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Garbage - Not your kind of people

Garbage- Not your kind of people

Stunvolume / Cooperative / Universal
VÖ: 11.05.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vier Jahre Regenwetter

Wenn uns Shirley Manson nichts vorgespielt hat, muss ein Großteil der letzten Jahre für sie ein Fest gewesen sein - sang sie doch schon 1995 "I'm only happy when it rains". Ihre Band erlitt 2008 das, was man heute vielleicht Burnout nennen würde und nahm sich eine Auszeit auf unbestimmte Zeit. Für ihre geplante Soloplatte konnte Manson unter anderem Billy Corgan, Jack White und Rivers Cuomo gewinnen - um trotzdem einen Korb von einer Plattenfirma zu bekommen, die die kühle Sängerin zum Formatradio-Sternchen für jedermann umstylen wollte. "Ich hätte heulen können", wie sie heute sagt. Nicht nur die Band war fürs erste weg, Musik durfte sie auch nicht mehr machen. Ihre erste Ehe war zu diesem Zeitpunkt bereits lange implodiert, nach ihrer Rolle als Terminatrix in der Serie "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" kamen keine weiteren Angebote aus Hollywood nach, und zuletzt durfte sogar jeder PlayStation-Besitzer für 59,99 Euro mit ihr spielen - als Charakter in "Guitar Hero". Wenn die kühle Diva also tatsächlich vier Jahre Regenwetter bevorzugt, dann hatte sie bis vor kurzem die Zeit ihres Lebens. Die ist jetzt vorbei.

Den Anfang des zweiten Songs "Big bright world" macht eine Bassgitarre, die vier Takte lang achtelt, als könne sie sonst nichts anderes. Dann legt Produzenten-Koryphäe und Mastermind Butch Vig Manson einen Hall auf Mansons Stimme, als käme ihr Gesang von einer Sirene aus der Badewanne. Gut eine Minute später beschleunigen Garbage, schalten um auf griffige Akkorde, knallige Melodien, dezente Elektronik-Sprengsel. Die Bassgitarre achtelt nicht mehr, sie fährt Viertelnoten tief und breit aus wie jeder gediegene Popsong, der etwas auf sich hält. Es ist wie ein Wiederhören, wie ein Händeschütteln von ehemaligen Schulfreunden, die sich seit dem letzten Colabier auf der Abschlussfeier aus den Augen verloren haben. Es ist gerade einmal Song zwei von "Not your kind of people" - und das ist mehr als bloß ein Echo der Vergangenheit, als Manson in Tourpausen für Calvin Klein modelte, Gerhard Schröder frisch gewählter Bundeskanzler war und das zweite Garbage-Album "Version 2.0" hieß. Es ist: ein Masterplan.

Denn die zackig gespielten Licks der Single-Auskopplung "Blood for poppies" würden auch zwischen Oldies wie "Queer", "Stupid girl" oder "I think I'm paranoid" nicht komisch aussehen. Das Titelstück eröffnet nicht bloß eine Morricone-Dengelgitarre - es präsentiert sich im weiteren Verlauf als eine Kreuzung zwischen Bond-Thema und Ballade. Als Promenadenmischung aus "Medication", wenn der Song eine Strophe lang den Blues kriegt, und aus "The world is not enough", wenn er sich zum Ende hin öffnet und seinen kräftigen Refrain als Außenseiterhymne mit Engelschor regelrecht inszeniert. Immer wieder entdeckt man auf "Not your kind of people" Dinge, die verdammt lang her sind. Immer wieder wird man zum Archäologen, der Bruchstücke der Vergangenheit findet. Garbage wollten das so. Und setzen aus diesen Bruchstücken eine Platte zusammen, die in ihren besten Momenten mehr ist als bloß ein Sammel-Album für Nostalgiker.

Wenn Manson heute davon spricht, wie sich Garbage nach den Jahren im Nirgendwo wieder zusammengesetzt haben, hat das etwas von Klassentreffen. Sie werden sich Geschichten erzählt, eine Menge getrunken und gelacht haben - und darüber gestaunt, dass Manson und Garbage-Mischer Billy Bush mittlerweile verheiratet sind. "Not your kind of people" konnte gar nicht anders klingen wie eine Band, die sich daran erinnert, wie toll es früher mal gewesen ist. Freilich: Hin und wieder loopt und überproduziert Butch Vig einen ohnehin plakativen Radio-Rocksong wie "Battle in me", bis man die ohnehin dünne Melodie in dessen Kern kaum noch zu erkennen vermag. Natürlich ist die Platte nie so stark wie die Vorfreude der Fans. Aber trotzdem dürfte Shirley Manson in nächster Zeit erst mal weniger Grund zum Feiern haben.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Big bright world
  • Not your kind of people

Tracklist

  1. Automatic systematic habit
  2. Big bright world
  3. Blood for poppies
  4. Control
  5. Not your kind of people
  6. Felt
  7. I hate love
  8. Sugar
  9. Battle in me
  10. Man on a wire
  11. Beloved freak

Gesamtspielzeit: 42:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Hogi

Postings: 544

Registriert seit 17.06.2013

2016-06-10 21:08:10 Uhr
Die Band gibt mir irgendwie gar nichts mehr...früher gerne gehört

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2016-06-10 20:25:27 Uhr
Ein paar gute Songs, aber zu viel Mittelmaß.
Die neue ist dagegen für mich die beste seit "Version 2.0".

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34143

Registriert seit 07.06.2013

2016-06-10 20:18:53 Uhr
"Beloved freak" am Ende ist einer ihr besten Songs überhaupt. Sonst eher durchschnittlich bis solide.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 11301

Registriert seit 23.07.2014

2016-06-10 20:08:31 Uhr
Ich mag den Titeltrack, der war damals bei so einem MGS V Trailer dabei. Klingt zwar wie "Muscle Museum" von Muse, aber schon nicht schlecht. An den Rest des Albums erinner ich mich kaum, hat mir damals wohl nicht zugesagt.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34143

Registriert seit 07.06.2013

2016-06-10 20:05:48 Uhr
Der Opener ist ja schlimm.
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