Slagsmålsklubben - The garage
Golden Best / Zebralution
VÖ: 11.04.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Bitte ein Bit
Treffen sich Hot Chip, Eläkeläiset, Horse The Band, Deichkind und Kraftwerk in einer düsteren Garage irgendwo am Rande eines Industriegebiets. Der Geruch von getrocknetem Blut liegt in der Luft. Und schon beginnt es von neuem zu fließen. Deichkind holt zum Schlag aus, doch Eläkeläiset wehrt ab. Nach einer schnellen Tritt-Schlag-Kombi liegt Deichkind am Boden, fährt sich mit der Hand über die sprudelnde Platzwunde und lacht dabei. Man kann einen ganzen Pint Blut schlucken, bevor einem schlecht wird. Und so geht der Kampf weiter. Einige Kieferbrüche und Hämatome später dann die Erkenntnis: Hier kämpfen gar nicht mehrere Bands gegeneinander, sondern nur eine einzige mit einer Persönlichkeisspaltung. Klingt irgendwie nach Fight Club? Klingt irgendwie nach Slagsmålsklubben, was unüberraschenderweise die schwedische Übersetzung des Kultfilmtitels ist.
Man könnte sicherlich die gesamte Rezension mit Zitaten aus jenem cineastischen Meisterwerk anrühren. Zum Beispiel sagen, Slagsmålsklubben seien eine Selbsthilfegruppe für Gehirnparasiten, die Dir eine Knarre an den Kopf hält und die Wände mit Deinem Denkorgan streichen will. Oder behaupten, die sechs Schweden zwingen Dich zum Tanzen, bis die Muskeln brennen und die Venen Batteriesäure pumpen, indem sie Dir einen Cocktail aus Benzin und gefrorenem Orangensaftkonzentrat in gleichen Teilen verabreichen, was bekanntlich Napalm ergibt.
Das würde den Bandnamen natürlich ziemlich überinterpretieren, vermittelt jedoch ganz gut die Wahnsinnsenergie, die das Sextett bei seinen Live-Auftritten hadouken-mäßig auf sein Publikum abfeuert. In Sachen Spielfreude und Durchdrehpotential kann man hier durchaus eine Parallele zu der ebenso aus Skandinavien stammenden Humppa-Band Eläkeläiset ziehen, wobei Slagsmålsklubben eher auf Arcade als aufs Akkordeon setzen. Schließlich würzen sie ihren Synth-lastigen Krawallelektro mit einer ordenlichen Prise Nintendo-Nostalgie. Während die früheren Alben aber noch wahre 8-Bit-Orgien feierten, ist der Blipblop aus der Konsole inzwischen etwas sparsamer dosiert.
Stattdessen trifft der Hörer im jazzigen "Sväng om du kan" auf reichlich verunstaltete Bläser, die Kid Koalas "Drunk trumpet" in nichts nachstehen, oder auf Glockenspiele, die in "Snälla TV plz" von frivolen Pluckerbeats à la Hot Chip begleitet werden. Im direkten Anschluss bearbeitet "Come on anybody" die Extremitäten dann bis zum Tanzmuskelabriss, als würde Blanka aus Street Fighter auf einer Mario-Kart-Bananenschale ausrutschen und alles unter Strom setzen. Und plötzlich ist sie zum Greifen nah, die kommende Festivalsaison, wo man dann, um es mit Fight Club zu sagen, Plätze in der ersten Reihe des Theaters der Massenvernichtung belegen kann. Diese Schweden müssen sich in einer sehr merkwürdigen Phase ihres Lebens kennengelernt haben.
Highlights
- Come on anybody
- Sväng om du kan
Tracklist
- Opening the garage
- Snälla TV plz
- Come on anybody
- Snakes in Tokyo
- Yrsel 606
- Show me your pizza
- Stora E
- Sväng om du kan
- Tuktuktack
- Uteliggarjazz
- Jake Blood
- Closing the garage
Gesamtspielzeit: 39:58 min.
Referenzen
Appareil; Naked Ape; DAT Politics; Bondage Fairies; Hot Chip; Horse The Band; Eläkeläiset; Kraftwerk; Röyksopp; Digitalism; Simian Mobile Disco; Justice; Boys Noize; The Toxic Avenger; Hadouken!; MSTRKRFT; Kavinsky; Kevin Blechdom; Kap Bambino; Cobra Killer; Console; The Rapture; To My Boy; Chemical Brothers; Daft Punk; Giorgio Moroder; Deichkind; Egotronic; Susanne Blech