Jess And The Ancient Ones - Jess And The Ancient Ones

Svart / Cargo
VÖ: 25.05.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Okkult ist ok
Dunkel gekleidete, schattenhafte Gestalten versammeln sich an finsteren Orten. Sie stimmen fremdartige Gesänge an, hantieren mit seltsamen Symbolen und ergehen sich in unerklärlichen Riten. Magie liegt in der Luft, pure Energie scheint sich zwischen den überall vorhandenen Halbmonden, Pentagrammen und seltsamen Schriftzeichen zu sammeln. Wir befinden uns entweder auf dem zyklischen Treffen eines mystischen Kultes am dritten Vollmond des Halbjahres oder auf einem Metal-Konzert. Ganz sicher können wir uns aber erst sein, wenn die Priester ihre Gitarren einstöpseln und die Vielleicht-nicht-mehr-Jungfrau am Mikrofon zu singen beginnt.
Jess And The Ancient Ones übertreiben es vielleicht etwas mit der okkulten Inspiration, von der ihr Debüt-Album in dicken schwarzen Bächen trieft. Die Hingabe der Band kanalisiert sich aber glücklicherweise nicht nur in der üppigen Gestik und Lyrik, sondern auch im Sound der sieben Songs. Insbesondere die beiden Zwölfminüter "Sulfur giants (Red king)" und "Come crimson death" sprühen Funken vor glühender Begeisterung für frühen Metal, psychedelischen 1970er-Jahre-Rock und ausufernde Prog-Epen. Über galoppierende Riffs spielen sich Haken schlagende Zwillingsgitarren die Saiten heiß, in langgezogenen Mittelteilen nimmt die Band das Tempo raus und lässt Keyboards, Bass und Schlagzeug die Atmosphäre verdichten, bevor Sängerin Jess zu einem der zahllosen schmissigen Refrains ansetzt. Dass die Band auch Abba unter ihren Einflüssen aufzählt, ist mehr als nur eine Kuriosität.
Ein bisschen Geduld braucht es allerdings, bis sich der glänzende Kern der anfangs leicht überfrachtet erscheinenden Songs zeigt. "Ghost riders" scheint zunächst allzu abhängig von den sich karnickelhaft vermehrenden Gitarrenlicks zu sein. Erst beim dritten oder vierten Hören wird klar, dass der großartig dahintrabende Groove den Song beieinander hält und die Skaleneskapaden der Gitarren nie aus dem Ruder laufen lässt. Jess And The Ancient Ones setzen sich selbst klare Grenzen, um nicht nach fünf Minuten in instrumentaler Beliebigkeit und 1000 Meilen vom Song entfernt zu landen. Das gilt sowohl für die langen als auch die kürzeren Stücke. "Prayer for death and fire" ist für seine sechs Minuten erstaunlich geradlinig und fokussiert, und selbst der überlange Schlusstrack kommt trotz balladenhaftiger Axl-Rosigkeit nie aus dem Tritt. Am Ende der 53-minütigen Predigt liegen wir nicht aus den Ohren blutend auf dem Opfertisch, sondern können erleuchtet und um einige Vokabeln aus dem Okkulten reicher unserer Wege gehen.
Highlights
- Prayer for death and fire
- Sulfur giants (Red king)
Tracklist
- Prayer for death and fire
- Twilight witchcraft
- Sulfur giants (Red king)
- Ghost riders
- 13th breath of the zodiac
- Devil (in G minor)
- Come crimson death
Gesamtspielzeit: 52:42 min.
Referenzen
Christian Mistress; Witch Mountain; Saint Vitus; Ancient Vvisdom; Rider; Black Sabbath; Uriah Heep; Thin Lizzy; Deep Purple; Abba; The Grateful Dead; Early Man; Quest For Fire; The Main Street Gospel; The Obsessed; Spirit Caravan; The Wounded Kings; Witchfinder General; Cathedral; Witchcraft; Witch; Place Of Skulls; El Doom & The Born Electric; Blood Ceremony; Wino; U.S. Christmas; High Priest Of Saturn; Reverend Bizarre; Kadavar; Black Pyramid; Huntress; Pilgrim; Angel Witch; Conan; Diesto; Black Moth; Samsara Blues Experiment; Grand Magus; Pentagram; Church Of Misery; Electric Wizard