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Archive - With us until you're dead

Archive- With us until you're dead

Dangervisit / Cooperative / Universal
VÖ: 31.08.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Lieben und sterben lassen

Stillstand ist der Tod. Um dem Sensenmann von der Schippe zu springen und künstlerischen Selbstmord zu vermeiden, haben sich Darius Keeler und Danny Griffiths kurzerhand, aber wahrscheinlich nur vorübergehend von Rapper Rosko John verabschiedet. Dessen Mitwirken an "Controlling crowds" drückte dem Album einen ganz besonderen Stempel auf und führte Archive wieder näher an den TripHop früherer Tage. Aber was schert die ihr Gemucke von gestern? Statt John ist jetzt mit Holly Martin neben Maria Q eine weitere Frau an Bord, die sich gleich bei der ersten Single zum neuen Album beweisen darf. Was ihr bravourös gelingt, denn "Violently" ist wohl einer der aufwühlendsten Archive-Songs der letzten Jahre, der im anschließende Instrumental "Calm now" eine gebührende Fortsetzung findet. Dieses wird wird seinem Titel nämlich vollauf gerecht und bildet den Gegenpol zu den zuvor gehörten, düsteren und zerstörerischen Beats.

Die rund 55 Minuten von "With us until you're dead" sind fast zu gleichen Teilen zwischen den beiden erwähnten Damen und Pollard Berrier und Dave Penney aufgeteilt, die mittlerweile zum Stammpersonal zählen und zusammen mit den beiden Chefs Darius Keeler und Danny Griffiths auch für das Songwriting zuständig sind. Laut Keeler soll das je nach Zählart siebte, achte oder neunte Studioalbum eine inhaltliche Abkehr von den bisherigen Platten sein - bislang drehte sich bei Archive angeblich zu viel um soziale und politische Fragen. Sieh an, was einem nicht alles entgehen kann über die Jahre. Nun aber ist endlich die Stunde der Liebe gekommen. Was nicht viel heißen will, weil Archives Songs und Alben sich größtenteils mit ebendiesem Thema auseinandersetzten. Aber wer weiß, was Keeler bei seinen Aussagen geritten hat. "With us until you're dead" hat diese jedenfalls gar nicht nötig, denn das Album funktioniert auch so irgendwo zwischen Progpop und elegischem Elektro wunderbar - ganz ohne höhere Abstraktionsebenen.

Vielleicht muss Keeler auch sein schlechtes Gewissen beruhigen, weil die Stücke erneut relativ kurz gehalten sind und das längste diesmal es nicht einmal über sieben Minuten schafft? Muss es aber auch gar nicht, denn gerade die Kompaktheit der Songs verleiht "With us until you're dead" eine besondere Dynamik, die sich trotz der Kürze in ausufernd sphärischen Klangteppichen vollkommen austoben kann. Einzig und allein die Tatsache, dass dieses Album dann doch nichts explizit Neues aus dem Universum von Archive erzählt, nagt etwas an der Freude über eine Platte, die in ihren besten Momenten wie "Damage" sehr ans Herz geht. Oder in ihren noch besseren wie "Twisting" mit viel Soul und gleichzeitigem Willen zur Zerstörung so herrlich vor sich hin leidet. "With us until you're dead" steht still - doch Stillstand kann eben auch Leben sein, ein kurzes Innehalten, um zu schauen, wohin die Zukunft trägt. Da hat der Tod zu früh gegrinst: Er kann seine Sense wieder einpacken.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • Violently
  • Twisting
  • Damage

Tracklist

  1. Wiped out
  2. Interlace
  3. Stick me in my heart
  4. Conflict
  5. Violently
  6. Calm now
  7. Silent
  8. Twisting
  9. Things going down
  10. Hatchet
  11. Damage
  12. Rise

Gesamtspielzeit: 55:47 min.

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