volk bringt, sind anstrengend und ermüdend, beziehungsweise bewusstseinserweiternd und transzendental. Eno sieht in "Lux" eine Fortsetzung seines "Music for thinking"-Projekts, zu dem er auch die Alben "Discreet music" von 1975 und "Neroli" von 1993 zählt. "Music for thinking" - das passt hervorragend. Denn wenn man sich nicht scharf konzentriert und immer wieder am Ohrläppchen zieht, dann verpasst man schnell das Wesentliche. Und driftet ab in einen kruden Bewusstseinsstrom.
Das Album hat vier Songs, sauber durchnummeriert. Zum Glück, denn ohne diese Zahlen würde man nicht merken, dass es sich um verschiedene Songs handelt. "Lux" ist eine zusammenhängende Soundschleife mit losen Klaviertönen. Manchmal kommt eine Trompete hinzu, manchmal ein Glockenspiel. Und nach 75 Minuten ist Schluss. Es erinnert an so vieles: an den Soundtrack von alten Strategiespielen für den PC oder die musikalische Untermalung des DVD-Menüs von "The shining". Eno, der alte Sound-Wizard, hat einen dichten Klangteppich geflickt und verkauft es als Avantgarde.
Und wer würde sich schon trauen, Eno offen zu widersprechen? Zu sagen: "Hey, Brian, das ist jetzt aber ein bisschen, naja, einfallslos. Und langweilig ist es auch. Kunst hin oder her. Und komm mir jetzt nicht mit Fluxus, Dadaismus und Konsorten!" Eben, traut sich ja niemand. Die Windows-Melodie, die Eno der Legende nach auf einem Macintosh komponiert hat, und das kann man mit Sicherheit sagen, ist jedenfalls spannender als das Gesamtkunstwerk "Lux". Dass sich Eno in der Vergangenheit in der Hauptsache mit dem Entwickeln von Klingeltönen für Nokia-Handys und Apps für das iPhone hervorgetan hat, macht die Sache immerhin besser. Eno kennt sich aus mit dem, gähn, Verhältnis von Kunst und Technik.
Uraufgeführt wurde "Lux" in einer Turiner Kunstgallerie, verkleidet als Soundinstallation. Da konnte man, lässig mit seidenem Schal über dem Jackett und roten Chucks unter der Leinenhose, durch die Gänge schleichen. Diese Musik will nichts, sie will nicht mal gehört werden. "Lux" ist flüchtig und ohne Inhalt. "Lux" ist der Heilsbringer für Choleriker und Bluthochdruck-Patienten. "Eine kleine Nachtmusik" für all jene, die sich Sonic-Youth-Bilder auf ihre Facebook-Seite klatschen.
Highlights
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Tracklist
- Lux 1
- Lux 2
- Lux 3
- Lux 4
Gesamtspielzeit: 75:21 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3870 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-07-07 13:52:44 Uhr
Ich hör das tatsächlich immer noch gerne zwischendurch... |
Beefy Postings: 483 Registriert seit 16.03.2015 |
2017-01-16 16:11:08 Uhr
Also ich mag das Album. Heute zum ersten Mal gehört. Klingt exakt so, wie seine anderen "richtigen" Ambient-Sachen. Nicht besser, aber bestimmt auch nicht schlechter. |
Rauschen im Blätterwald |
2013-01-08 19:13:52 Uhr
Das Album ist ein bißchen so wie Licht (naheliegend), das durch einen Baum fällt und das mit den kleinsten Details. Da kann man stehenbleiben und es wahrlich bewundern oder man geht eben dran vorbei. |
Rauschen im Blätterwald |
2013-01-08 18:56:56 Uhr
Wobei man natürlich ebenso gut auch den 60 Minuten aufmerksam lauschen und auf die Details achten könnte. |
Vashyron |
2013-01-08 18:29:13 Uhr
während ich diese Zeilen schreib läuft Lux im Hintergrund.....Wunderbar zum relaxen,lesen,träumen oder was auch immer.....;-) lol |
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Referenzen
Harold Budd; Roger Eno; Laraaji; Popol Vuh; Klaus Schulze; Yoko Ono; Silje Nergaard; Norbert Gottschalk; Avey Tare & Kria Brekkan; Xiu Xiu; Swan Lake; Zero 7; The Orb; Air; Faultline; M83; Blue States; Chroma Key; Mark Hollis; Giardini Di Mirò; Four Tet; Adem; Tortoise; Kruder & Dorfmeister; Peace Orchestra; Tosca; Röyksopp; Moby; Lamb; Radiohead; Jonny Greenwood; Broadcast; Stereolab; The United States Of America; The Silver Apples; Kevin Ayers; Robert Wyatt; Ian Brown; Pink Floyd; Roger Waters; Danny Elfman; Daniel Lanois; Ry Cooder; Karlheinz Stockhausen; Hans Zimmer
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