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Beth Orton - Sugaring season

Beth Orton- Sugaring season

Anti / Indigo
VÖ: 28.09.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Zucker im Tee

Nein, zu viel Süßstoff steckt nicht in Beth Ortons Musik. Schon als sie William Orbit, Red Snapper oder den Chemical Brothers ihre Stimme lieh, lag ein eher herber, erdiger Wohlklang in ihrem Gesang. Als sie dann mit "Trailer park" und "Central reservation" auch noch bewies, dass sie gut auf eigenen Füßen stehen konnte, waren nicht wenige eben dieser Stimme verfallen. Das wunderbare "Comfort of strangers" ist nun aber auch schon sechs Jahre her, und beinahe hätte man vergessen, wie angenehm es ist, Orton zu hören. Jetzt veröffentlicht sie "Sugaring season", und alles wird wieder gut.

Im eröffnenden "Magpie" glitzert das Folkpicking verlockend, und Orton wird von zickigen Streichern umgarnt. "It is a hard, hard fight", singt sie und straft damit die ätherische Musik Lügen. Je mehr sich Saiten und Rhythmen ineinander verdrehen, um Ortons Stimme in ihrem Strudel zu verschlingen, desto klarer setzt sich diese durch. Wenn "Dawn chorus" hingegen sanft in der eigenen Harmonie wogt, hält das Akkordeon aus dem Hintergrund die in Richtung Joni Mitchell davon zwitschernden Jazz-Säuseleien auf der Erde.

Wo es "Candle" mit der verwunschenen Atmosphäre des Openers in die Wolken zieht, suhlt sich das sehnsüchtige "Something more beautiful" im Sumpf von Soul und Seelenqual. Dann wummert "Call me the breeze" mit rustikalem Tschaka-Boom, und "See through blue" wankt mit taumelndem Stummfilm-Klavier und trunkenen Streichern durchs Hafenviertel. Orton beherrscht also nicht nur die abstrakten Momente, sondern auch das ganz handfeste Leben. Und die ehemalige Folktronica ist weit, weit weg.

Dafür stecken im Falsett von "Poison tree" und im klagenden Alt von "Last leaves of autumn" so viel verheilende Wunden und Narben, dass die im Moll badende Seele gesundet. Die Engländerin braucht dazu keine großen Gesten. Tucker Martine produzierte ihr Augenblicke wie "State of grace" oder "Mystery", in denen die Kunst prominenter Zuarbeiter wie Marc Ribot, Eyvind Kang oder Rob Burger gerade so eben durchscheint. Diese Profis stellen sich in den Schatten der Künstlerin, die wundersame Empfindungen durchlebt und sie mit uns teilt. "I'm ready for the first time feeling", bekennt sie in die Streicher hinein, und das Klavier hält die Luft an. Die Stimme zerbricht unter dem Gefühl und hat dennoch die Kraft, ihre Welt wieder zusammen zu flicken. Bezaubernd.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Magpie
  • Candles
  • Poison tree
  • Last leaves of autumn

Tracklist

  1. Magpie
  2. Dawn chorus
  3. Candles
  4. Something more beautiful
  5. Call me the breeze
  6. See through blue
  7. Poison tree
  8. Last leaves of autumn
  9. State of grace
  10. Mystery

Gesamtspielzeit: 37:09 min.

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