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Xavier Rudd - Spirit bird

Xavier Rudd- Spirit bird

Side One Dummy / Cargo
VÖ: 29.06.2012

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der König der Öden

Höret, höret! "Xavier Rudd veröffentlicht sein siebtes Studioalbum", steht dort geschrieben. Und: "Der australische Sänger, Songwriter und Multiinstrumentalist Xavier Rudd ist ein Phänomen." So kann man es natürlich auch sehen. Was diese mitgelieferte Info eigentlich sagen will, liegt auf der Hand: In den zehn Jahren seit seinem Debüt hat Rudd mit vielen Leuten viel Musik gemacht, die sicherlich auch von nicht wenigen gehört wurde. Punkt. Dass "Spirit bird" wie schon seine letzten Werke einen Schritt in die falsche Richtung bedeutet, wird natürlich mit keinem Wort erwähnt. Und wenn jemand wegen dieses Albums plötzlich Tränen der Glückseligkeit vergießt und sich in Freudentänzen verliert, ist höchstwahrscheinlich wieder so ein Tag, an dem das Wasser bergauf fließt. Denn eigentlich gibt es eher Grund zum Weinen.

Nichts gegen die Art, wie Rudd singt oder gegen sein Gitarrenspiel - das machen eine Millionen Menschen sicher schlechter. Nicht einmal das längst ausgelutschte Gutmenscheln seiner bisherigen Alben stört inzwischen noch, ebensowenig die stets dick aufgetragene Extraportion Kitsch. Die übergroße Feder inmitten eines weiten, in warmes Licht getauchten Feldes auf dem Cover spricht Bände: Es ist das Gesamtpaket. Konnte man früher noch müde den Kopf schütteln über den milchweißen Vorstadtreggaepoprock oder den erhobenen Finger, den Rudd sich mittlerweile mit anderen Holier-than-thou-Gestalten wie Jack Johnson zu teilen scheint, ist es auf "Spirit bird" die komplette Geste. Die pseudoafrikanischen Klänge im Opener "Lioness eye" inklusive des - kein Scherz - Affengelächters am Anfang können wohl nur Leute für authentisch befinden, die auch "Der König der Löwen" für eine Dokumentation über den schwarzen Kontinent halten.

Fast unerträglich echt wird es auch in "Bow down", das wie viele Songs auf Geräusche aus der Natur zurückgreift, um dabei eine besondere Nähe zur Erde zu erzwingen. In "Butterfly" hört man dann statt Schmetterlingen merkwürdigerweise Vogelgezwitscher und anderes Getier - der Rest des Songs beschränkt sich hauptsächlich auf Rudds Gesang und einige Percussions, während der afrikanische Kinderchor im Titeltrack so ziemlich alles toppt, was nicht bereits mit leuchtendem Bombast in die Weiten der Savanne befördert wurde. Der PETA-Aktivist Rudd schießt auf "Spirit bird" nämlich mit scharfer Munition, um auf sein Thema aufmerksam zu machen. In "Full circle" braucht er immerhin über zehn Minuten, um auf den Punkt zu kommen und zieht sich aus der erdnahen Klangkulisse der restlichen Songs ausnahmsweise erstaunlich weit zurück. Ein Schlaflied zum Nickerchen auf dem harten, staubigen Boden gibt es mit "Creating a dream" umsonst obendrauf. Kaufen Sie "Spirit bird" also bitte - und unterstützen Sie so Rudds Anliegen, indem Sie ihm die Taschen vollstopfen, um ein noch besserer Mensch zu werden. Und schicken die CD anschließend nach Afrika, wo die Leute sie sicherlich gut gebrauchen können und sich dort sicher zum ersten Mal so hören, wie der Australier Rudd sie sieht. Sie und er werden es nicht bereuen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

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Tracklist

  1. Lioness eye
  2. Comfortable in my skin
  3. Spirit bird
  4. Prosper
  5. Bow down
  6. Follow the sun
  7. Butterfly
  8. Culture bleeding
  9. Paper thin
  10. Full circle
  11. Mystery angel
  12. 3 roads
  13. Creating a dream

Gesamtspielzeit: 63:47 min.

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