Jessie Ware - Devotion
Island / Universal
VÖ: 30.10.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Sonnenuntergangsbesoffen
Gefühle musst Du an den Eiern packen. Gerade auf dieser ganzen Soulpop-Schiene muss jeder Griff sitzen. Rihanna weiß das nicht, Jessie Ware weiß es. Die Dame, die schon auf SBTRKTs letzter Platte zugange war, bringt mit "Devotion" jetzt ihr Debütalbum heraus. Mit 28 Jahren gehört sie zu den hoffnungsvollsten Talenten aus England. Das galt zumindest bis zur Veröffentlichung von "Devotion". Denn nach Tracks wie "Night light" kann es gar keine Frage mehr sein, dass Ware diesen Status längst verlassen hat. Als erstes Album ist "Devotion" eine ziemliche Ansage. Statt der üblichen Rhetorik im Genre orientiert sich Jessie Ware stärker an den abseitigen Pfaden. In den Schatten finden eben immer noch die besten Geschichten statt. Leidenschaft endet eben nicht nur im Beischlaf, sondern auch in persönlichen Krisen. Jessie Ware singt mit zerbrechlichem Druck. Die schwelgerischen Worte von "Wildest moments" streifen einsam durch den schweren Beat wie verlorene Seelen in der nächtlichen Großstadt.
Das fragile Selbstbewusstsein wird zur selbstbewussten Fragilität - es könnte das Ende sein. Die Vocals aus "Still love me" könnten direkt aus den Achtzigern gesamplet sein, doch Jessie Ware schält die Nostalgie einfach runter. Vielmehr übernimmt sie die Harmonien. Dass der Track und jeder andere auf diesem Album so funktionieren, liegt neben Ware auch an der Produktion, die Dave Okumu von The Invisible geschmissen hat. Pop bleibt die übergeordnete Schablone, die er aber mit Dubstep, UK Funky, Soul und R&B ausbessert. Dadurch schimmern die Tracks nicht nur an der Oberfläche, sondern öffnen sich auch in die Tiefen des Raums. Was sich so schrecklich lesen mag, ergibt aber Sinn, wenn sich der Bass von "Devotion" in die Breite schiebt oder sich selbst noch in "No to love" einzelne Details hinter der Dynamik verstecken. Das transportiert neben der Einsamkeit noch ein wenig mehr. Vielleicht greift es Sehnsucht als Begriff ganz gut, wenn in ihm noch die Verzweiflung mitschwingen würde, die "Devotion" ausstrahlt.
Genau das ist die Ebene, auf der diese ganze Platte funktioniert. "Under the moonlight, shining on the sea / You'll be my night light, watching all over me", singt Ware in "Night light", und hinter dem sonnenuntergangsbesoffenen Rhythmus drückt eine Gitarre ihre tiefsten Regungen aus. Platz für die Streicher gibt es gerade einmal in den letzten paar Sekunden. Ware trägt ihr Debüt mit ihrem Charakter, ihren Ideen. Mit kräftigen Versatzstücken baut sie auf "Devotion" die verschiedenen Elemente zusammen. In diesem kalten Sound bleibt sie die Stimme, die alles vorgibt, aber doch auch nicht weiß, wo alles hinführt - zumindest tut Ware so. Denn technisch zeigt "Devotion" eine selbstbewusste Künstlerin. Die eben auch weiß, wann sie zupacken muss.
Highlights
- Wildest moments
- Night light
Tracklist
- Devotion
- Wildest moments
- Running
- Still love me
- No to love
- Night light
- Swan song
- Sweet talk
- 110%
- Taking in water
- Something inside
Gesamtspielzeit: 42:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Nicklas |
2013-01-10 23:52:36 Uhr
Großes Ding, "Night Light" ist spitze. Musikalisch sicherlich mindestens auf Augenhöhe mit Lana, ob sie aber auch eine so stimmige "Idee" verkauft, weiß ich noch nicht. |
saihttam |
2012-11-05 16:57:30 Uhr
wirklich ein sehr gutes Pop-Album! schade, dass es sowas nicht mal an die spitzenpositionen der charts schafft. |
Armin |
2012-08-31 00:03:17 Uhr
"Wildest moments" ist toll. Besser als Lana Del Rey? |
SD |
2012-08-26 22:11:03 Uhr
Einfach ein sehr schönes R&B/Pop-Album. Nicht mehr und nicht weniger. |
IFart |
2012-08-26 21:46:30 Uhr
ganz nette Platte , so zum Nebenbeihören |
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Referenzen
Sade; SBTRKT; Massive Attack; Claire Maguire; Janelle Monáe; Andreya Triana; How To Dress Well; Purity Ring; Cooly G; Kelis; James Blake; Donna Summer; Major Lazer; Annie; Little Boots; Róisín Murphy; Santigold
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