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Estate - Unsound

Estate- Unsound

CCP / Suspect / SPV
VÖ: 15.04.2002

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

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Österreich. Da denkt der ignorante Deutsche erstmal an Ski-Urlaub, was ja durchaus angenehme Assoziationen wecken mag. Um so schlimmer sieht es in musikalischer Hinsicht aus: Falco und die Erste Allgemeine Verunsicherung fallen einem zuerst ein. Und Rockmusik von internatonalem Niveau? Bisher Fehlanzeige, auch wenn sich der Verfasser dieser Zeilen damit des Verdachts der völligen Ignoranz aussetzt. Mit Estate aus Graz hätte sich das ändern können. Hardcore, Punk, Metal und Emo - gleich vier Dinge auf einmal will deren zweites Album "Unsound" vereinen und schielt damit auf jede nur erdenkliche Zielgruppe im Bereich der härteren Gitarrenmusik. Von Punkroots ist allerdings nicht viel zu spüren, und wenn auch die Emo-Schublade ist schon wieder viel zu weit aufgerissen worden.

Gepflegte Langweile macht sich breit, auch wenn der (Un)Sound nicht gerade zu einem besinnlichen Abend bei Kerzenlicht und einem Glas Rotwein einlädt. Es geht zur Sache, gibt reichlich brachiale Gitarrenriffs, Geschrei, Aggressionen und mitsingtaugliche Refrains, die allerdings den faden Beigeschmack längst vergessen gehoffter Metallhymnen besitzen. Wenn dann der Beipackzettel zum Album liebevoll davon spricht, daß die Songs beinah mathematisch konstruiert anmuten und Improvisationen nicht vorkommen, dann trifft es das Hauptproblem der Platte. "Estate" fehlt jeglicher Mut, vom Schema F abzurücken. Vertrackte Passagen, überraschende Breaks und den Ausbruch aus dem Strophe- Refrain-Strophe-Prinzip sucht man leider vergebens.

Der Opener "Two bodies one soul" ist ein passabler Rocker, der aber keinen bleibenden Eindruck hinterläßt. Gehört und vergessen. "Results and discussions" plätschert vor sich hin und erinnert darüber hinaus noch an "Caboose" von Snapcase, wie nahezu jeder zweite Song auf "Unsound". Und damit sind wir auch schon beim zweiten großen Problem des Albums. Die Jungs haben ihr Hausaufgaben zu gut gemacht. Strife, Snapcase, Thumb und die gesammelten Werke der Deftones dürften ohne Zweifel zu den Lieblingsplatten von Estate gehören und wurden wahrscheinlich auch mit in den Produktionsraum geschleppt. Die Chino-Moreno-Verehrung erreicht ihren Höhepunkt spätestens bei "Lucy Westenra" und dem Versuch, melodischen Gesang mit manisch-depressiven Ausbrüchen zu paaren. Hübsch anzuhören, aber es fehlt die Authentizität. Unsägliche Wut, Trauer und Verzweiflung will man Sänger Josef Mayer einfach nicht abkaufen. Das gilt dann auch für "The outlet" und die mehrfach wiederholte Aufforderung "Watch me explode". Man steht neben dran und denkt nur "na dann explodier doch endlich".

Einen deutschsprachigen Song haben "Estate" auch noch auf Lager, der eigentlich keiner weiteren Erwähnung bedürfte. Bedauerlich ist daran nur, daß die Neue Deutsche Härte auch an Österreichern nicht spurlos vorbeigezogen ist. "Nur noch Haut und Blut / Pulsiert auf dich zu / Von der Glut der Asche bleibt uns nur die Asche". Noch Fragen?

(Ingo Renzel)

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Highlights

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Tracklist

  1. Two bodies one soul
  2. Results and discussions
  3. Missing the point
  4. Lucy Westenra
  5. Sleeping pill
  6. Modern rebellion
  7. Sunset
  8. Forgive forget
  9. The outlet
  10. Invisible times
  11. Living in the belly of the world
  12. The die is cast
  13. Tagtraumtanzschule

Gesamtspielzeit: 42:34 min.

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