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Turntablerocker - Einszwei

Turntablerocker- Einszwei

Casablanca / Universal
VÖ: 30.03.2012

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tanzflächenträgheitsmomente

Es ist mitten in der Nacht, die Arbeit stapelt sich, und der Chef liegt einem in den Ohren. "Turntablerocker, sind die was für uns? Die kennt man doch. Und das waren die mit den lustigen kleinen Maulwürfen im Clip, oder? Michi Beck macht doch auch mit." Ja, das sind die mit den lustigen kleinen Maulwürfen und auch der Rest stimmt, doch ob die nach zehn Jahren noch jemand kennt, in denen sie vor allem Vinyl veröffentlicht haben? Aber gut, zugegeben - die Maulwürfe haben damals schon gezogen, und der Song passte auch, irgendwas mit "No Melody", oh Moment, das schreiben wir ja klein, also "No melody" und fertig. Und damit ran an "Einszwei", das dritte Album der Turntablerocker, dieses Mal ohne Maulwürfe, dafür mit deutlich mehr Orientierung in Richtung Tanzfläche. "Alle spielen immer das Gleiche - im Club oder im Radio / Eimerweise Einheitsbrei, und keiner weiß hier eigentlich genau, wieso", schallt es nach knapp dreißig Minuten aus den Boxen. Dazu gibt es einen knusprigen Einheitsbrei-Beat, und die Leitfrage für den Rest der Platte ist gestellt.

Es wäre unfair, nun zu monieren, dass die Turntablerocker sich da wirklich arg anbiedern. Immerhin pumpt gegen Ende ein dunkler Rhythmus vor sich hin, der den Track noch umbiegt. "D.W.I.E.S." modelliert das romantische Bild des Vinyl-Helden, in dem es sich gegen die bösen Menschen wehrt, die nur mit dem Laptop auflegen. Und vielleicht würde man dem zustimmen, wenn nicht die Angst hochkriechen würde, dass einem gleich der Zivi den Stecker zieht und von der Tanzfläche holt. Ansonsten regiert der Minimalismus, den mancher gerne mit Intellektualität verwechselt - allerdings weit unaufdringlicher als bei manch anderer Platte aus der Ecke. Ich sehe aber schon: "Der Rezensent hat ja wohl den Arsch offen, so eine Platte nach den Texten zu bewerten! Plattentests kann wohl nur Indie-Folk-Pop-Whatever!" Also bleiben die Texte, was sie sind - Buchstaben in konstruierter Folge, die sich nett auf dem Rhythmus anhören, aber nicht unbedingt eine tiefere Bedeutung transportieren müssen. Denn ansonsten bietet "Einszwei" eine solide Stunde Club-Kultur, die den Berghain offenbar nicht kennen will und entspannt ein paar gute Dinge präsentiert.

In "Wie ich" kreiselt eine Melodie den Takten entgegen und das ziemlich charmant. Auch "Zusammen mit Dir" hypnotisiert mit seinem verspulten Sound. Doch unter diesen Momenten liegt stets ein fester Rhythmus, der weder Drops fällt noch sonstige Spiele mitmacht. "Gut gemeint" bringt dann dieses Gefühl der Schlaflosigkeit mit den verzerrten Vocals genau auf den Punkt. Eine Welt am Morgen erscheint nicht mehr erstrebenswert, wozu also nicht erst um sechs Uhr ins Bett und mit dem Nachmittag in den Tag starten? Die Turntablerocker haben dieses losgelöste Gefühl perfekt geschält und auf den Kern reduziert. Nur vielleicht eben ein paar Jahre zu spät. Das macht die Sache nicht wirklich schlechter. Aber eben auch nicht wesentlich besser. Was wohl die Maulwürfe heute machen?

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Gut gemeint

Tracklist

  1. Einszwei
  2. Gut gemeint
  3. Leider nein
  4. Wie ich
  5. D.W.I.E.S.
  6. Immer das Gleiche
  7. Zu viel
  8. Déjà Vu
  9. Gold
  10. Alles auf die 303
  11. Zusammen mit Dir
  12. Von vorn

Gesamtspielzeit: 60:41 min.

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