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Stanfour - October sky

Stanfour- October sky

We Love Music / Vertigo / Universal
VÖ: 11.05.2012

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Doppelte Buchführung

Gibt es eigentlich einen Ratgeber für das Schreiben von Formatradio-Popsongs? Nein? Dann seien Stanfour hiermit als Autoren für diesen Marktlückenfüller vorgeschlagen! Hier direkt ein paar Ideen: Die Welt braucht exakte Stilkopien amerikanischer 08/15-Bands, Vorlagen dafür gibt es genug. Dabei immer dran denken: Die Emotionalität wächst proportional zur Anzahl der Tonspuren, die Ihr übereinander schichtet. Und was auch immer Ihr aufnehmt, der Computer bleibt Euer wichtigstes Instrument. Der Mensch ist unperfekt, also lasst Eure Musik bloß nicht so klingen, als wäre sie von sterblichen Wesen gemacht! Einen wunderbar quietschenden Dudelsack-Sound auf dem Keyboard gefunden? Baut ihn schnell in irgendein Intro ein ("Love is your enemy"), das ist individuell! Aber übertreibt's nicht - wer Eure Songs im Radio hört, kauft das Album in der Annahme, dass es von vorne bis hinten gleich klingt. Gebt ihm, was er will!

So weit die Theorie. "October sky" ist damit gut beschrieben. Das Quintett, das auf der Nordseeinsel Föhr mit etwas zu viel deutscher Genauigkeit ihren eigenen kleinen amerikanischen Sektor gegründet zu haben scheint, führt auf seiner dritten musikalischen Ausscheidung die Strategie der ersten Werke gewohnt unspektakulär weiter. Das Album besteht fast vollständig aus Songs, die den dynamischen Spielraum eines Nebelhorns haben und aus dem immergleichen Midtempo nur ausbrechen, wenn es sogar den Musikern selbst zu langweilig wird. Die große Mehrheit der Titel ist schlicht unnötig. Überproduzierte, totkomprimierte Soundzombies, denen jegliche Individualität fehlt. Mit ein paar Handgriffen könnte "When the lights go on" beispielsweise auch zu einem stattlichen Ballermann-Trance-Schlager umgearbeitet werden, ohne dabei an der Substanz zu rütteln. Einfach mal beim Hören der Fantasie freien Lauf lassen, funktioniert wirklich!

Es bleibt die Ausnahme, aber wenn man keine großen Ansprüche stellt, finden sich doch einzelne Momente, die dazu ermutigen, die Hoffnung auf Besserung nicht ganz aufzugeben: "Rule the world" verzichtet zwar, wie auch der Rest des Albums, gänzlich auf Innovationen, bleibt aber zumindest in der Instrumentierung über weite Strecken relativ zurückhaltend und versucht, mit Ukulele und entspanntem Sommerfeeling, aus dem Sumpf des überdimensionierten Nichts ein wenig herauszustechen - leider beileibe keine neue Idee. Ebenfalls recht reduziert geht es "Strange lights" an, dessen Banjo-Intro auch den Anfang eines Bombay-Bicycle-Club-Songs zieren könnte. Leider passiert im weiteren Songverlauf rein gar nichts - zurück bleibt ein vollkommen beliebiges Stück Musik, das im Ansatz nett gedacht ist, darüber hinaus aber auf jegliche Entwicklung verzichtet. "Bombay" schließlich beginnt vielversprechend mit auffallend wenig Pathos, geht aber, mehr noch als das sehr ruhige "Under water", gegen Ende in die übliche undefinierbare Masse über, die dem Hörer an dieser Stelle, kurz vor Ende des Albums, längst zum Hals heraushängen dürfte. Kommt Jungs, der Tipp war ernst gemeint, versucht's mal als Buchautoren. Das mit der Musik ist halt nicht jedermanns Sache, und beim Überfliegen der Credits sind auch keine Schreibfehler zu finden. Wie wär's?

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Rule the world

Tracklist

  1. When the lights go on
  2. Rule the world
  3. Love is your enemy
  4. Under water
  5. Learning to breathe
  6. Won't break me
  7. Beautiful
  8. Highest tower
  9. Strange lights
  10. Butterland
  11. Bombay
  12. Even if

Gesamtspielzeit: 50:58 min.

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