Torche - Harmonicraft

Volcom / A!ive
VÖ: 27.04.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Babyblau und Schweinchenrosa
Das Cover des Jahres ist Torche schon mal sicher: Babyblaue Drachen, die Regenbögen kotzen und pittoreske Scheibenwelten auf ihrem Rücken tragen, fliegen durch eine schweinchenrosa Welt voller Süßigkeiten und Schäfchenwolken. Im Hintergrund spucken magentafarbene Monster mit Brokkoli und Mohrrüben in der Hand Gewitterwolken und Blitze. Wen das an eine Szene aus Disneys "Dumbo" erinnert, der liegt ganz gut. Und wer einen tieferen Sinn hinter dem Kampf zwischen Gemüse und Zuckerwerk sucht, hat wohl schon verloren.
Inhaltlich, also musikalisch, ist "Harmonicraft" mindestens genauso überladen wie optisch. Während Letzteres im Ergebnis aber durchaus fragwürdig ist, schafft die Band es meisterlich, ihren opulenten, im Pop ersaufenden Doom mit maximaler Effektivität zu kanalisieren. Die Platte reitet von vorne bis hinten auf demselben Euphorie-Regenbogen wie das einhörnige Raumschiff auf der Rückseite des Covers. Dabei hat die Platte neben einem Haufen großartiger Songs, die auch alleinstehend wunderbar funktionieren, vor allem einen beeindruckenden Fluss. Torche schreiben beileibe keine sehr komplexe Musik, beherrschen aber die Kunst, all ihre ausufernden Ohrwurm-Melodien so in eine Reihenfolge zu bringen, dass einem nach knapp 40 Minuten ein Kaleidoskop aus Harmonien, Akkorden, Melodien und Textfragmenten im Kopf herumschwirrt.
"Letting go" startet ohne Warnung und Einzählen sofort durch. Über die mächtigen Toms legen sich scheinbar dutzende Gitarrenspuren, und der Song vermittelt gleichzeitig ein Gefühl von Vorwärtsdrang und majestätischer Gelassenheit. Der Übergang zur ersten Single "Kicking" ist einer der genialen Momente zwischen den Songs auf "Harmonicraft": Torche transportieren Rhythmus und Schwung wie selbstverständlich über Songgrenzen hinweg. Auf den schnellen und kurzen Adrenalinschub von "Walk it off" folgt das walzende "Reverse inverted", das in der Mitte mit nur einem verlassenen, aber genüsslich ausgebreiteten Akkord auskommt, bevor Torche von dort aus wieder Harmonien aufeinanderstapeln, als würde ihr Leben davon abhängen.
Charakteristisch ist auch, dass die Band im Mittelteil noch einmal eine Schippe drauflegt. Die Trilogie aus "Snakes are charmed", "Sky trials" und "Roaming" bildet berechtigterweise das Zentrum der Platte. Erstgenannter Song schiebt ein episches, getapptes Gitarrenlick mit minimaler Begleitung durch die Strophe, das andere Bands höchstens für eine kurze Bridge verwenden würden. "Sky trials" holt sich bei doppeltem Tempo dann so richtig wunde Finger und ist genauso schnell wieder vorbei. "Roaming" schließlich leitet mit Gelassenheit und sphärischen Space-Gitarren schließlich den etwas langsameren letzten Teil des Albums ein. Auch wenn sich der Drang zum wilden Herumspringen hier etwas legt, sind Songs wie das schleichend malmende "Solitary traveler" oder der klassische Doom des Rausschmeißers "Looking on" keineswegs schwächer als die Hochgeschwindigkeitsabfahrten zuvor. "Harmonicraft" flutscht und macht glücklich wie Regenbogenkotze.
Highlights
- Kicking
- Snakes are charmed
- Roaming
- Solitary traveler
Tracklist
- Letting go
- Kicking
- Walk it off
- Reverse inverted
- In pieces
- Snakes are charmed
- Sky trials
- Roaming
- Skin moth
- Kiss me dudely
- Solitary traveler
- Harmonicraft
- Looking on
Gesamtspielzeit: 38:44 min.
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User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34626 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-01-13 16:04:12 Uhr
Stimmt, irgendwas fühlte sich falsch an bei dem Titel. Danke. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20172 Registriert seit 10.09.2013 |
2021-01-13 15:32:02 Uhr
Jetzt auch mit richtigem Titel :)Bin kein Über-Experte bei der Band, aber die und den Nachfolger "Restarter" mag ich auch sehr. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34626 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-01-13 15:24:14 Uhr
Meine liebste von ihnen. Weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich sie damit kennengelernt habe. Finde aber hier die Mischung aus Melodie und Massivität am gelungensten. |
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Referenzen
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