The Fresh & Onlys - Long slow dance

Souterrain Transmissions / Rough Trade
VÖ: 31.08.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ding dong
The Fresh & Onlys gehen wohl schon als optische Täuschung durch. Würden sie bei der Durchschnittsfamilie Mustermann an der Türe klingeln, bliebe ihnen der Zutritt nach einem unauffällig-auffälligen Linsen durch die Gardine an der Eingangspforte wohl verwehrt. Sie könnten Dreck mitbringen. Üblen Geruch. Oder Staubsauger. Tatsächlich aber trifft das alles nicht zu. Nun ja, einladend sieht das leicht verlodderte und ungekämmte Quartett zwar nicht aus, aber diesen feinen Pop, der einen schon direkt im Opener anspringt, den erwartet man von diesen Herren nun wahrlich nicht.
"20 days & 20 nights" heißt er, wechselt spielend leicht von Gitarre zu Piano als tragendem Element und knüpft im Gesamtbild dort an, wo 1988 The Go-Betweens noch sangen: "Was there anything I could do?". Die Australier sind zweifelsohne eine große Inspirationsquelle für "Long slow dance" gewesen und verleiten The Fresh & Onlys zu großartigen Songs wie "Presence of mind". Im zusseligen Bart von Sänger Tim Cohen ist der Garagen-Rock ihrer früheren Alben verlustig gegangen. Das Aufbäumen elektrischer Gitarren beschränkt sich auf kontrollierte Begleitung, etwa in "Euphoria" oder "Yes or no", bis "Foolish person" alles auf einmal nachholt und minutenlange Roughness walten lässt. Sonst aber erwartet das Ohr eine geführte Taumelei durch ein wohltuendes und melodienreiches Sedativ.
Cohen lädt zum Tanztee bei Schellenkranz, Plätzchen und - die Initialen des Titeltracks hebt die beigereichte Platteninformation besonders hervor - L.S.D.: "Cause true love / [...] / I throw you out a speeding car / It's one more long slow dance forever." Dabei taugt es tatsächlich zum suizidalbefreiten und gar nüchternen Schwofen. Wohl aber ohne die "Dream girls", die ohnehin tun, was sie wollen, eigentlich aber gar nicht wissen, was sie tun, alles zerstören, was sie anfassen und Leben ruinieren. Und das ist durchaus bezeichnend für The Fresh & Onlys. Da kann die Liebe noch so desillusionierend sein, Cohen noch so niedergeschlagen wirken, das musikalische Korsett aber versprüht nicht einen Funken Bitterkeit. "The future is bright / The future is bright / After tonight." Wenn die Herren also künftig an der Türe klingeln, einfach öffnen: Die haben guten Pop dabei.
Highlights
- 20 days & 20 nights
- Long slow dance
- Presence of mind
- Foolish person
Tracklist
- 20 days & 20 nights
- Yes or no
- Long slow dance
- Presence of mind
- Dream girls
- Fire alarm
- Executioner's song
- No regard
- Euphoria
- Foolish person
- Wanna do right by you
Gesamtspielzeit: 35:09 min.
Referenzen
Tim Cohen; The Go-Betweens; Robert Forster; The Lilac Time; The Chills; The Mantles; The Smiths; Morrissey; Cats On Fire; Belle & Sebastian; The Concretes; Black Fiction; Aztec Camera; Orange Juice; The Intelligence; White Fence; Lloyd Cole; Prefab Sprout; Girls; The Wallflowers; The Pretenders; Hefner; The Cure; R.E.M.; Supergrass
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- The Fresh & Onlys (2 Beiträge / Letzter am 22.09.2012 - 18:49 Uhr)