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Amanda Marshall - Everybody's got a story

Amanda Marshall- Everybody's got a story

Epic / Sony
VÖ: 25.03.2002

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mitesser

Nicht nur Menschen, die schon mal in eine hitzige Diskussion mit einem älteren Semester verwickelt waren, wissen es: Früher war alles besser. Die nationalen Fußballkicker, das Wetter, die Währung, eben einfach alles. Folglich gilt das auch für die Popmusik mit Damenbeteiligung. Die Blütezeit der weiblichen Songwriter Mitte der Neunziger ist längst vorbei. Die Stars von damals wie Sheryl Crow oder Alanis Morissette sind heute nur noch Schatten ihrer selbst und enttäuschten unlängst mit langweiligen Alben. Noch schlimmer als die schwächelnden Altmeister ist jedoch die riesige Anzahl an Nachahmern, die in den letzten Jahren ein Stück vom großen Frauen-Pop-Kuchen abbeißen wollten und dabei meist für Magenverstimmungen beim Hörer sorgten.

Amanda Marshall zur Gruppe der Schmarotzerinnen zu zählen mag hart sein, da die 29-jährige Kanadierin sich mit ihrem '96er Debutalbum nicht nur eine goldene Nase verdiente, sondern auch einen künstlerischen Achtungserfolg landete. Wer aber ein dermaßen anbiederndes Album wie "Everybody's got a story" veröffentlicht, der sollte sich eigentlich noch viel schlimmere Vorwürfe gefallen lassen müssen. Angefangen bei den hippen Scratches im namensgebenden Opener bis zur finalen Acapella-Einlage "Inside the tornado" ist dieses Album derartig zwanghaft auf modern getrimmt, daß man fast zu hören glaubt, wie Songskizzen zwischen plätscherndem Pop und bisweilen sogar unverzeihlichem Teenbeat lieblos mit dem Holzhammer an ein Reißbrett genagelt wurden.

Daß die Songs anschließend zu allem Überfluß in eine unbekömmlich klebrige Streicherkitsch-Soße getunkt wurden, um ihren schwachbrüstigen Kern zu verbergen, verwundert ebenso wenig, wie die krampfhaft gezwungene Imagepflege im inneren des Booklets. Freizügige Fotos, irgendwo zwischen verrucht und anstößig und pseudo-frivole Textstellen wie "So you can see my bra underneath my shirt / Watch the wind underneath my skirt" versuchen mit der durchaus vorzeigbaren Waffen dieser Frau davon abzulenken, daß in "Everybody's got a story" ähnlich viel Substanz steckt, wie in einem aufgegangenen Hefeteig. Womit wir wieder beim Kuchen wären. Statt sich einen eigenen zu backen, will Frau Marshall lieber von dem Tischlein speisen, das andere einst gedeckt haben. Wer allerdings seinen Hörern nur die heruntergefallenen Krümel andrehen will, wird sich diesen Platz kaum leisten können.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Red magic marker

Tracklist

  1. Everybody's got a story
  2. The voice inside
  3. The gypsy
  4. Colleen (I saw him first)
  5. Double agent
  6. Red magic marker
  7. Sunday morning after
  8. Love is my witness
  9. Dizzy
  10. Brand new beau
  11. Marry me
  12. Inside the tornado

Gesamtspielzeit: 47:10 min.

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