Holograms - Holograms
Captured Tracks / Cargo
VÖ: 27.07.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Asche und Staub
Endlich ist mal Schluss mit der ständigen Idealisierung. Schweden, das Land, in dem nur schöne Menschen wohnen, die alle tolerant und gastfreundlich sind, ja nie ein böses Wort über jemand anders verlieren. Alle sind glücklich, haben genug Geld, Drogen und Armut gibt es nicht. Der König geht in den Puff, okay. Aber das war natürlich nur ein Ausrutscher. Ansonsten fliegen die Köttbullar durch die Luft und man muss eigentlich nur den Mund aufmachen, um seinen Teil des Schlaraffenlandes zu bekommen. Zum Glück räumen Holograms aus Stockholm endlich damit auf. Deren selbstbetiteltes Debütalbum ist nämlich gezimmert vom Schweiße der anstrengenden Arbeit in schwedischen Fabriken, vom Leben am Existenzminimum, von Alkohol und sonstigen Substanzen, die sich in den dunklen Ecken und dreckigen Straßen abseits der Tourismuszentren finden lassen. Holograms begehren auf und wollen mehr als das, recken den Mittelfinger gen Establishment.
Und wie so oft bei einer Band aus Schweden klingt das hier alles ziemlich britisch. Nicht nur wegen der zwingenden Verweise auf die existenzielle Düsternis und Kälte von Joy Division und Fad Gadget, die durch die in sanftem Wave verpackten Songs "Memories of sweat" oder "You are ancient (Sweden's pride)" scheint. Die Stockholmer schämen sich auch nicht, ihrer energetisch hingerotzten Version von Punk quietschige Synthesizer unterzumischen, die für viel Alarm sorgen. Noch deutlicher als die Wave-Helden drängeln sich die Sex Pistols ins Gedächtnis, spätestens dann wenn "Orpheo" im Refrain direkt auf "Anarchy in the UK" zugreift. Manchmal, wie bei "Apostate", wandern die Gedanken sogar zu Bloc Party und man fragt sich, wann genau und warum die eigentlich auf die schiefe Bahn gekommen sind.
Holograms nehmen sich das, was Iceage aus dem Nachbarländle Dänemark mit "New brigade" letztes Jahr begonnen haben und runden das Ganze etwas ab. Das hochtourige Album gönnt sich keine Ruhe und schwitzt aus allen Poren. Holograms wollen mehr als nur in Stockholms Fabriken zu verenden. Sie proklamieren, fauchen und fordern, nicht nur sich, sondern auch den Hörer. "Holograms" will zerstören ohne dabei an den Wiederaufbau zu denken. Was danach kommt, nach dem Zusammenbruch? Egal, Hauptsache Asche und Staub. Der Phönix schafft es schon irgendwie, irgendwo, irgendwann. Wie oft glaubten wir in den letzten Jahren, dass wir es mit einem wichtigen, bleibenden Post-Punk-Album zu tun hatten? Diesmal ist es aber wohl wirklich soweit, "Holograms" setzt eine Marke und Schweden wackelt.
Highlights
- Monolith
- Chasing my mind
- Apostate
- ABC city
Tracklist
- Monolith
- Chasing my mind
- Orpheo
- Memories of sweat
- Transform
- Apostate
- ABC city
- Stress
- Astray
- A tower
- Fever
- You are ancient (Sweden's pride)
Gesamtspielzeit: 38:21 min.
Referenzen
Iceage; Blank Dogs; Male Bonding; Test Icicles; The Libertines; Bloc Party; Wire; Death In June; The Ramones; The Jesus Lizard; Big Black; The Clash; Misfits; The Hives; Refused; Disfear; Sex Pistols; Dead Kennedys; Gallows; The Jesus And Mary Chain; Killing Joke; Fad Gadget; Joy Division; Iggy Pop; The Stooges; Johnny Thunders; Public Image Ltd.; The Damned; Bauhaus; Dead Boys; The Vibrators
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