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Damon Albarn - Dr Dee

Damon Albarn- Dr Dee

Parlophone / EMI
VÖ: 04.05.2012

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Risiken und Nebenwirkungen

John Dee hatte gewaltig einen an der Laterne. Mathematik, Magie, Talent, Frauentausch und Gespräche mit Engeln - alles in einem Lebenslauf untergebracht. Wen wundert es da eigentlich noch, dass sich seit seinem Leben im 16. Jahrhundert immer wieder jemand an diesen Stoff gesetzt hat? Selbst für das Nachmittagsprogram für RTL würde so was passen, und man müsste nicht einmal was erfinden, um der Sache genug Spannung zu verleihen. Nun hat sich Damon Albarn dem Leben des John Dee angenommen mit Unterstützung von Jamie Hewlett (Gorillaz) und Tony Allen (Rocket Juice And The Moon). Eigentlich sollte auch Comicautor Alan Moore beteiligt sein, doch sprang dieser vom Projekt ab - immerhin so spät, dass er noch als "Inspiration" für die Platte diente. Doch eine Vielfalt zeigt sich auf "Dr Dee" wesentlich weniger als in allen anderen Spiel- und Spaßgruppen von Albarn.

Denn im Kern bleibt es auf knapp 50 Minuten das gleiche Schema. Aus der Zusammenarbeit ist eine Oper entstanden, die nun zumindest auf diesem Album einen klassischen Opern-Part auf einen Albarn-Part folgen lässt. Kann sich nach Bedarf natürlich verschieben, aber spätestens beim Chor von "Tree of beauty" sollte jedem klar sein, dass "The dancing king" gleich wieder nur mit Gitarre und Albarns Stimme auskommt. Da allerdings das Visuelle komplett fehlt (denn nicht einmal das Booklet verrät sonderlich viel über die Aufführung), ergibt diese Abwechslung kaum Sinn. Aus diesem Spannungsfeld ergibt sich auch nicht das vielbeschworene Kopfkino, dessen Vorhänge sich ja angeblich bei jeder zweiten Postrock-Kapelle öffnen. Die einsetzende Orgel in dem Vogelgezwitscher von "The golden dawn" holt eher Assoziationen zu einer Freiluftkonfirmation hervor als zur Renaissance. Zudem war doch auch irgendwie die Erwartung da, dass die verschiedenen Dinge, wie etwa Drums von Tony Allen, afrikanische Instrumente oder Albarn selbst mehr Spuren hinterlassen würden in dieser Geschichte.

Vielleicht fehlt einem auch nur der Weitblick aus einer Loge, um einen besseren Zugang zu finden zu Stücken wie "Edward Kelley", bei dem erst eine verknarzte Stimme dem Track eine Farbe gibt. Doch wozu das ganze Theater? Die Dinge stehen einfach mehr nebeneinander, als dass sie wirklich zusammenfließen. Und nach den ersten Sekunden "Watching the fire waltzed away" ist der Punkt erreicht, an dem es auf Platte kaum auszuhalten ist, dass man nichts zu sehen bekommt. Im Feuilleton interpretiert da bestimmt jemand ganz tolle Parallelen zum Höhlengleichnis von Platon rein. So bleibt es aber ein lahmes Wechselsspiel, das kaum Anreize schafft, diese Platte erneut einzulegen. Wo bekommt man eigentlich ein Monokel her? Vielleicht klappt es ja damit.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Apple carts
  • A man of England

Tracklist

  1. The golden dawn
  2. Apple carts
  3. O spirit, animate us
  4. The moon exalted
  5. A man of England
  6. Saturn
  7. Coronation
  8. The marvelous dream
  9. A prayer
  10. Edward Kelley
  11. Preparation
  12. 9 point star
  13. Temptation comes in the afternoon
  14. Watching the fire that waltzed away
  15. Moon (Interlude)
  16. Cathedrals
  17. Tree of beauty
  18. The dancing king

Gesamtspielzeit: 48:02 min.

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