The Cooper Temple Clause - See this through and leave
Morning / BMG
VÖ: 22.04.2002
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Sprung in der Salatschüssel
Daß Engländer mitunter komisch ticken, wissen wir nicht erst seit Steaks mit Pfefferminzsoße, lauwarmem Bier und verbrannten Torwarthandschuhen. Besonders die Musikkritiker von der Insel ziehen ja fast stündlich auf dem Festland hochgezogene Augenbrauen und dann vernichtendes Kopfschütteln auf sich, wenn es wieder mal "next big thing"-, "best debut ever released in music history", "buy or die"- oder "simply god"-Statements regnet. Tja, und bei wahren Schätzen wie dem Debüt von The Temple Cooper Clause, sind die Inselschreiberlinge traditionell erst einmal sehr zurückhaltend. "Zu kompliziert", hieß es gar im NME. Zu einfach gemacht oder nicht zugehört, der Herr? Wahrscheinlich beides.
Denn schwer machen es die sechs Anfang-Zwanziger von Cooper Temple Clause einem eigentlich nicht: Sie haben ein einfaches Grundrezept - Plattenschrank der Teenager-Jahre durchgewühlt und die All-Time-Faves herausgezogen. Dann sind sie mit einem freundlichen "Mix it, baby"-Arnie-Lächeln in das Studio hineingeschritten, haben an allen Instrumenten mal geschüttelt, mal gerüttelt und in weniger als einer Stunde viele einflußreiche Bands in eine eigene Salad Bowl hoch zwei verwandelt.
Ein Song wie "Who needs enemies?" bekäme als Highlight auf einer neuen Oasis-Scheibe sicher einen Spitzenplatz. "Film-maker" ist wie der traditionelle Wutausbruch im zweiten Track auf den letzten beiden Placebo-Platten, nur mit einem heftigeren Schuß Aggressivität am Ende. Bei "Panzer attack" könnte sich auch Andrew WK ein weiteres Mal seine Nase blutig schlagen lassen. Und in den langen Epen "Digital observations" und "Murder song", die leise, langsam und bedrückend beginnen und sich minütlich mehr und mehr aufbäumen und in wahren Gitarrenorgien enden, schielt bisweilen motorpsychotisches und sigurrossisches Songwritertum durch. Pompös folgt auf minimal.
Selbst vor Elektronikgefrickel schreckt das Sextett aus Reading nicht zurück - der Opener "Did you miss me?" läßt das gesunde Ohr dreieinhalb Minuten mal schmerzhaft bewußt werden, was ein "Elektro-Tinnitus" ist, bevor eine Sägegitarre die Beats'n'Drums'n'Keys zerreißt und die Worten Energie und Intensität in neue Höhen hievt. Nicht schöner herauszuhören als im grandiosen "Amber": "Why does it have to get like this? / And I never meant to get like this". Verzweiflung, Wut, Frust, geboren im Kleinstadtmief der Festivalstätte Reading an den übrigen 362 Tagen im Jahr standen bei der Cooper Temple Clause Pate, um eines der intensivsten und genresprengensten Debüts dieses Jahres an den Tag zu bringen. Läßt sich der Hörer aber von dem Eindruck eines irgendwo aufgeschnappten Liedes leiten, so kann es natürlich schnell lauten: zu kompliziert. Man könnte kaum falscher liegen.
Highlights
- Who needs enemies?
- Amber
- The lake
- Murder song
Tracklist
- Did you miss me?
- Film-maker
- Panzer attack
- Who needs enemies?
- Amber
- Digital observations
- Let's kill music
- 555-4823
- Been training dogs
- The lake
- Murder song
Gesamtspielzeit: 55:27 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33687 Registriert seit 07.06.2013 |
2023-09-07 13:54:37 Uhr
"Amber" ist für mich der Gigant des Albums, aber das Ding ist durchweg klasse. |
fuzzmyass Postings: 17465 Registriert seit 21.08.2019 |
2023-09-07 12:27:59 Uhr
Ja, sind alle großartig - es ist einfach ein total rundes und stimmiges Album... würd sogar die 10 zücken jetzt, der Test Of Time ist eindeutig bestanden bei mir |
nörtz User und News-Scout Postings: 15049 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-09-07 12:25:47 Uhr
The Lake ist meine Nummer 1 hier! |
carpi Postings: 1650 Registriert seit 26.06.2013 |
2023-09-07 12:10:24 Uhr
@fuzzymass Doch, der Murder Song muss noch dazu:), grandiose 9 Minuten mit wunderbarem Refrain. Insgesamt mindestens ne 9. |
fuzzmyass Postings: 17465 Registriert seit 21.08.2019 |
2023-09-07 11:38:27 Uhr
Hach, ist das ein fantastisches Album... und die Pressung auch super... das und der Nachfolger gehören für mich immer noch zu den ganz großen Highlights der letzten 25 Jahre bzw. der 00er bis heute...Diese unbändige Rawness ging dem Nachfolger etwas ab... Who Needs Enemies und Amber, mehr braucht man nicht zu sagen... |
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Referenzen
My Bloody Valentine; The Dandy Warhols; Super Furry Animals; Radiohead; Home Video; Placebo; Motorpsycho; Oasis; Sneaker Pimps; Death In Vegas; Alpinestars; The Notwist; Dazerdoreal; Blackmail; Idlewild; Black Rebel Motorcycle Club; Spiritualized; Spacemen 3; The Cure; Pink Floyd; VAST; Ghinzu; dEUS
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