Tiny Ruins - Some were meant for sea

Spunk / Own / Cooperative / Universal
VÖ: 15.06.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ruhe, bitte!
Das kann nicht jeder: in ein Debüt einzusteigen wie in ein reifes Alterswerk - entschleunigt, erhaben, selbstvergessen, in sich ruhend, tiefenentspannt. Eine Akustikgitarre, die ganz für und bei sich zu sein scheint, eröffnet zart gezupft "Some were meant for sea", das erste Album der 26-jährigen Hollie Fullbrook, die sich auch Tiny Ruins nennt. Winzig ist in den folgenden 48 Minuten allerdings rein gar nichts, Zurückhaltung und Bescheidenheit verleihen den elf Stücken sogar eine ganz und gar eindrucksvolle Größe. Fullbrooks Talent für musikalische Dramaturgie mag daher kommen, dass sie in Auckland Musik für Theaterproduktionen komponierte, möglicherweise ist die gebürtige Engländerin aber auch einfach ein Naturtalent.
Touren mit Fleet Foxes, Joanna Newsom und Beach House sollten an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, auch wenn Fullbrook es eigentlich gar nicht nötig hat, sich mit den Namen bekannter Kollegen zu schmücken. Denn die junge Dame hat selbst genug zu bieten: Sie schreibt herrliche Melodien, erzählt äußerst unterhaltsame Geschichten und, auch das gelingt nur wenigen Debütanten, konzentriert sich stets auf das Wesentliche. Es gibt keine üppigen Arrangements, höchstens hin und wieder einen gutmütig trottenden Kontrabass, sorgfältig ausgewählte Percussion oder ein paar sanft umherschmeichelnde Streicher. Im Vordergrund stehen allerdings Fullbrooks ergreifende Stimme und ihre wohltemperierte Klampfe - abgesehen vom hübschen "You've got the kind of nerve I like" und von "Pigeon knows", wo ausnahmsweise ein idyllisch hallendes Klavier dominiert, das sich anhört, als würde es im Foyer einer alten, verlassenen Villa stehen.
"Lean in, friend / And I'll tell you a tale", lauten die ersten Worte im ausgesprochen bezaubernden Opener "Old as the hills", und genau so fühlt man sich dann auch als Hörer: wie ein enger Freund der Künstlerin. "Some were meant for sea" klingt wie eine wunderbare, live eingespielte Demo-Sammlung. Nichts wirkt geschminkt oder unnötig optimiert. Fullbrook sitzt praktisch direkt neben einem, wenn sie in "Priest with balloons" so hinreißend die augenzwinkernde Zeile "I want to live / Where traffic controllers are belly dancers" singt. Wenn sie in "Just desserts" darüber philosophiert, warum jeder Desserts mag, aber niemand gerne "deserted", also verlassen wird. Und wenn sie sich ihren besten Song, "Bird in the thyme", bis zum Finale aufhebt. Wer weiß, was die Gute noch so alles auf Lager hat.
Highlights
- Old as the hills
- Priest with balloons
- You've got the kind of nerve I like
- Bird in the thyme
Tracklist
- Old as the hills
- Priest with balloons
- You've got the kind of nerve I like
- Death of a Russian
- Adelphi apartments
- Little notes
- Cat in the hallway
- Running through the night
- Just desserts
- Pigeon knows
- Bird in the thyme
Gesamtspielzeit: 48:05 min.
Referenzen
First Aid Kit; Lucy Wainwright Roche; Basia Bulat; Alessi's Ark; Joni Mitchell; Nina Nastasia; Lucinda Williams; Gillian Welch; Jolie Holland; Vashti Bunyan; Hannah Cohen; Carole King; Anna Ternheim; Blue Roses; Angus & Julia Stone; Simon & Garfunkel; The Handsome Family; Martha Wainwright; Leonard Cohen; Sophie Zelmani; Ane Brun; BOY; Valery Gore; St. Vincent; Jenny Lewis With The Watson Twins; Lail Arad; Maria Taylor; Orenda Fink; The Unthanks; Fiona Apple; Aimee Mann; She & Him
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