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Moonface with Siinai - Heartbreaking bravery

Moonface with Siinai- Heartbreaking bravery

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 20.04.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wer bitte was?

Briefe sind selten geworden. Nein, leider nicht die, deren letzter Satz sinngemäß lautet "Überweisen Sie also bitte unheimlich viel Geld auf untenstehendes Konto, um die Einleitung anwaltlicher Schritte zu vermeiden." Sondern solche, die der Verfasser eigenhändig getippt oder gar mit der Hand geschrieben hat. Auf diesem Wege erkundigte sich etwa Spencer Krug vor einiger Zeit bei einer alten Freundin nach deren Wohlbefinden und bot ihr außerdem seine schwarzen Stiefel an, die ihr als Angehöriger der Gothic-Szene ja viel besser stehen würden als ihm schluffigen Indie-Rocker. Rührend, dass der Kanadier diesen Brief nun auf dem zweiten Longplayer seines Projektes Moonface vorliest. Noch rührender: Sein Label verschickte per Post Kopien des Briefes an Vorbesteller dieses passenderweise "Heartbreaking bravery" benannten Albums. Hach.

Doch Krug hat auch neuere Freunde - zum Beispiel die finnischen Instrumental-Krautrocker Siinai, bei deren "Olympic games" die Nähe zu den bewusstseinserweiternden Orgeleien des Moonface-Albums "Organ music not vibraphone like I'd hoped" bereits überdeutlich war. Worauf sich Krug kurzerhand in einen Flieger nach Helsinki setzte, um seine nächste Platte während der andauernden Pause von Wolf Parade mit den offenbar Geistesverwandten in den dortigen Kaiku Studios aufzunehmen. Oder wie er es selbst ausdrückt: "The next Moonface will be, like most albums I’m involved in, a shitmix". Natürlich grobes Understatement: Vielmehr bündeln Krug und Siinai auf "Heartbreaking bravery" sämtliche Stärken ihrer sonstigen Betätigungsfelder. Und streckenweise wird es tatsächlich herzzerreißend.

Das geht schon beim eröffnenden Titelsong los: Tröpfelndes Piano und Zeitlupen-Shuffle flankieren den stets ins Melancholisch-Leidende lappenden Gesang, eine zart angeschlagene Gitarre tippelt schwermütig hinterher. "Yesterday's fire" schiebt danach mit geräuschigem Feedback-Gemenschel den Bombast-Regler merklich nach oben, bis pointierte Klavierkaskaden für eine Portion Pop sorgen und aggressive Drone-Schlaufen dem Song schließlich den Garaus machen. Wer von den Beteiligten hier genau für was verantwortlich zeichnet, ist bei diesen dicht verwobenen Klangschichten mitunter nicht eindeutig zu erkennen. Am besten, man macht es sich einfach: Krug singt, die Finnen kokeln im Hintergrund mit elektronischen Grillanzündern herum - und viel mehr muss man über diese prächtig hybriden Songs eigentlich auch gar nicht wissen.

Allenfalls, dass Moonface und Siinai manchmal trotz aller Herzensbrecherqualitäten auch ungemütlich werden können: "I'm not the phoenix yet" lässt sich sein roh stampfendes Gerüst immer wieder von einer halb verstimmten Dampforgel wegätzen, und "Headed for the door" - der Song mit dem rezitierten Brief - erzählt zu orchestral bumsendem Stakkato Schauerliches: "There was blood and there was gore / There was some ugly shit in store." Und wenig später: "Teary eyes and bloody lips make you look like Stevie Nicks / Never knew that being cruel was such a cool thing to do." Immerhin geht letzteres Stück trotz kosmischer Keyboardflächen und übellaunig knurrender Gitarre noch als straightester Tanzbodenkandidat auf einem Album durch, das mindestens so hinreißend wie herzerwärmend ist. Schreib mal wieder - nicht nur für Plattentests.de.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Yesterday's fire
  • I'm not the phoenix yet
  • Headed for the door
  • Teary eyes and bloody lips

Tracklist

  1. Heartbreaking bravery
  2. Yesterday's fire
  3. Shitty city
  4. Quickfire, I tried
  5. I'm not the phoenix yet
  6. 10,000 scorpions
  7. Faraway lightning
  8. Headed for the door
  9. Teary eyes and bloody lips
  10. Lay your cheek on down

Gesamtspielzeit: 46:21 min.

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