The Helio Sequence - Negotiations

Sub Pop / Cargo
VÖ: 14.09.2012
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Kaskaden im Laub
Euro-Rettungsschirm, Bundesliga-Millionentransfers, "Album der Woche"-Debatte: Verhandlungen können langwierig sein. Ähnlich wie Plattenaufnahmen, wenn einem ständig mehr oder weniger einschneidende Dinge dazwischenkommen - wie zuletzt The Helio Sequence. Sänger und Gitarrist Brandon Summers wurde Vater, das Studio der Band soff infolge sintflutartiger Regenfälle ab - schon dauerte es schlappe fünf Jahre, bis der Nachfolger von "Keep your eyes ahead" im Kasten war. Immerhin hatte Kollege Benjamin Weikel dadurch Gelegenheit, ausgiebig an den elektronischen Details zu schrauben, so dass einer limitierten Erstauflage von "Negotiations" nun eine Bonus-CD beiliegt, die man zwecks quadrophonischen Hörerlebnisses simultan zu den neuen Songs abspielen soll. Nicht, dass die beiden derartige Sperenzchen nötig hätten - auch herkömmlich gehört ist das fünfte Album des Duos aus Portland nämlich einmal mehr eine äußerst raumgreifende Angelegenheit geworden.
Und obwohl Weikels Schlagzeug manchmal recht unvermittelt lospoltert und Summers' dicht gewobene Gitarrengebilde mitunter beeindruckende Höhen erreichen, muss man auch diesmal keine Angst haben, von The Helio Sequence unpassend angekumpelt zu werden. Stattdessen stößt "One more time" einen verhallten Eröffnungsseufzer aus, und ein wattiertes Riff illustriert eine hörbar ausweglose "Downward spiral". Dazu trauert Summers immer wieder schweren Herzens vergangenen Freuden und verpassten Chancen nach und sinniert über "Words we never said / Calls we never made". Die Schatten werden länger, und zum behutsam vorwärts schiebenden "October" hält der Herbst Einzug, bevor das Stück in einer überrissenen Riffkaskade ausklingt. "Hall of mirrors" und "When the shadow falls" kommen dann mit orchestraler Hymnik schneller zur Sache: Indie-Folk, Shoegaze und Post-Punk begehren gemeinsam auf, schwellen wieder ab und bleiben in dieser köstlich zeitlosen Gitarrenmusik angenehm ungreifbar.
Eine gewisse Unschärfe im Sound gehört hier genauso dazu wie eine Art gekippte Seelenruhe, die jedoch zuweilen an Lethargie grenzt - anders als noch auf "Keep your eyes ahead", wo der wohlig in den britischen Rave-Rock zurückgroovende Hit "The captive mind" oder die kleine, lärmige Schroffheit "No regrets" für Lichtblitze sorgten. Auch das eher ziellose Glühwürmchen "Harvester of souls" erreicht nicht die Intensität der Dylan-Beschwörungsformel "Broken afternoon". Und so jammern sowohl Summers als auch der Hörer auf hohem Niveau: Ersterer über missliche Gefühlszustände, obwohl angesichts geregelter Familienverhältnisse doch eigentlich alles zum Besten stehen dürfte, Letzterer ob eines Albums, das ohne gelegentliche Beimengungen gepflegter Langeweile noch besser hätte sein können. Da The Helio Sequence aber meist wissen, was sie tun, gilt trotzdem: Ein bisschen was geht immer - und demnächst vielleicht auch wieder ein bisschen mehr. Vermutlich alles Verhandlungssache.
Highlights
- October
- Hall of mirrors
- When the shadow falls
Tracklist
- One more time
- October
- Downward spiral
- The measure
- Hall of mirrors
- Harvester of souls
- Open letter
- When the shadow falls
- Silence on silence
- December
- Negotiations
Gesamtspielzeit: 43:09 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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marc |
2012-10-19 00:41:33 Uhr
warum postetkeine r was?ich fand die von2008 auch super, vor allem der opener! und die 2 ruhihgn akusik nummern! neue muss i noch hören! |
lego |
2012-08-28 12:32:32 Uhr
nach mehr als vier Jahren kommt mit "Negotiations" endlich der Nachfolger zum fulminanten "Keep your eyes ahead".Klanglich wieder eine Offenbarung, über die Boxen macht das überaus Spaß, das Album ist allerdings nicht so griffig, fängt zwar schön an, aber die zweite Hälfte baut arg ab. bisschen schade. vielleicht muss man sich etwas mehr reinhören. |
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Referenzen
Rogue Wave; The Walkmen; The Double; The Dears; Band Of Horses; Other Lives; Clap Your Hands Say Yeah; Alec Ounsworth; Dark Captain Light Captain; Death Cab For Cutie; Maritime; The Promise Ring; Nada Surf; The Shins; The Weakerthans; Mercury Rev; The Flaming Lips; Broken Social Scene; Apostle Of Hustle; The Most Serene Republic; Tapes’n Tapes; The Wrens; Modest Mouse; Foreign Born; The Postal Service; Stars Of Track And Field; British Sea Power; The Electric Soft Parade; The Stone Roses; Glasvegas; Ian Brown; Zulu Winter; Echo & The Bunnymen; Electrafixion; Doves; Elbow; South; The Wedding Present; Isolation Years; The Grand Opening; The Fresh & Onlys; Delay Trees; I Like Trains; The Stills; Interpol; Paul Banks; White Rabbits; Spoon; Divine Fits; Midlake; The Low Anthem; Exitmusic; Grandaddy; Cold War Kids; Bear In Heaven
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