Billy Talent - Dead silence

Warner
VÖ: 07.09.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zurück aus dem Schlund
Der eigentliche Sieg von Billy Talents uneigentlicher "IV" ist in erster Linie ihr Existieren. Denn es grenzt an ein mittleres Wunder, dass "Dead silence" überhaupt das Licht der Welt erblickte. Überschrittene Zeitpläne, Schreibblockaden und die Herz-Operation des ohnehin durch Multiple Sklerose gebeutelten Schlagzeugers Aaron Solowoniuk legten die Band zeitweise lahm. Ein erstes Lebenszeichen bildete das grandiose "Viking death march", bevor Billy Talent sich verkrochen, um sich durch all den meterdicken Mist zu wühlen, der in Wagenladungen auf sie abgeladen wurde. Am Ende des Bullshit-Tunnels wartet schließlich ein gereiftes, selbstbewußtes Stück Kunst, das sich in die Pole-Position für das Album des Jahres manövriert.
"III" stellte so etwas wie eine Reifeprüfung dar. Weniger verspielt als seine beiden Vorgänger, zog die Band ihre Kompositionstechnik tight an, ließ das verfrickelte Überborden von "Billy Talent" hinter sich, ebenso das plakative Hitpotential von "II" und verlagerte sich auf subtile, reduzierte Arrangements, auf präzise Maßarbeit. Der pure Song mit seinem Kern stand im Mittelpunkt.
An dieser Stelle setzt "Dead silence" triumphierend an, bewahrt alle Trademarks der Band und fügt sie mit einem stoischen Blick neu zusammen. Die Konzentration auf die Essenz wird angereichert mit weniger offensichtlichen Schnörkeleien, ohne marktschreierisches Hit-Geschiele und vor allem ohne Emo-Gebändel. "Dead silence" bildet dabei die Quintessenz der bisherigen Diskographie und verweist en passant die Markt-Konkurrenz auf die Plätze.
Die Spielart des vierten Longplayers ist neu. Nuancierter, weniger Led Zeppelin, dafür mehr Härte und Rockabilly, wovon das besagte "Viking death march" und "Across the tracks" künden. Ben Kowalewiczs Melodie-Bögen wirken größer, stadionumspannender, bewegender, ohne auch nur in einer Sekunde angestrengt zu sein, wobei die Scream-Anteile deutlich gemindert werden. Dadurch werden sie wie ein Uhrwerk auf Ian D'sas Gitarrenbreitseiten abgestimmt. Der schmettert auch weiterhin fett-gebratene Riffs aus seinen sechs Saiten, reduziert sie dabei aufs Äußerste, ohne seine bekannten Virtuosen-Spielereien zu vernachlässigen. Diese werden aber weit mehr als kompositions-strukturierendes und tragendes Arrangement-Gerüst eingesetzt und weniger ostentativ zum Selbstzweck.
Besonders deutlich zeigt sich das gewachsene Bewusstsein für den Song an sich bei den obligatorischen Balladen "Stand up and run", "Cure for the enemy" und "Swallowed up by the ocean". Wo beispielsweise "Fallen leaves" und "Rusted from the rain" mit hohem Emo-Pathos zu gefallen wussten (oder auch nicht), überzeugen die Neuen durch das subtile, reduzierte Songwriting. Weniger offensichtlich, dafür präziser, überzeitlicher, unpathetischer. All das macht "Dead silence" zu etwas Besonderem im Rock-Alltag. Eine Band, die aus den Untiefen zurück ist, besser als je zuvor, und die, mit einem Satz, ihr neues musikalisches Niveau errichtet. Klare Ansagen übertrumpfen den eigenen Schlund, ohne die Vergangenheit zu leugnen. Teuer erkauft hält halt länger. Eine alte Weisheit, die sich im Fall Billy Talent bewahrheitet.
Highlights
- Viking death march
- Surprise surprise
- Runnin' across the tracks
- Love was still around
Tracklist
- Lonely road to absolution
- Viking death march
- Surprise surprise
- Runnin' across the tracks
- Love was still around
- Stand up and run
- Crooked mind
- Man alive!
- Hanging by a thread
- Cure the enemy
- Don't count on the wicked
- Show me the way
- Swallowed up by the ocean
- Dead silence
Gesamtspielzeit: 54:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Come on |
2018-12-11 22:30:49 Uhr
Son Quatsch Deren Top20 ist vielleicht nicht so gut wie von anderen Bands. Denke dennoch das ich ne Top20 voll bekomme mit ganz guten bis soliden Songs 1. Try Honesty 2. White Sparrows 3. Fallen Leaves 4. Viking Death March 5. This Is How It Goes 6. Surrender 7. Living In The Shadows 8. River Below 9. Devil In A Midnight Mass 10. Pins And Needles 11. Red Flag 12. Devil On My Shoulder 13. Line & Sinker 14. Prisoners Of Today 15. Love Was Still Around 16. This Suffering 17. The Ex 18. Crooked Minds 19. Covered In Cowardice 20. Lies Bei den Alben wäre ich bei: 1. Billy Talent - 8,0/10 2. Billy Talent II - 7,5/10 3. Dead Silence - 6,5/10 4. Billy Talent III - 5,5 - 6,0/10 5. Afraid of Heights - total Ausfall |
Der Richter |
2018-12-11 21:06:14 Uhr
Die haben nichtmal 20 gute Songs :D |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11383 Registriert seit 23.07.2014 |
2018-12-11 19:12:09 Uhr
Wäre jetzt auch nicht wirklich mein Favorit. Netter Song, aber die Band hat schon einige bessere. "Viking Death March" als bester Song ist eine gute Wahl, bei mir eher "Crooked Minds". |
Come on |
2018-12-11 19:04:35 Uhr
Nicht mal in die Top 20 würd ich den stecken.Wenn's einer vom 2012er Album sein muss dann Viking Death March. |
Der Richter |
2018-12-11 17:17:46 Uhr
Nach 6 Jahren auch mal reinhören.Bei "Surprise surprise" angekommen - ist das der bis dato beste Billy Talent Song? |
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Referenzen
Pezz; Green Day; Anti-Flag; Sum 41; Three Days Grace; Sparta; Rise Against; Zebrahead; Papa Roach; Hell Is For Heroes; Biffy Clyro; Lostprophets; Criteria; The Subways; Recover; System Of A Down; Serj Tankian; Good Charlotte; Breaking Benjamin; Bullet For My Valentine; Yellowcard; Linkin Park; Atreyu; The Coalfield; Foo Fighters; Rival Schools; Ash; 3 Colours Red; Compulsion; From First To Last; Maxeen; Sick Puppies; Simple Plan; My Chemical Romance; Seether; Donots; Blink-182
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