Get Well Soon - The scarlet beast o'seven heads – La bestia scarlatta con sette teste
City Slang / Universal
VÖ: 24.08.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die Glorreichen
Konstantin Gropper agiert in Dimensionen, die sich mit schlichter Einfachheit nicht zufrieden geben – im doppelten Sinne. Auf seinem letzten Werk "Vexations" präsentierte er folgerichtig auch gleich "5 words / 7 swords" und nun also die scharlachrote Bestie mit nicht weniger als sieben Köpfen – "The scarlet beast o'seven heads – La bestia scarletta con sette teste". Passenderweise handelt es sich bei Get Well Soon um ein Septett, auch wenn Gropper sich seine opulenten Dramen nach wie vor ganz alleine ausdenkt und sein voluminöses Komponisten- und Dichterfürst-Gehirn glatt sieben Köpfe damit bestücken könnte. Ein ausgesprochen gutes Gedächtnis besitzt er außerdem und hat in fast jedem der 13 neuen Songs Filmzitate untergebracht – sowohl musikalisch, als auch lyrisch.
Ohnehin: "The scarlet beast o'seven heads – La bestia scarletta con sette teste", selbstverständlich von Gropper höchstpersönlich produziert, ist viel mehr ein Soundtrack zu einem individuell imaginierbaren Film, als eine handelsübliches Studioplatte. Der Künstler ließ verlauten, dass er sich den kryptischen Albumnamen auch ganz hervorragend als Titel eines Dario-Argento-Filmes vorstellen könnte, und tatsächlich nennt er italienische B-Movies der Siebziger Jahre und die dazugehörige Musik als einen der Haupteinflüsse seines dritten Opus. Neben der Apokalypse, natürlich. Dabei gelingt ihm nun sogar, zumindest teilweise, die gewisse Lockerheit, die er eigentlich schon für den Vorgänger versprochen hatte: große Gesten, schwelgerische Streicher, würdevolle Bläser, tirilierende Flöten, glitzerndes Glockenspiel, märchenhafte Harfen, charmante Cembalo-Klänge und sogar elektronische Synthie-Elemente.
"Meine Sommerplatte" hat Gropper sein neues Werk genannt, und man kann sich gut vorstellen, wie er dabei still in sich hineingegrinst hat. Denn es wird schnell klar, dass diese kühne Bezeichnung nicht absolut verstanden werden darf, sondern unbedingt in Relation zu "Rest now, weary head! You will get well soon" und "Vexations" gesehen werden muss. Die Melancholie ist nach wie vor omnipräsent. Schon im "Prologue", der zwar geradezu romantisch mit lieblichen Harfen im Wiegeschritt beginnt, aber mit einer herzzerreißend sehnsüchtigen Mundharmonika und einem nicht minder ergreifend croonenden Gropper voranschreitet. Es folgt "Let me check my Mayan calendar", das erste von zwei Instrumentalstücken, das zunächst eine Easy-Listening-Leichtigkeit vortäuscht, dann jedoch eine cineastisch-orchestrale Opulenz darbietet, wie man sie auf einem echten Sommeralbum wohl kaum vorfinden würde.
Mit seinem erstaunlich farbenfrohen, beinahe skandinavischen Pop ist "A gallows" gar nicht so weit von einer echten Sommerplatte entfernt, während "Oh my! Good heart" nachtblaue Brokatschwere mit Spaghetti-Western-Musik vermischt. "I specialise in end-times, too" verkündet Gropper in "Roland, I feel you", seiner überraschend beschwingten Ode an Regisseur Roland Emmerich. Nur knapp zwei Minuten ist das Instrumental "Dear Wendy" lang, das wie eine synthetisch nachgebaute Bach-Komposition klingt. "The world's worst shrink" erweist sich hingegen mit seiner zart gezupften Akustikgitarre als ganz reizende, ungewohnt reduzierte Ballade, die der Bedeutung der Zahl Sieben gemäß der Symbolik des mittelalterlichen Christentums überaus gerecht wird: Gnade, Ruhe, Frieden. So entspannt lässt es sich dann zum großen Finale "You cannot cast out the demons, you might as well dance" hübsch eskalieren. Tatsächlich: ein Dance-Track. Und sogar ein bisschen Dolce Vita. Nur halt in bittersüß.
Highlights
- Prologue
- Roland, I feel you
- The world's worst shrink
- You cannot cast out the demons, you might as well dance
Tracklist
- Prologue
- Let me check my Mayan calendar
- The last days of Rome
- The kids today
- Roland, I feel you
- Disney
- A gallows
- Oh my! Good heart
- Just like Henry Darger
- Dear Wendy
- Courage, tiger
- The world's worst shrink
- You cannot cast out the demons, you might as well dance
Gesamtspielzeit: 54:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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mariobava Postings: 105 Registriert seit 07.10.2015 |
2015-10-23 21:21:18 Uhr
Irgendwie mein Liebling von ihm.Ich persönlich finde es hat mehr eigener Stil als z.B. das großartiges Debut. 7/10 sind mir zu wenig. |
Thommy |
2012-11-30 17:07:33 Uhr
Interessant, mein lieber... |
Fan |
2012-09-22 01:25:11 Uhr
Nee, war das Konzert schön...obwohl, viele ruhige Songs. Nur "I sold my hand..." vom ersten Album, da hätte ich mir mehr gewünscht. |
Bonanza |
2012-09-21 13:41:21 Uhr
@MACHINA/Triumph:Ich glaube im Hinterkopf zu haben, dass mich (oh schande) laut.de zu "Rest Now"-Zeiten dazu gebracht hat, mal die Texte zu durchforsten. I Sold My Hands ist halt auch einfach der Beste Get Well Soon-Song. Das Album selber würde ich eigentlich gerne mögen, aber irgendwie ists mir einfach 'too much'. |
Fan |
2012-09-20 21:46:53 Uhr
Dich schreibt man groß. |
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Referenzen
Scott Walker; Nino Rota; The Dears; Arcade Fire; Ennio Morricone; Doves; Patrick Watson; Rufus Wainwright; Beirut; Antony & The Johnsons; The Book Of Daniel; Guillemots; Syd Matters; Andrew Bird; David Bowie; Nick Cave & The Bad Seeds; Leonard Cohen; Tom Waits; The Veils; Bright Eyes; Radiohead; Tindersticks; The Divine Comedy; Broken Records; Mercury Rev; Elbow; Mew; Maximilian Hecker; Jens Lekman; Joel Alme; Benjamin Biolay; Nicolai Dunger; Richard Hawley; Lee Hazlewood; The Leisure Society; Ed Harcourt; Patrick Wolf; Eagle*Seagull; Villagers; Slut; Muse; The Killers; Coldplay
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