Skunk Anansie - Black traffic
Boogooyamma / Ear / Edel
VÖ: 14.09.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Fuck you, my dear
Die Rückkehr der Neunziger wurde in den letzten Monaten so oft propagiert, dass die Popkultur eigentlich schon wieder bei den Nullern angekommen sein müsste. Als damals, gegen Ende des Jahrzehnts, wohlfrisierte Plagiatoren wie Creed oder Nickelback das Laut-Leise-Schema endgültig vom Untergrund abschnitten und zur Pose pervertierten, war die Verachtung noch groß. Dabei musste spätestens, als Rod Stewart 1998 Skunk Anansies "Weak" gecovert hatte, klar gewesen sein, dass diese Musik, die man in Ermangelung von Alternativen immer noch Alternative Rock nannte, durch und durch Mainstream geworden war.
Skunk Anansie, die in ihrem überaus eingängigen Krawall einiges an Formelhaftigkeit kultiviert hatten, entzogen sich diesen Überlegungen weitgehend durch Abwesenheit. Erst 2009 kamen sie mit der Hit-Kopplung "Smashes and trashes" aus der Deckung und bedienten ihre älter gewordene Zielgruppe sogar mit dem kaum für möglich gehaltenen vierten Album. Auf "Wonderlustre" wirkte der Vierer allerdings mitunter wie eine muntere, aber gezähmte Ausgabe ihrer selbst. Diesen Vorwurf konnten Skunk Anansie natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Also legt "Black traffic" gleich mit einer selbstbewussten Breitseite namens "I will break you" los. Aces Riffkaskaden sägen unnötige Dekoration ab, und die bollernde Rhythmussektion pflügt alles unter. "I'll rock you till you're dead."
Dass die Band kollektiv auf dem Gaspedal steht, weckt müde Lebensgeister auf. Im spöttischen "Sad sad sad" nörgelt Skins Stimme: "You filled your boobs for boys above you." Und selbst wenn sich "Spit you out", die Zusammenarbeit mit den Franko-Berlinern Shaka Ponk, in der Strophe zum ersten Mal etwas zurücknimmt, drückt der Groove im Refrain die Galle hoch. Und dann tackert "Satisfied?" der Welt seine Verachtung an die Stirn. "So all I wanna say is / Fuck you!" Wenn "I believed in you" angefressene Powerchords übereinander wuchtet und im Double-Time davon galoppiert, säuselt Skin noch ein süßes "Will you do me the favor / Go slit your skinny throat" hinterher.
Das Durchbruchsalbum "Stoosh" hatte 1996 die Energie der Band gebündelt und in aerodynamische Radiohymnen verpackt, und "Black traffic" stellt sich jetzt selbstbewusst daneben. Und doch gelingen der Band die Treffer nicht mehr ganz so anstrengungslos wie damals. Der großartig vertrackte Spannungsbogen des eleganten "Our summer kills the sun" entlädt sich im überbordenden Chorgesang des Refrains, das mit einem Hauch mehr Subtilität der beste Song seit "Charlie big potato"hätte werden können. Auch bei "This is not a game" setzt es reichlich Falsett. Eine weitere Power-Ballade wie "Diving down" ist zwar hübsch, aber nicht direkt notwendig. Die Band kann es doch deutlich zwingend: "Sticky fingers in your honey" prügelt hingegen einfach mal klassenkämpferisch drauf los. Die Band tritt ihrer Frontfrau sanft ins Kreuz, und es wirkt: Skin steht die zornesrote Sirene nun einmal besser als die zuckersüße Diva. "Na na na na / Na na na na!" Wo sich es Gossip gerade im Pop gemütlich gemacht haben, stehen ihre stilistischen Ahnen wieder im vollen Saft. Augen zu und durch!
Highlights
- Spit you out (feat. Shaka Ponk)
- I hope you get to meet your hero
- I believed in you
- Sticky fingers in your honey
Tracklist
- I will break you
- Sad sad sad
- Spit you out (feat. Shaka Ponk)
- I hope you get to meet your hero
- I believed in you
- Satisfied?
- Our summer kills the sun
- Drowning
- This is not a game
- Sticky fingers in your honey
- Diving down
Gesamtspielzeit: 37:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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embele |
2012-09-24 20:22:55 Uhr
Ich habe mich jetzt etwas reingehört. Auch ich finde das neue Album gut. Es bietet alles, was man von ihnen erwartet. Das heißt erstmal nicht, daß es ein gutes Album ist, aber sie sind so gute Musiker und auch recht kreative Köpfe und haben den nötigen Hauch von Hits, den sie immer noch vereinzelt in ihre Tracklisten streuen...Ich denke, sie werden sich später nicht für diesen Output schämen müssen ! |
Jürgen |
2012-09-24 20:06:38 Uhr
Also stick fingers is ja mal eine absolute geile scheibe! toll das sie nochmal a geiles album zusammengebracht haben! |
Jeremy Pascal |
2012-09-23 21:36:43 Uhr
Rockt doch ganz gut, im Gegensatz zu Wonderlustre, dass ein wenig nach Altherren-Comeback klang, ist Black Traffic sehr ordentlich, ohne jetzt groß an alte Erfolge anknüpfen zu wollen.Und warum altert Skin eigentlich nicht? Die sieht noch genauso aus wie vor ja fast schon zwanzig Jahren... |
Stinktier |
2012-09-23 20:39:44 Uhr
7/10? Was solln das? |
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Referenzen
Skin; Guano Apes; Gossip; Pretty Girls Make Graves; Denali; Mothers Finest; Bif Naked; Flyleaf; Velcra; Exilia; Tape; Die Happy; Eat No Fish; Fidget; Core 22; No Bounds; Surrender Dorothy; Sleater-Kinney; PJ Harvey; Living Colour; Rage Against The Machine; Audioslave; Street Sweeper Social Club; Red Hot Chili Peppers; Incubus; Rainer Maria; Beangrowers; Fetish; Garbage; Land Of Talk; that dog.; The Muffs; Lambretta; Sita; Krezip; K's Choice; Evanescence; Placebo; Papa Roach; H-BlockX; P.O.D.; Linkin Park; Sevendust; Extreme; Heart; Girlschool; Rockbitch; Morningwood; Killer Barbies; Dover; Rose Kemp; The Gathering; The Ting Tings; Avril Lavigne
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