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Hanne Kolstø - Riot break

Hanne Kolstø- Riot break

Karmakosmetix / Broken Silence
VÖ: 11.05.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Das Bühnenpräsens

Da steht sie, fast verschwindend in ihrem Parka auf einem Balkon und wird drangsaliert, doch mal über das Wetter in ihrer Heimat Norwegen zu berichten. Die Haare liegen so schief im Wind wie ihr nöliger Gesang, im Hintergrund tönen Weihnachtslieder vom deutschen Weihnachtsmarkt, und die etwas verschüchterte Frau stolpert bemitleidenswert lange drei Minuten durch ihren Song, ohne Bühnenpräsenz, ohne Publikum, ohne die nötige Ironie, um das alles augenzwinkernd wegzulachen. Hier also ist er, der Antihipster: unfähig, allein einen Song zu tragen und sicherlich nicht gemacht für die Bühne, weil ja schon keiner schaut, wenn er über die Straße geht. Keine trashig-abseitigen Klamotten, kein schräger Haarschnitt, kein übergroßes Ego, keine aufdringliche Geltungssucht, keine Geheimnisgrämerei. Das war Hanne Kolstø im Dezember 2010 auf Deutschlandtour.

Das Gute daran ist: Von all dem hört man auf "Riot break" überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil ist das nun auch in Deutschland erscheinende Debütalbum von Kolstø, zudem Sängerin des norwegischen Elektroduos Thelma & Clyde, ein originelles, vielschichtiges und vor allem stolzes Stück Musik geworden. Die muskelspielenden Highlights treiben die wenigen Ausfälle locker vor sich her, und schon der Durchschnittsoutput auf "Riot break" ist über den Zweifel erhaben. Wie macht sie das, diese Frau vergessen zu machen, die anderthalb Jahre zuvor derangiert auf dem Balkon stand? Den miesen Tag halt abhaken, bei einem großen Label unterschreiben, rüber nach Schweden und zu Robyn in die Nachbarschaft ziehen?

"If you don't like yourself then be someone else / I am right where I wanna be": Für Kolstø ist es tatsächlich so einfach. Dieser Eröffnungstrack, der Old-School-Sprechgesang mit kalten Synthies schockfrostet, um ihn schlussendlich mit zackiger Gitarre in Form zu sägen, lächelt den Hörer anfangs bloß an, um die Zähne zu zeigen. Tatsächlich steht Kolstø das metallene Fembot-Dress deutlich besser als das hippieeske Singer-Songwriter-Kleidchen. "Riot break" brilliert vor allem, wenn Kolstø sich an ihre Maschinen kuschelt und keinen Gedanken daran verschwendet, den nächsten Ton auch ja zu treffen. Dann also, wenn "Riot break" wie im überragenden Titeltrack Collagen aus dem Großstadtlärm schneidet, anstatt sich damit zu begnügen, im Hintergrund Gitarre zum Lagerfeuerknutschen zu zupfen. Und mittlerweile hat Kolstø denn auch die Selbstsicherheit, sich nicht hinter dem säuseligen Anfang von "Clandestine" zu verstecken, sondern dramatisch Streicher zu stapeln, um der großartigen Audrey aufs Haar zu gleichen. "I feel free." - Pop ist eben immer ein Schauspiel, mit Rollen und Erwartungen, ohne Gewissheiten. Oder anders: Eine Frage der Tagesform.

(Nicklas Baschek)

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Highlights

  • Don't want to be happy in the moment I want it to last
  • The city
  • Riot break

Tracklist

  1. Don't want to be happy in the moment I want it to last
  2. Clandestine
  3. Dead seat
  4. The city
  5. What the wind can't carry
  6. Black hand
  7. Riot break
  8. Simca
  9. Hide and seek
  10. Dear friend

Gesamtspielzeit: 34:14 min.

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