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Teen - In limbo

Teen- In limbo

Carpark / Indigo
VÖ: 07.09.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Die Mega-Hippen

Es ist, als könnte man direkt in die Zukunft blicken und wüsste bereits, was passieren wird. Und es wird passieren - daran führt eigentlich kein Weg vorbei. Denn der Hipster-Vorwurf klebt im Grunde jetzt schon wie ekliger, alter Kaugummi an Teen, obwohl bisher nur US-Musikblog-Leser von ihnen gehört haben dürften. Denn bei Teen handelt es sich um eine Frauenband aus New York, deren Mitglieder aussehen, als hätten sie Muttis Kleiderschrank geplündert. Die Jeans, deren Bund knapp unter dem Hals endet, die Blusen mit Blümchenmuster - das schreit förmlich nach dem großen Anti-Hipster-Mob. Dass Teeny Lieberson, Gründerin und Kopf der Band, vorher bei Here We Go Magic am Keyboard stand und die Band in Anlehnung an ihren eigenen Namen Teen nannte, hilft da auch nicht groß weiter. Selbst wenn ein grober Zusammenhang mit bevorstehender Adoleszenz und den sich ergebenden Konsequenzen denkbar ist. Und dann benennen sie ihr Album auch noch nach dem Song "In limbo" vom vermeintlich besten Album dieser großartigen wie umstrittenen britischen Band. Und schon schrillen die Hipster-Alarmglocken noch etwas lauter.

Vielleicht wollten sie es aber nicht anders. Fakt ist, dass die meisten bisher mehr von Teen gelesen als wirklich gehört haben. Das dürfte sich bald ändern: Denn obwohl man sich ob der oben genannten Punkte dagegen zu sträuben versucht, ist "In limbo" ein sehr gutes Album geworden. Da stört es auch nur ein bisschen, dass die Damen im Opener "Better" nach knapp eineinhalb Minuten Spielzeit bereits vor Selbstbewusstsein strotzen: "I do it better than anybody else, ha!" verkünden sie dort, unterstützt von einer synthiegeladenen New Wave-Melodie, die um sich selbst zu kreisen scheint und es sich im Ohr der Hörers verflixt gemütlich macht. Von einem ähnlichen Format ist das hypnotische "Sleep is noise", das wie fast alle Songs klingt, als sei es mit einem Instagram-Filter versehen worden, während es beim trotzigen "Electric" vor allem die Post-Punk-Anleihen sind, die Erinnerungen an Siouxsie & The Banshees wecken, während sich das Stück langsam, aber stetig zum großen Highlight des Albums entwickelt.

Weitaus poppiger gibt sich "Come back" mitsamt Bossanova-Beat, der stilistisch an die sechziger Jahre erinnert, als die prüden Vorstellungen von Liebe hinter verschlossenen Türen genauso über Bord geworfen wurden wie die Klamotten. Kein Wunder, dass es zugleich unschuldig-verletzlich wie auch anzüglich-verrucht klingt, wenn Lieberson davon singt, wie sie auf der Treppe vorm Haus sitzt, auf ihren Liebsten wartet und dabei säuselt: "Look at me, I'm a gift / Look at me, I'm a prize". Auch im schwermütigen "Why why why" spielen Teen mit dem Frauenbild des vermeintlich schwachen Geschlechts und erinnern in aller Traurigkeit an Nico, bevor sich das zuckersüße Drama "Charlie" wie in Trance walzerartigem Kummer hingibt. Ausgerechnet der Schlusssong "Fire" fällt als einziges Stück auf "In limbo" im Vergleich zu den zehn starken Vorgängern etwas ab. Aber irgendeinen Anlass zum Meckern müssen Teen den Hörern ja geben - wenn es sonst schon so wenige Gründe gibt, sie nicht zu mögen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Come back
  • Charlie
  • Electric
  • Why why why

Tracklist

  1. Better
  2. Come back
  3. Charlie
  4. Electric
  5. Huh
  6. In limbo
  7. Sleep is noise
  8. Unable
  9. Why why why
  10. Roses & wine
  11. Fire

Gesamtspielzeit: 55:49 min.

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