The Chieftains - Voice of ages
Concord / Universal
VÖ: 20.04.2012
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Die Flötentöne
Nützlich bei Unfähigkeit, gern genommen, um Einfallsreichtum vorzutäuschen – wenn’s um die Güte der eigenen Musik schlecht steht, verhindern ein paar geschickt gesetzte Tupfer irischen Folk-Rocks oft das Schlimmste. Nicht der bösartigste Rezensent kann den Einsatz eines derart unschuldigen Stilmittels verunglimpfen. Und so zieht die totale Verfolkung weite Kreise, hat sich von ihren Ursprüngen emanzipiert und ist inzwischen selbst dort präsent, wo man sie zunächst am wenigsten vermutet hätte. Doch wem aus allen Rohren das Wasser auf die Zunge tropft, dem ist die Quelle meist egal – ein für deren Erhaltung glücklicher Umstand. Unablässig sprudelnd überdauert sie die Zeit in unberührter Klarheit.
Seit 1962 speisen die Chieftains den Folkstrom. Bis weit übers Millennium hinaus verging kaum ein Jahr, in der nicht eine neue Biegung genommen und ein neues Ufer geschaffen wurde. Es war diese Band, die den wertvollsten Schatz der grünen Insel in alle Himmelsrichtungen verschiffte. Fünf Dekaden stetiger Bewässerung, die linker und rechter Hand des Flusses Flora und Fauna belebte und dadurch den Chieftains eine immer größere Zahl älterer und jüngerer Gefährten bescherte. Am vorläufigen Ende des Flusslaufs stehen sie nun beisammen und zelebrieren das gemeinsam Erschaffene: "Voice of ages" - das ist nicht nur eine Rückschau zu den eigenen Ursprüngen, sondern vor allem auch ein ausgelassenes Gipfel- und Familientreffen. Somit machen sich The Chieftains mit diesem Album selbst das schönste Geschenk.
Da erteilen die lange verschollenen Gründungsmitglieder Seán Potts und Michael Tubridy den versammelten Jungspunden eine Lektion im Flötenspielen und kann von den Geladenen gleich im lässigen Auftaktsong "Carolina rua" Imelda May Akzente setzen. The Decemberists geben sich mit "When the ship comes in" ihrer beschwingten Lebenslust hin, in "School days over" kehren The Low Anthem die melancholische Seite des Genres hervor, und Bon Iver frönen bei "Down in the willow garden" ihrer leidenschaftlich entspannten Folk-Deutung. Überirdische Geburtstagsgrüße sendet die Astronautin Catherine Coleman, die auf der internationalen Raumstation den Querflötenpart für "The Chieftains in orbit" einspielte.
Das alles unter der stilsicheren Ägide von Paddy Melony, der die Chieftains nun schon seit Bandgründung auf Kurs hält. "Voice of ages" wirkt als Ganzes zwar etwas orientierungslos und birgt angesichts der eindrucksvollen Gästeliste und der langen Spielzeit überraschend wenig Gesprächsstoff, sollte jedoch auch eher als abwechslungsreiches Potpourri verstanden werden. Ein gelungener Versuch, fernab jeglicher Allüren die historische Vielfalt des Einfachen abzubilden. Bitte fleißig weiterfließen!
Highlights
- Carolina rua
- Down in the willow garden
- When the ship comes in
- School days over
Tracklist
- Carolina rua / Reel - The ladies pantalettes
- Come all ye fair and tender ladies
- Pretty little girl
- Down in the willow garden
- Lily love
- The lark in the clear air / Olam punch
- My lagan love
- When the ship comes in
- School days over
- The frost is all over
- Peggy Gordon
- Hard times come again no more
- The Chieftains reunion
- The Chieftains in orbit
- Lundu (Bonustrack)
Gesamtspielzeit: 63:52 min.
Referenzen
Altan; Planxty; Gaelic Storm; The Dubliners; Lúnasa; Cherish The Ladies; Old Blind Dogs; Solas; Dervish; Battlefield Band; Carlos Núñez; The Clancy Brothers; The Irish Rovers; Capercaillie; Natalie MacMaster; Clannad; Sharon Shannon; Silly Wizard; Anúna; Fiddler’s Green; The Boys of the Lough; Martin Carthy; The Clancy Brothers; The Decemberists; The Corrs; Dolores Keane; Patrick Street; Ralph McTell; Pentangle; Mary Black; Donovan; Flogging Molly; Ian Matthews; James Galway; Dropkick Murphys; Oysterband; Ramblers; Mike Scott; Daniel O'Donnell; Déanta; Golden Bough; The Irish Descendants; The Waterboys; Lindisfarne; Enya; The Battlefield Band; Sweeney's Men ; The Pogues; Great Big Sea; Imelda May ; Pistol Annies; Carolina Chocolate Drops; Bon Iver; The Civil Wars; Punch Brothers; Lisa Hannigan; The Low Anthem; Punch Brothers; The Secret Sisters; Paolo Nutini