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Emanuel And The Fear - The janus mirror

Emanuel And The Fear- The janus mirror

Haldern Pop / Rough Trade
VÖ: 14.09.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schöner scheitern

Eine Band, die nicht einmal einen Eintrag bei Wikipedia vorzeigen kann, gibt es ja eigentlich gar nicht. Und wenn doch, dann muss sie wahrscheinlich dermaßen unhip sein, dass sich niemand bemüßigt fühlt, auch nur einen Finger zu krümmen, um ein paar Sätze zu schreiben. Oder sie hat es wie auch immer geschafft, unter dem Radar zu fliegen, gut geschützt durch einen musikalischen Stealth-Anzug - wie Emanuel And The Fear aus Brooklyn. Dabei spielt das Sextett ziemlich zeitgenössischen Rock, der sich ein wenig Folk bei Arcade Fire und Dry The River leiht, die Siebziger-Gitarren bei Portugal. The Man abschaut und darüber eine Portion Prog legt. Der Weg ins Rampenlicht sollte für Emanuel And The Fear gut gepflastert sein. Doch irgendwie lässt einen der Eindruck nicht los, dass ihnen auch mit ihrem Zweitling der Durchbruch verwehrt bleiben wird.

Der Grund liegt darin, dass sich Emanuel And The Fear auf "The janus mirror" weigern, sich weiter an den musikalischen Zeitgeist anzuschmiegen und ihre Ecken und Kanten zu glätten. Das an einigen Stellen zu orchestraler Größe aufgeblasene Album wirkt zäh und undurchdringlich, also nicht eben so, dass man es mal eben so in den Player schmeißen könnte oder wollte. "The janus mirror" braucht Zeit und Aufmerksamkeit, damit es sich zwischen Cello, Flöte, Geigen, Synthesizer, Drums, Bass und Gitarren entfalten kann und nach und nach zugänglicher wird. Damit sich zum Beispiel alle Abschnitte des sieben Minuten langen "Wooble" miteinander verzahnen, von den träumerischen, ruhigen ersten Minuten über den großen Ausbruch zur Mitte, die Noise-Attacken und Emanuel Ayvas Geschrei bis zum sanft ausklingenden Ende. Der künstlerische Anspruch der Band wird ihnen wahrscheinlich einen Strich durch die Tantiemen machen, erinnert aber wenigstens etwas an das schöne Scheitern eines Billy Corgan.

In ihren besten Momenten jedoch schaffen Emanuel And The Fear aus Größenwahn und einer seltsam verschrobenen Destruktivität wunderbare Songs. Das mit breiter Brust und nicht weniger breiten Beinen vor sich hin rollende "Samuel" und "All we all", das im Kontext von "The janus mirror" wohl als Ballade oder so etwas ähnliches durchgehen wird, sind eindeutig die Speerspitze eines Albums, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als ihm aktuell zuteil wird. Es sollte jedenfalls nicht mehr lange dauern, bis die Band statt nur beim kleinen Label Haldern Pop auch in ihrem Heimatland einen Plattenvertrag bekommt und auch bei Wikipedia angekommen ist. Einfach weitermachen, bitte.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • Samuel
  • All we all

Tracklist

  1. The janus mirror
  2. Samuel
  3. Grey eyes
  4. Wooble
  5. Foothills of a fire
  6. Black eyes
  7. My oh my
  8. All we all

Gesamtspielzeit: 41:21 min.

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