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King Charles - LoveBlood

King Charles- LoveBlood

Universal Republic / Universal
VÖ: 14.09.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Syne Fru de Ilsebill

Heute aus der Reihe "Binsenweisheiten für den Hausgebrauch": Hinter jedem großen Mann steht irgendwo eine Frau herum. Wenn sie nicht schon wieder weg ist. Charles Costa alias King Charles kennt den Schmerz: Er wird früher oder später von jeder verlassen. Vielleicht sollte er einfach keine Dinge wie "Never let a woman go / Even when you know / She can always be replaced" mehr singen. Dann heißt es nämlich eines Tages: "She kissed me once / I took her out for lunch / And she never kissed me again." Besonders schmerzlich im Falle von "Mississippi Isabel", die der Mulitiinstrumentalist auf seinem Debüt gleich in zwei Stücken besingt. Dabei weiß er im Grunde gar nicht, was sie hat: "I wrote you a song, Mississippi Isabel / I even sent you flowers when you fell ill." Und dabei spielt Costa wahrscheinlich Rosenklavier.

Doch sei's drum: Wenn solche amourösen Eskapaden derart putzmunteren Indie-Folk mit Pop-Schlagseite wie auf "LoveBlood" zeitigen, soll er ruhig so weitermachen. Der Brite mit dem Dreadlock-Kopfputz und dem gegelten Schnurrbart ist nämlich nicht nur ausgewiesener Schwerenöter, sondern auch musikalischer Charmeur vor dem Herrn. Wussten auch Noah And The Whale, Laura Marling und Mumford & Sons und nahmen ihn kurzerhand mit auf Tour. Letztere gastieren nun ihrerseits auf "The brightest lights" - doch Costa beherrscht weit mehr als Banjo-Plöng oder anschwellende Weltumarmer-Chöre und spielt sich gewitzt und fidel durch glamourösen Pop, Uptempo-Singalongs und gekippte Balladen. Da versteht es sich von selbst, dass die Songs über die so schmählich Verflossene zu den stärksten auf "LoveBlood" gehören.

Trotzdem hüpft "Mississippi Isabel" auf einem perlenden Piano zu Shalala-Passagen gut gelaunt vorwärts, und "Love lust" wächst sich vom spartanischen Akustik-Ding zum zerrenden Rock-Shuffle aus, dessen Gitarrengezwirbel Costas Oberlippenbehaarung schwer zum Vibrieren gebracht haben dürfte. Auf den Hörer jedoch wird King Charles' Vibe bereits früher übergesprungen sein: Zu aufgekratzt eröffnet das Titelstück diesen Reigen liebestoller Lieder, zu unwiderstehlich veranstaltet "Bam bam" lautmalerisches Bumsen - natürlich nur an die Tür, hinter der, wenn nicht die Angebetene, dann wenigstens ganz große Popmusik lauert. "Lady Percy" zieht es jedenfalls vor, mit dem Motorrad durch die Highlands zu brausen, statt King Charles' Konzerte zu besuchen, lässt ihm dafür aber einen großartig barocken Euphorie-Schunkler da.

Ehrensache, dass Costa sich auf seine Weise bedankt: etwa mit dem elektronisch unterwanderten Mini-Drama "Polar bear", bei dem er sich zudem eine erstaunlich versierte Rap-Einlage leistet. Oder mit "Ivory road", das die Harmonien des Chordettes-Heules "Mr. Sandman" rekapituliert - die hohe Kunst des Pop-Zitats. Da verzeiht man ihm ein, zwei etwas aus dem Ruder laufende Schmachtfetzen sowie den Gemeinplatz "All men kill the things they love" gerne. Zumal das Schlussstück mit Kinderchor, heiterem Geklimper und vollendetem Gesangspathos die Stärken von "LoveBlood" noch einmal bündelt und dem Album auf den letzten Metern eine Hommage an Oscar Wildes "The Ballad of Reading gaol" unterjubelt. Und wäre Costa ein norddeutscher Märchenerzähler, er würde wohl seufzen: "Myne Fru de Ilsebill / Will nich so, as ik wol will." Der Ärmste.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • LoveBlood
  • Mississippi Isabel
  • Love lust
  • Lady Percy

Tracklist

  1. LoveBlood
  2. Mississippi Isabel
  3. Bam bam
  4. Love lust
  5. Polar bear
  6. Lady Percy
  7. Ivory road
  8. The brightest lights
  9. Beating hearts
  10. Coco Chitty
  11. Wilde love

Gesamtspielzeit: 38:11 min.

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