Band Of Horses - Mirage rock
Columbia / Sony
VÖ: 14.09.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
So wie's früher einmal war
Klingt wie früher, als Levon Helm trommelte und Robbie Robertson Gitarre spielte. Doch die protoamerikanischen Indie-Rocker Band Of Horses haben viele Vorbilder, viele Lehrmeister - und eines ist sicher: Derzeit gibt es keine zweite Band, die so durch und durch nach den Staaten klingt. Ihr abgehangener Gitarrensound riecht dermaßen nach Kiefernholz und dem Pazifikwind, dass einem die ganze Palette durchs Hirn rattert - neben The Band auch Willie Nelson, Steely Dan, Crazy Horse oder Fairport Convention. Das Quintett aus Seattle arbeitet sich auch auf seinem vierten Album am Stammbaum einer ganzen Populärkultur ab. "Mirage rock" ist die "great american novel", die Momentaufnahme eines Landes, das es am liebsten so hätte, wie es früher einmal war.
Das geht schon gut los: Zur Single "Knock knock" knutscht die Homecoming Queen mit dem ehemaligen Pitcher des Baseballteams. Ein bisschen angeranzt vielleicht, aber der Glanz von früher ist noch da. Und das ist so unglaublich bestechlich, dass man in diesem Leben nie wieder die Foo Fighters oder die Kings Of Leon hören muss: stilsicher, trickreich arrangiert und mit einer Melodie gesegnet, die einen durch die sternenklare Nacht trägt. Auch die Melodien auf "Mirage rock" können sich hören lassen, erinnern immer wieder an die Byrds, Neil Young und Crosby, Stills & Nash. War aber bei den Vorgängern ja auch nicht anders. Diesmal machen es Band Of Horses allerdings so gut wie noch nie.
Vorsicht ist geboten, wenn Ben Bridwell im schlurfigen "Slow cruel hands of time" singt: "There is a big city man / I used to rumble with him / Back in high school." Plötzlich ist man mittendrin in der eigenen Schulzeit, gefangen in der eigenen Adoleszenz und in den Kämpfen, die man auszutragen hatte: die späten Nachmittage mit der Zigarette, nur um die Klassenschönheit zu beeindrucken, die Fahrradrennen durchs abgeerntete Maisfeld. Besonders toll gelingt der Blick zurück im kräftigen "Dumpster world", das sich schwer nach "A horse with no name" anhört. Auf "Mirage rock" geht es um die Erinnerungen an eine harmonische, sorgenfreie Zeit. Da ist kein Platz für Ängste oder die Zukunft. In der Retrospektive schmeckt das eigene Leben schließlich süß genug.
Und so stehen die Hits Schlange: "A little biblical", "Shut-in tourist", "Electric music", "Everything's gonna be undone". Mit "Mirage rock" haben Band Of Horses ihr eigenes "After the goldrush" aufgenommen, ihr "Music from Big Pink". Vielleicht ein wenig zu kitschig und ein bisschen zu uncool, um die ganz großen Wellen zu schlagen. Aber all jene, die diese Retrospektive, diese Verklärung aushalten, werden mit "Mirage rock" viel Spaß haben. Es ist wie beim Anschauen vergilbter Fotos: Damals fand man es scheiße, heulend in der Badewanne geknipst zu werden. Jetzt findet man es rührend. Darauf einen Schnaps. Das wird nicht mehr besser.
Highlights
- Knock knock
- Dumpster world
- Everything's gonna be undone
- Heartbreak on the 101
Tracklist
- Knock knock
- How to live
- Slow cruel hands of time
- A little biblical
- Shut-in tourist
- Dumpster world
- Electric music
- Everything's gonna be undone
- Feud
- Long vows
- Heartbreak on the 101
Gesamtspielzeit: 40:00 min.
Referenzen
My Morning Jacket; The Shins; The Eagles; Gram Parsons; Built To Spill; Girls In Hawaii; Crosby, Stills, Nash & Young; The Band; Neil Young; Grizzly Bear; The Cave Singers; The Beach Boys; The High Llamas; Great Lake Swimmers; Grand Archives; Iron & Wine; Midlake; Wilco; Neil Halstead; Vetiver; Grandaddy; Rogue Wave; Fruit Bats; Elf Power; Nada Surf; The Spinto Band; Wolfkin; The Wrens; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Maritime; The Promise Ring; The Weakerthans; The Long Winters; Chad VanGaalen; Oxford Collapse; Carissa's Weird; The Dears; Clap Your Hands Say Yeah; Folk Implosion; Clem Snide; Mercury Rev
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