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Max Herre - Hallo Welt!

Max Herre- Hallo Welt!

Nesola / Universal
VÖ: 24.08.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Licence to chill

Ein gewisses Revoluzzer-Image konnte Max Herre in all den Jahren seiner öffentlichen Wahrnehmung niemals komplett ablegen. Dafür galt und gilt er als zu politisch sowie gesellschaftlich interessiert und motiviert. Einem freidenkenden und weltoffenen Künstler mit genauso viel Grips im wie Locken auf dem Kopf hört man auch abseits von Mainstream-Erfolgen der späten neunziger Jahre gerne mal genauer zu. Der Mann hat etwas zu sagen. Ob er dafür jedoch auch eine Lizenz hat, darf augenzwinkernd in Frage gestellt werden, zieht Herre doch sein drittes Soloalbum "Hallo Welt!" quasi als Moderator und Künstler in Personalunion in der Tradition der alten Piratensender über den Dächern der Stadt auf. Radiotypische Hintergrundgeräusche und Störfrequenzen inbegriffen.

Und natürlich ist der gebürtige Schwabe auch dieses Mal alles andere als ein Solist. Warum sollte er seine Rückkehr zum Rap auch alleine hinter sich bringen, wenn es doch im Kreise bekannter Mitmusiker noch mehr Spaß macht? Eben. Zwei davon sind Cro und Clueso, die sich bei "Fühlt sich wie fliegen an" das Mikro teilen. "Uh, hier ist schwer was los / Doch Du schwebst durch den Raum, so wie schwerelos." Klingt banal? Kein Stück. Eine dieser Nummern, an denen man sich immer wieder bei offenem Autofenster und warmem Fahrtwind erfreuen kann. Gleiches gilt für das ungleich ernstere, aber ungemein chillige und doch irgendwie positive "Aufruhr (Freedom time)", in dem Herre mit Patrice und Fetsum konkret wird und die Aufstände vom Tahrir-Platz in Kairo bis ins "kühle Berlin" kommentiert. Es zeugt schon von einem gehörigen Können, Themen wie den nuklearen Super-GAU, Naturkatastrophen, Anschläge und Rezessionen zu transportieren, ohne Schwermut und schlechte Laune zu erzielen. Das gelingt auf "Hallo Welt!" vorzüglich - ohne Zeigefinger.

Mit der lieben Liebe hatte es Max Herre ja eh schon seit jeher. Sowohl privat, als auch musikalisch. Vermutlich sind auch hier die Grenzen oftmals verschwommen. Und so kommt es durchaus authentisch herüber, wenn er in "DuDuDu" wortgewitzt Gedanken à la "Wünscht(e), für Beziehungen gäb's einen Führerschein / Punkte in Bad Liebenau, wer'n Unfall mit der Liebe baut" preisgibt. Übrigens nur einer von insgesamt vier Tracks ohne gesanglichen Beistand. Ein anderer ist das fette "1992", in dem so herrlich gerappt wird, dass man sich in eben jenes Jahr oder zumindest Jahrzehnt zurückgebeamt fühlt. Aus der gleichen Zeit stammt die äußerst entspannte und zuckersüße "It ain't over till it's over"-Interpretation. Ja, damals hatte Lenny Kravitz auch noch lange Haare.

Und so geleitet einen Max Herre in der Tradition eines Geschichtenerzählers durch eine kurzweilige und doch so erlebnisreiche Stunde, die einige Hits wie das formidable "Wolke 7" mit Unterstützung des großartigen Philipp Poisel sofort zu erkennen gibt. Andere Nummern, wie beispielsweise das bewegende NS-Drama "Berlin - Tel Aviv" mit einer Gänsehaut auslösenden Sophie Hunger oder das seiner Tochter gewidmete "Vida", entfalten ihre Schönheit nicht immer auf den ersten Blick. Bei letztgenanntem wirkt übrigens Aloe Blacc mit, der später bei "So wundervoll" einen allseits bekannten und ungemein stimmigen Refrain beisteuert: Joe Cockers "You are so beautiful". Liebe Welt da draußen, dreht eure Radios auf. Lizenz hin oder her.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Aufruhr (Freedom time) feat. Patrice & Fetsum
  • Jeder Tag zuviel feat. Antonino (Mega!Mega!)
  • Wolke 7 feat. Philipp Poisel
  • Fühlt sich wie fliegen an feat. Cro & Clueso
  • So wundervoll feat. Aloe Blacc

Tracklist

  1. Hallo Welt!
  2. Aufruhr (Freedom time) feat. Patrice & Fetsum
  3. DuDuDu
  4. Jeder Tag zuviel feat. Antonino (Mega!Mega!)
  5. Wolke 7 feat. Philipp Poisel
  6. Solang feat. Tua
  7. Einstürzen neubauen feat. Samy Deluxe
  8. Fühlt sich wie fliegen an feat. Cro & Clueso
  9. 1992
  10. Vida feat. Aloe Blacc
  11. Kahedi dub feat. Marteria
  12. Berlin - Tel Aviv feat. Sophie Hunger
  13. So wundervoll feat. Aloe Blacc
  14. Nicht vorbei (bis es vorbei ist)
  15. Rap ist feat. Megaloh

Gesamtspielzeit: 59:09 min.

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