Stefan Dettl - Summer of love

RCA / Sony
VÖ: 29.06.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Da schau her
Oberbayern, Chiemgau. Es gibt schlimmere Orte auf der Welt. Jeden Vormittag eine frisch gezapfte Maß auf dem Tisch, im Hintergrund das idyllische Panorama des Chiemsees und natürlich die Alpen. Diese Gegend, die ja traditionell politisch eher schwarz gefärbt ist, bringt man wohl nicht sofort mit Hippies in Verbindung. Doch dem Dettl Stefan ist das ziemlich wurscht. Der umtriebige LaBrassBanda-Frontmann feiert auf seinem zweiten Soloalbum in eineinhalb Jahren den "Summer of love". Was sich auf dem unterhaltsamen Debüt "Rockstar" schon vielversprechend anließ, findet nun seine Vollendung.
Dabei sind die Voraussetzungen nicht viel anders. Erneut bewegt sich Dettl außerhalb des Kosmos seiner Hauptband, bindet deren Stilelemente aber geschickt in seinen Sound ein. Die Bläser dürfen sich gerne austoben, doch das Fundament bilden die geschmeidigen Gitarrenriffs von Dettl und Band. Die studierten Musiker haben immer noch wenig Lust auf dumpfes Griffbrett-Geschrubbe, schielen lieber in Richtung Tanzfläche. Für den Unterschied zu "Rockstar" sorgen also die Songs, die noch ausgefeilter daherkommen als auf dem Debüt, auch vor längeren aber pointierten Jam-Passagen nicht zurückschrecken. Der eröffnende Titeltrack fährt gleich einen dicken Refrain auf und hält mit seiner Message nicht hinterm Berg: "Summer of love / summer of happiness / du bist schee, schau di o / d'Sonn scheint di o". Klingt nach Blümchenromantik, ist aber ein eingängiger Rocksong, der gekonnt um jede Kitsch-Fallgrube herumtanzt.
Und nach dem gelungenen Einstieg ist noch lange nicht Schluss: "Stoana" ist der erste von mehreren großartigen Funkrock-Songs auf dem Album. Auch beim schwitzigen "Holzfasslbier" und beim luftigen "Neu2" zucken die unterschiedlichsten Körperteile unweigerlich mit. Etwas lauter wird es im wütenden "Des bassd ned" und im passend betitelten "Heavy Dettl", das deutlich mehr nach Rockstar klingt als alles auf dem Debütalbum. Den Vogel schießt aber "Tanzen mit dir" ab, das entgegen seines Titels wüste Riffs und Genickbrecher-Rhythmen in die Waagschale wirft. "Scheiß auf Schiache / I wui heit tanzen mit dir". Wenn's in diesem Fall auch ein Pogo sein darf: Gerne.
Auf "Summer of love" hat Dettl mehr denn je Lust auf Party und umarmt in bester Hippie-Manier jeden, der gerade in Reich- und Hörweite ist. Doch ganz auf die melancholischen Klänge kann er dann doch nicht verzichten. "Bamba" sinniert über den Tag nach der einen Nacht, die alles verändert. Hingegen beschreibt die Rock-Ballade "Einladung" die Unsicherheit, die jeden neuen Schritt begleitet - vielleicht das schönste Dettl-Lied überhaupt. "Summer of love" ist ein großes Ausrufezeichen und lässt nur eine Frage offen: Gibt es etwas, das dieser Mann nicht kann? Hochdeutsch vielleicht. Aber das vermisst im Chiemgau ohnehin niemand.
Highlights
- Stoana
- Einladung
- Holzfasslbier
- Bamba
Tracklist
- Summer of love
- Stoana
- Des bassd ned
- Für immer
- Einladung
- Holzfasslbier
- Neu2
- Heavy Dettl
- Rock
- Bei mir
- Bamba
- Tanzen mit dir
- Rivers
Gesamtspielzeit: 50:37 min.
Referenzen
LaBrassBanda; Haindling; Attwenger; Ringsgwandl; Hans Söllner; Spider Murphy Gang; Günther Sigl; Hubert Von Goisern; Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn; Keller Steff; Biermösl Blosn; Weißwurscht Is; Monsters Of Liedermaching; Troglauer Buam; Bluatschink; Claudia Koreck; Bürgermeista; Sportfreunde Stiller; Pohlmann; Tim Neuhaus; Philipp Poisel; Selig; Wir Sind Helden; Wolfgang Ambros; Peter Maffay; Holstuonarmusigbigbandclub
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