Future Of The Left - The plot against common sense
Xtra Mile / Soulfood
VÖ: 15.06.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Katastrophen und Pinguine
"Three men walk into a café / Take the corner booth and wait for context."
Die Sache mit dem Kontext kann recht heikel sein bei Future Of The Left. Das musste auch der Rezensent beim Online-Magazin Pitchfork feststellen, als ihm Bandleader Andy Falkous in einer leicht verbitterten, aber pointierten Replik auf die Rezension auseinandersetzte, dass zumindest drei der vier Textdeutungen in der Pitchfork-Rezension vollkommen danebenliegen würden. Das große Ganze und der gesunde Menschenverstand sind eben keine Kategorien, mit denen man Future Of The Left auf die Pelle rücken kann. Der Titel ihres dritten Albums "The plot against common sense" deutet schon darauf hin - und es gilt zudem sowohl für Falkous' lyrische Ergüsse als auch für die originellen bis genial grenzwertigen Kompositionen.
"Never underestimate the power of cock / Now we're talking / Or at least you're moving your mouth."
Die 15 Songs auf "The plot against common sense" sind ein einziges Hakenschlagen und Verwirrspiel. Future Of The Left spielen lärmigen Punkrock, hochmelodiösen Indiepop, unrettbar zerhackte Noise-Attacken und arrangieren das alles zwischen hymnischer Progressivität und eingängigem Stadionrock. Das eine Extrem: "Robocop 4 - fuck off Robocop" ist vielleicht der größte Antisong auf der Platte. Auf den ersten Blick strukturlos, reihen sich polternde Gitarren, angedeutete Gesangsmelodien und ein frenetisches Holterdipolter-Ende aneinander. Auf den zweiten Blick aber greift all das ebenso gewollt wie gekonnt ineinander und hinterlässt ein wohlkalkuliertes Schlachtfeld. "Camp cappuccino" ist ein ähnlich überkandideltes, aber etwas erdigeres Testosteron-Ungetüm mit vertracktem Riff und drückendem Ein-Akkord-Refrain. Und die fiesen Leerlauf-Gitarren von "Anchor" fräsen sich ohne Pause durch drei Minuten Krachwerkstatt.
"Hunt where you eat / Make your stand where the elephants sleep."
An anderer Stelle ertrinkt die Band geradezu in Harmoniesucht. "City of exploded children" beginnt ein wenig windschief, aber bereits mit guten Absichten. Nach zwei Minuten fängt Falkous dann an, einen Kanon an akribisch ausgearbeiteten Gesangsmelodien aufeinanderzustapeln, der in warmen Schauern und Regenbogenfarben aus den Boxen nieselt. "Polymers are forever" hat eine ebenso wohlklingende Coda in Ohrwurmqualität zu bieten. Und "Sorry dad, I was late for the riots" schießt sich auf Pixies-mäßige Indiemelodien und einen bluesig schleifenden Rhythmus ein.
"You're more likely to burn in Beirut or Belize / Than wake up in a marketplace with shrapnel in your knees."
Zusammengehalten werden all diese Waghalsigkeiten von der überraschend druckvollen Produktion, die bei einer Noiserock-Band nicht unbedingt zu erwarten ist. Die knarzig-trockenen Basslinien unterfüttern Songs wie "Cosmo's ladder" oder das mächtig dröhnende "Beneath the waves an ocean" mit einem unwiderstehlichen Bewegungsdrang, darüber schüttelt die Band wahlweise eingängige oder schreiend dissonante Gitarrenspuren aus dem Ärmel. Zum Standardrepertoire gehören spätestens seit "Travels with myself and another" auch die angeknacksten Synthies, die zum Beispiel in "A guide to men" den Hektikfaktor hochschrauben. Ob hinter dem Wahnsinn ein Konzept versteckt ist, und wenn ja, was dann die verstreuten Andeutungen zum Totalen Krieg, Meeresfrüchten sowie zum Untergang der abendländischen Kultur zu bedeuten haben und was zudem dieser Pinguin auf dem Cover soll - diese Fragen sind am Ende eines Rockalbums, das 50 Minuten mit den Gehörknöcheln Achterbahn fährt, angesichts der mittlerweile angestauten Endorphine und Oneliner reichlich egal.
Highlights
- Beneath the waves an ocean
- Camp cappuccino
- Robocop 4 - fuck off Robocop
- Notes on achieving orbit
Tracklist
- Sheena is a t-shirt salesman
- Failed Olympic bid
- Beneath the waves an ocean
- Cosmo's ladder
- City of exploded children
- Goals in slow motion
- Camp cappuccino
- Polymers are forever
- Robocop 4 - fuck off Robocop
- Sorry dad, I was late for the riots
- I am the least of your problems
- A guide to men
- Anchor
- Rubber animals
- Notes on achieving orbit
Gesamtspielzeit: 49:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Robert G. Blume Postings: 915 Registriert seit 07.06.2015 |
2022-04-24 11:50:24 Uhr
Bin mal wieder drauf hängengeblieben. Beneath the Waves An Ocean läuft auf Dauerschleife. Dieser Basssound, dieser Drumbeat, dieser Groove und die Dynamik! Wahnsinn. |
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2013-06-24 16:57:20 Uhr
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2013-06-24 12:47:35 Uhr
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Da |
2013-06-04 15:39:20 Uhr
Musik für Prolos mit angestauten Aggressionen, muss es wohl auch geben |
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Referenzen
Mclusky; Pulled Apart By Horses; Hot Snakes; Les Savy Fav; Shooting At Unarmed Men; Big Black; Shellac; Pixies; Jarcrew; Part Chimp; The Eighties Matchbox B-Line Disaster; Million Dead; Kong; Drive Like Jehu; The Jesus Lizard; Japandroids; Fucked Up; Liars; LaFaro; Starvin' Hungry; Tubelord; Truckers Of Husk; Rye Coalition; Nation Of Ulysses; Killed By 9V Batteries; These Arms Are Snakes; Q And Not U; Killdozer; Unsane; The Cutthroat 9; The Icarus Line; Fugazi; Mission Of Burma; Rival Schols; Quicksand; Jawbox; OFF!; Test Icicles; Ikara Colt; Minutemen; The Blood Brothers; Pissed Jeans; The Thermals; Lightning Bolt; Death Grips
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