Amanda Mair - Amanda Mair

Columbia / Sony
VÖ: 31.08.2012
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Killefit for fun
Alles reduziert, kein Fett, kein Zucker, nichts, was irgendwie schädlich sein könnte. Und was für den Teller funktioniert, läuft auch bei Platten. Amanda Mair, Indie-Pop-Hoffnung aus Schweden - Amanda Mair, Kate Bush light. Scham, weil man hier zulangt? Aber bitte doch. Das Debüt der Dame windet sich bewusst um jede Ecke, jede Kante. Die braucht es für den großen Erfolg natürlich auch nicht. Und die Lobpreisungen in den Modemagazinen wird es ebenfalls geben, obwohl die sich in "Sense" wieder so saubescheuerschön von Amanda Mair als Motiv benutzen lassen. Denn nach Möglichkeit kassiert Miss Mair jene Leute als Hörer, die sich für unglaublich unangepasst halten, während sie mit der Neon unterm Arm ihren Markenjoghurt im Rewe kaufen. Aber nichts gegen die Leute bei der NEON oder beim Rewe. Die machen ja auch nur ihren Job. Und genauso vermutlich Miss Mair.
Denn Leidenschaft ist hier drin. Das Säuseln in diesem Track, der sich wie eine neue Knäckebrot-Sorte liest, könnte durchaus in irgendeinem Frauenfilm in dieser letzten Szene laufen, in der Sie mit dem Taxi zum Flughafen fährt und Er mit irgendeinem ausgefallenen Fahrzeug hinterher, vielleicht einem Luftkissenboot. Hat es das eigentlich schonmal gegeben? Das wäre doch was. Wenn Er Sie dann erreicht, sagt Er so einen ganz coolen Spruch, so was wie: "Du weißt doch, ohne Dich wäre die Luft irgendwie raus." Das würde die Tränen der Trauer schlagartig in Tränen der Rührung verwandeln. Ein paar Ignorante würden die Augen wieder verdrehen, weil sie einfach keine echte Liebe kennen. So wahr, so aus dem Leben gegriffen, so echt. Ja, warum kann nicht alles immer so sein wie diese tollen Filme? Aber Kunst ist immer ein Abbild, eine Bearbeitung einer Wirklichkeit durch einen Künstler. Und Amanda Mair macht mit ihrem Piano nur ein lauwarmes Abbild in etwas mehr als einer halben Stunde, in der sie absolut nichts von sich gibt, was irgendwie interessant, subversiv, herausfordernd oder einfach gut wäre. Sie spielt Piano, probiert die gleichen Tricks und Kniffe im Gesang immerundimmerundimmerundimmer wieder aus.
Selbst in "Leaving early", wo mal eine Gitarre in den Vordergrund treten könnte, bleibt die 18-Jährige bei ihrem Killefit. Keine Ahnung, vermutlich wäre es in der Tat eine geistreichere Beschäftigung, sich einen Film mit Matthew McConaughey anzuschauen als sich mit Miss Mair weiter auseinanderzusetzen. Denn dieser Sound kommt sich so unglaublich anders, schlau und gefühlsecht vor, dass einem das künstliche Gemüffel direkt in die Nase steigen muss. Von der ersten Minute an geht es in diese Richtung und in keine andere. Piano, Traum, Piano, Traum, süß und niedlich und Ende. Warum Kate Bush am Anfang? Weil da minimale Ähnlichkeiten sind, ansonsten ist das alles auch so aalglatt, dass es da kaum andere Vergleiche geben kann. Auf welches Ende das hinausläuft, muss ja eigentlich jedem klar sein. "Baby, in meinem Luftkissenboot ist leider nur Platz für einen."
Highlights
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Tracklist
- Said and done
- Doubt
- House
- Sense
- Skinnarviksberget
- Before
- It's gonna be long
- What do you want
- You've been here before
- Leaving early
Gesamtspielzeit: 34:13 min.
Referenzen
Kate Bush; Valentine; A Fine Frenzy; Colbie Caillat; Heather Nova; Feist; Nerina Pallot; Lily Holbrook; Sarah McLachlan; Over The Rhine; Paula Cole; Leona Naess; Maria Mena; Dido; Azure Ray; Delta Goodrem; Sarah Slean; Suzanne Vega; Vienna Teng; Emiliana Torrini; Maria Taylor; Gemma Hayes; Chantal Kreviazuk; Kelly Clarkson; Vanessa Carlton; Imogen Heap; Valery Gore; Tori Amos