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Robert Francis - Strangers in the first place

Robert Francis- Strangers in the first place

Membran / Sony
VÖ: 01.06.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Bett-Man forever

Es kommt nicht sonderlich überraschend, dass Robert Francis' drittes Album mit einer Bett-Szene beginnt. Schließlich wurde bereits das Cover-Artwork des Vorgängers "Before nightfall" von dem lasziv auf einem Schlafmöbel ruhenden Künstler geziert. Nun ist allerdings nicht er der - dieses Mal lyrisch - Gebettete, sondern eine der zahlreichen Damen, die er in den zwölf Liedern auf "Strangers in the first place" huldvoll besingt. Das Eröffnungsstück "Tunnels" beginnt mit den Worten "There's a stranger in my bed / Waiting to have fun" - der melancholische Jüngling steht derweil am Fenster und sinniert, vermutlich spielt der Wind währenddessen mit einem dünnhäutigen Vorhang und die Straßenlaterne flackert dramatisch. Die begleitenden Instrumente vereinen sich nicht nur in dieser Nacht zu einer schwelgerischen Symbiose aus soften Indie-Ingredienzen, nostalgischem Frühsiebziger-Flair und unverblümtem Pop-Appeal.

Zwei Jahre ist es her, dass der Kalifornier mit "Junebug" immerhin in Frankreich einen verdienten Nummer-1-Hit hatte, während man in seiner Heimat, und auch das passt doch wunderbar zu seinem Schlafzimmer-Faible, bloß wohlwollend gähnte. Dabei ist dem 24-Jährigen nun wirklich keine Talentlosigkeit vorzuwerfen, ganz im Gegenteil. Dass er im zarten Alter von neun Jahren von Familienfreund Ry Cooder seine erste Klampfe geschenkt bekam und später John Frusciantes einziger Gitarrenschüler wurde, konnte selbstverständlich nicht ohne Folgen bleiben. Francis schreibt Songs wie ein alter Routinier, was allerdings auch hin und wieder dazu führt, dass eher die Imitation als die Innovation im Vordergrund steht. "Perfectly yours" ist eine unmissverständliche Hommage an Fleetwood Mac und "Alibi" könnte selbiges glatt vergessen, wenn es mit dem dringenden Verdacht auf Diebstahl bei Leonard Cohen konfrontiert würde.

Dass "Strangers in the first place" trotzdem ein recht hübsches Album geworden ist, liegt vor allem an Francis' Gespür für memorable Melodien, an seiner einnehmenden Vokaldarbietung und an der hervorragenden Produktion. In einer Villa in den Malibu Hills wurde live aufgenommen, mit Blick auf den Pazifik und hochkarätigen Gästen: dem legendären Sessionmusiker Jim Keltner (Bob Dylan, Rolling Stones, Neil Young), Mike Campbell von Tom Petty & The Heartbreakers und, natürlich, dem väterlichen Freund und Gitarrenvirtuosen Ry Cooder. Die beinahe enttäuschende erste Single "Eighteen" spricht übrigens keineswegs gegen Francis, sondern für den Rest der Platte. Für den Alternative-Country-Schunkler "Star crossed memories", das unverschämt lässig groovende "It first occured to me" oder das opulent cineastisch orchestrierte "The closest exit". Von der Bettkante stoßen würde man diese Songs jedenfalls nicht. Und das, obwohl es ganz offensichtlich keine Schlaflieder sind.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Alibi
  • It first occured to me
  • The closest exit

Tracklist

  1. Tunnels
  2. Some things never change
  3. Perfectly yours
  4. Alibi
  5. Eighteen
  6. Star crossed memories
  7. It first occured to me
  8. Heroin lovers
  9. I sail ships
  10. The closest exit
  11. Wild thing
  12. Dangerous neighborhood

Gesamtspielzeit: 49:05 min.

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