Katatonia - Dead end kings
Peaceville / Edel
VÖ: 24.08.2012
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schmerz lässt nach
Eine gottverlassene Festungsanlage, umwabert von undurchdringlichen Nebelschwaden, gemauert aus Verzweiflung und Schwermut. Von allen Besuchern bestaunt, steht das Monument bis heute uneinnehmbar im verwelkten Herzen einer lichtlosen Welt. Katatonias letztes Studioalbum lies nichts als überwältigende Hoffnungslosigkeit zurück. Ein unerbittlicher Strudel hinab in bitterster Melancholie. Ein Fest für alle Depressiven.
"Night is the new day" war der Höhepunkt aller Seelenqualen, die Ankunft am Boden des Abgrundes und Katatonias endgültiger Einzug in die königlichen Katakomben des Düster-Rocks. Doch was nun? Was kommt nach dem Ende des Todes? Wie macht man weiter, wenn man sich leidvoll verausgabt und scheinbar alles Unglück ausgeweidet hat? Finden Katatonia zur ewigen Ruhe oder findet der ewige Schmerz endlich seinen Weg zur Oberfläche?
Die zumindest wird auf "Dead end kings" häufiger in erwartungsgemäß gut getimten Momenten mit geballter Faust durchstoßen. Nicht als ein letzter Akt der Zuversicht. Nicht um neu gefassten Mut zu demonstrieren. Nein, katatonische Hände sind Werkzeuge der Verdammnis, dazu geschaffen der Welt den letzten Liebreiz zu entziehen. Und so umklammerte der Todesgriff die aktuelle Sängerin von The Gathering. Unter Tage haucht Silje Wergeland den Schweden bei "The one you are looking for is not here" eine zarte Blässe ein, die hier der im Vergleich zum Vorgängeralbum auch insgesamt offeneren Struktur gut zu Gesicht steht. Eine relative Offenheit allerdings, die wenig Licht hindurch lässt; gerade genug, um den professionell choreographierten Schattentanz an die Wände zu werfen, den Katatonia mit "Dead end kings" inszenieren.
Der Reigen beginnt mit dem unheimlich vertrauten Klagegesang Jonas Renkses, welcher sich virtuos in die dynamische Wut von "The parting" einschmiegt und endet mit "Dead letters". Der vorab veröffentlichte Song besticht vor allem durch seine über weite Strecken leicht toolische Wucht, die aber immer wieder von elegischen Pianoklängen bezirzt wird.
Die einstudierte Schrittfolge verleitet diesmal aber weniger dazu, sich voll und ganz dem Rausch der Melancholie zu ergeben. Zwar ist zum Beispiel ein "The racing heart" eine derart seelenzerfetzende Halbballade, wie sie in dieser unnachahmlichen Manier allenfalls noch Opeth vor ihrem Genrewechsel hinbekamen, doch schon beim darauffolgenden "Buildings" kann man sich nicht zum einzigen Mal dem Eindruck erwehren, dass die Band gegen ihr eigenes Bollwerk anspielt. Das Bemühen, neue Pfade freizulegen, ist zwar deutlich erkennbar und fördert bei atmosphärischen Schwergewichten wie "Leech" und "Undo you" die Konzentration des Hörers, jedoch auch latente Langweiler wie "First prayer" zu Tage. So schön der Schmerz also wiederum sein mag, erreicht er bei Weitem nicht die Intensität vorheriger Qualen. Ein Umstand, der optimistisch stimmt, da nachlassende Schmerzen häufig Vorboten ungleich stärkerer sind.
Highlights
- Dead letters
- The racing heart
- The one you are looking for is not here
Tracklist
- The parting
- The one your are looking for is not here
- Hypnone
- The racing heart
- Buildings
- Leech
- Ambitions
- Undo you
- Lethean
- First prayer
- Dead letters
Gesamtspielzeit: 48:47 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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obrando aqui |
2014-09-07 13:44:37 Uhr
jawoll, beste Katatonia.13 songs, zwischen 8-10/10. immer noch gänsehaut. |
viva e |
2014-09-05 19:27:12 Uhr
immer noch wahnsinn! |
paderborner pilsener |
2013-08-11 15:34:26 Uhr
nachdem ja nun dead end kings die platte 2012 war, kommt nun eine art projekt des albums auf den markt.am 9. september erscheint DETHRONED AND UNCROWNED. eine ambient/acoustic version von dead end kings. bin eher skeptisch, da gerade diese gitarren mich so faszinieren auf der DEK: aber ich lasse mich gerne überzeugen. |
Käufer |
2012-10-19 17:08:51 Uhr
Gekauft! |
paderborner pilsener |
2012-10-14 12:51:28 Uhr
ich kann für 12 songs nur die höchstnote geben, nur "the act of darkening" erhält eine 8/10.ich habe es geschafft die platte im september nur einmal pro woche zu hören, aber ab oktober konnte ich nicht länger wiederstehen und sie läuft täglich, die ist so klasse, aber jetzt wieder ruhen lassen. |
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Referenzen
Opeth; Anathema; Tool; A Perfect Circle; October Tide; Paradise Lost; Swallow the Sun; Tiamat; Lacuna Coil; Daylight dies; While Heaven Wept; Oceansize; My Dying Bride; Ghost Brigade; Novembre; Novembers Doom; Agalloch; Bloodbath; Rapture; Draconian; Alcest; Shining; Antimatter; Amorphis; Riverside; Sentenced; Gojira; Porcupine Tree; The Gathering; Dark Tranquillity; Ulver; Candlemass
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