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Philipp Poisel - Projekt Seerosenteich

Philipp Poisel- Projekt Seerosenteich

Grönland / Rough Trade
VÖ: 17.08.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Dabei ist alles

Philipp Poisel ist unterwegs. Mit Handgepäck. Ein kleiner Rucksack ohne Klamotten, Sonnencreme und Landkarte. Nur randvoll mit Intimität. Mal drückt sie auf die Schultern, belastet den Nacken und zermürbt das Ping-Pong-Spiel im Kopf. Und dann trägt er sie umher, bietet ihr Aussichtsplattformen für die ganze Welt, dreht sich freudetaumelnd auf Gipfeln und selbst wenn er sie kurz abnimmt: In der Nähe ist sie immer. "Im Garten von Gettis", das eigentlich ein verlorengegangener Pohlmann-Sommerfröhlichkeitsspender ist, geht Poisel mit Salz in den Haaren und Sand in den Schuhen nach Haus, steht auf den Klippen und fühlt sich frei. Aber schon im folgenden "Halt mich" suhlt sich der gebürtige Ludwigsburger wieder in der gefühlsschwangeren Pfütze des Lebens: "Weil Du Heimat und Zuhause bist / Weil bei Dir mein Bauchweh aufhört / Halt mich, halt mich fest." Der Titel legt es zwar nahe, aber mit dem gleichnamigen Grönemeyer-Song hat das nichts zu tun, auch wenn auffällt, dass Poisel in seiner teils vernuschelten Aussprache häufiger das "e" zu einem gesungenen "ö" formt.

Der Künstler Poisel funktioniert in Texten, Intonation und Instrumentierung nicht ohne Intimität und das Gefühl, dass er gerade alles, was er singt, in sein Tagebuch schreibt - für jeden einsehbar. Für das "Projekt Seerosenteich", benannt nach einem Song seines Erstlings "Wo fängt dein Himmel an?", hat Poisel auch gemalt und gesägt. Gemeinsam mit Bandkollegen und Freunden haben sie Bühnenbilder für die im, richtig, intimen Rahmen angelegte Tour gebastelt, zu der dennoch pro Show vierstellige Zuschauermassen strömten. Live ist das Theater, Schattenspiel und eben auch Konzert. Auf CD nur ein Drittel davon, weil das auch auf Visualität ausgerichtete Konzept nun mal nicht in Gänze auditiv übertragbar ist. Dass Matthias Schweighöfer am Ende des Songs "Eiserner Steg" erwähnt wird, lässt erahnen, dass er wohl vorher schon da war, und da Poisel sowohl die Münchener als auch die Hamburger erwähnt, verweist darauf, dass es sich um einen Zusammenschnitt mehrerer Konzerte handelt.

"Projekt Seerosenteich" ist daher eher als Poisels erstes Best-Of-Album anzusehen, nur eben in Live-Atmosphäre gebettet und teilweise neu arrangiert. Und mit einzelnen Streichern und Pianotönen fährt es sich tatsächlich besser "Durch die Nacht" als noch in der Albumversion. Der Drive von "Als gäb's kein Morgen mehr" ist allerdings über weite Teile des Songs verloren gegangen. "Ich will nur" singt das gesamte Publikum als Chor mit: "Ich will nur, dass Du weißt, ich hab Dich immer noch lieb / Und dass es am Ende auch keine andere gibt / Die mich so vollendet, die mich so bewegt." Weil Poisel hier so leise ist, fällt die lautstarke Danksagung an seine Band in "Bis nach Toulouse" umso mehr auf. Und noch mehr, dass er diese Impulsivität in "Zünde alle Feuer" sowie ins ausufernde Outro überträgt. Nach knapp neun Minuten endet eine kontrollierte Jam-Session, deren Synthieeinsatz in der ersten Hälfte zunächst irritiert, sich aber in Wohlgefallen auflöst. Das größte Problem an "Projekt Seerosenteich" ist, nicht dabeigewesen zu sein. Blicke sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte. Einblicke vielleicht auch.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Schweigen ist Silber
  • Halt mich
  • Bis nach Toulouse

Tracklist

  1. Schweigen ist Silber
  2. Wo fängt Dein Himmel an
  3. Halt mich
  4. Eiserner Steg
  5. Liebe meines Lebens
  6. Seerosenteich
  7. Zünde alle Feuer
  8. Ich und Du
  9. Wie soll ein Mensch das ertragen
  10. Mit jedem Deiner Fehler
  11. Durch die Nacht
  12. Bis nach Toulouse
  13. Als gäb's kein Morgen mehr
  14. Ich will nur

Gesamtspielzeit: 79:13 min.

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