Die Orsons - Das Chaos und die Ordnung

Chimperator / Universal
VÖ: 28.09.2012
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Rehkiz
"Weg mit den Nazis, her mit der Scheide!" - griffiger hätte es die Hamburger Schule in den Neunzigern auch nicht hinbekommen. Die Orsons sind seit ein paar Jahren die zuverlässigsten Naturoptimisten und Liebesverteiler. Wenn die vier Herren des Labels Chimperator sich an Musik machen, dann steckte da bisher viel Quatsch drin, der einerseits Kopfschütteln verursachte und anderen ein Kopfnicken abverlangte. Letzteres meist mit einem breiten Grinsen zusammen. Die Orsons sind überhaupt putziger als K.I.Z. und wenn jemand das Wort "Scheide" in den Mund nimmt, dann mit dem gleichen Kichern, mit dem es Fünftklassler im Aufklärungsunterricht vorlesen würden. Doch daneben bedeuten die Orsons auch, dass vier Köpfe sich auf einen musikalischen Kompromiss einigen müssen. War das früher der unbedingte Wille, dass jede Stimme möglichst in jedem Track auftaucht, haben sich Maeckes, Plan B, Kaas und Tua davon mittlerweile verabschiedet.
Und somit ist ihre dritte Platte nicht nur ein Schritt nach vorne, sondern vor allem auch zur Seite. Denn es lässt sich bei fast jedem Track ablesen, aus wessen Feder er stammt oder wer ihn auf "Das Chaos und die Ordnung" gedrückt hat. Und dass Maeckes und Tua nicht die größten Spaßvögel auf ihren Soloalben sind, sollte mittlerweile bekannt sein. Doch trotzdem gibt es "Rosa, Blau, Grün", in dem irgendwie doch wieder alles verläuft. "Nehmt euch ruhig das größte Spielzeug", ist da die Ansage und auf dieser merkwürdig geschrumpften Polka samt Autotune kommt das ziemlich gut. "Horst & Monika" schafft es dann Geschlechtsumwandlung mit Kinderchor so herrlich bescheuert zu verbinden, wie es nur geht. Einzig das Experiment "Zambo Kristall Merkaba" läuft vorbei und funktioniert nicht so wirklich. Dagegen stehen "Nachmittag im Park" und "Jetzt", die auch auf "Kids" von Maeckes gut gepasst hätten, wenn da nicht so ein paar kleine Effekte wären, die verraten, dass da mehr als nur ein Künstler am Werk war.
Die Kunst der Orsons ist vielleicht, dass daraus kein wirkliches Spannungsfeld entsteht, sondern die Dinge vollkommen normal nebeneinander stehen. "Unperfekt" und "Vodka Apfel Z" sind schlicht unterschiedliche Facetten des Kollektivs. Mit dem "Raop"-Entwurf von Cro hat das in der Tat sehr wenig zu tun. Vielmehr mit dem eigenen Weg, den die Orsons sich geschaffen haben. Vier Herren, die wissen, wie sie die Knöpfe zu drehen haben, um sich zu entfalten, aber trotzdem noch zusammenpassen. Über fünfzehn Tracks klappt das, doch vielleicht wären ein paar Seitenwege nicht unbedingt nötig gewesen. Denn der Anschluss von "Jetzt" an den Rest der Platte passt nicht so ganz, weil die Atmosphäre in diesem Track ziemlich einzigartig ist. Und alles passt für den Moment. Jetzt bitte keinen Scherz. Wir sind hier nicht in Kuckuckswolkenheim. Was nicht ist, kann schon sein. Nur muss es das nicht immer.
Highlights
- Das Leben ist sch.
- Horst & Monika
- Jetzt
Tracklist
- Das Chaos und die Ordnung
- Das Leben ist sch.
- Nachmittag im Park
- Übertreiben Baby
- Zambo Kristall Merkaba
- Für immer Berlin
- Horst & Monika
- Vodka Apfel Z
- Lagerhalle
- Rosa, Blau, Grün
- Mars
- Unperfekt
- Wir können alles machen! (Was sollen wir machen?)
- Wir waren da
- Jetzt
Gesamtspielzeit: 63:15 min.
Referenzen
Maeckes; Kaas; Plan B; Tua; Cro; Marteria; Casper; Sam; Ahzumjot; Rockstah; Vasee; Psaiko Dino; Kraftklub; Prinz Pi; Samy Deluxe; Peter Fox; Jan Delay; Absolute Beginner; Kollegah; Blumentopf; Roger; Sepalot; Fettes Brot; Olson Rough; Die Fantastischen Vier; Olli Banjo; Kool Savas
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