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Marilyn Manson - Born villain

Marilyn Manson- Born villain

Hell's Etc. / Downtown / Vertigo / Universal
VÖ: 27.04.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Event-Manager

Mit Schwanken kennt sich Marilyn Manson aus. Die dramatische Zweifelspose hat er ebenso drauf wie den ausschweifenden Kopulationsausdruckstanz. Doch auch das qualitative Auf und Ab war im letzten Jahrzehnt ein fester Begleiter seines Schaffens. Jetzt ist sich Langzeitbegleiter Twiggy Ramirez jedoch sicher, "Born villain" sei das beste Album des gemeinsamen Schaffens. Weil es an "Mechanical animals" anknüpfe und in eine deutliche Punk-Richtung gehe. Okay. Kann man so sagen.

Doch wie immer, wenn Musiker ihr aktuelles Album beurteilen, müssen diese Aussagen mit der gebotenen Vorsicht genossen werden. Dass der Sound wie bei "Eat me drink me" in Richtung der "Mechanical animals"-Ästhetik wandert, trifft die Sache schon ganz gut. Den Punk-Appeal merkt man jedoch nur begrenzt. Diese dreckigen Bass- und Gitarrensounds waren immer schon die Basis für Mansons' Industrial Rock, und nennenswerte Veränderung der Intensität oder der Aggression lassen sich kaum festmachen. Marilyn Manson ist über die Jahre ein derart ausgeprägtes Markenzeichen geworden, dass der Wiedererkennungswert unmittelbar eintritt, wenn die Stimme blubbert, der Beat pocht und die Saiten geschrubbt werden.

Und natürlich hat er wieder eine rumpelnde Coverversion im Schlepptau. Dieses Mal erwischt es Carly Simons spöttische Jetset-Hymne "You're so vain". Deren Siebziger-Jahre-Flair überführt Manson in seinen Breitbein-Modus, und aus elegantem Pop wird industrieller Glam. Das ist trotz der Mithilfe von Johnny Depp nichts unbedingt Aufregendes, funktioniert aber besser als beispielsweise bei "Personal Jesus", dem Manson nichts Eigenes hinzuzufügen hatte. Doch natürlich können es nicht nur solche Covers sein, mit denen sich ein Künstler von Mansons Kaliber definiert. Da muss es auch mal ein wenig schockieren.

Das alles war auf "The high end of low" recht deutlich zum Selbstzweck verkommen. Da ist es erfreulich, dass sich Manson mit Hilfe von Ramirez und Chris Vrenna wieder der eigenen Stärken entsinnt. "I'm not man enough / To be human." Schon ist der Frontmann wieder ganz bei seiner charmant absonderlichen Sache. Er war schließlich schon das mechanische Tier, ein glorifizierter Antichrist, ein hedonistisches Zwitterwesen, lasziver Vampir und natürlich Vorzeigesatanist. Doch diese Inszenierungen waren stets nur Nuancen der eigenen Menschlichkeit. Auch der erwähnte, zentrale Slogan von "The gardener" zeigt, dass die prototypischen Riffs im Dienste einer existentialistischen Philosophie stehen. Und dies muss natürlich mit genügend Angriffsfläche arrangiert werden.

Der gurgelnde Beginn von "Overneath in the path of misery" zeigt Manson als verletzlichen Psychopathen. Als die nervösen Riffs einsetzen, spuckt er erst Verse mit altgriechischem Bezug und zitiert dann Shakespeares Macbeth: "This is a tale told by an idiot / Full of sound and fury / Signifying nothing." Das ist dann mal eben Mansons bester Song seit den Neunzigern. Auch im Rest von "Born villain" lauern großartige Momente: "Lay down your Goddamn arms" nagt mit kreiselnden Gitarren und Klimperklavier am Nervenkostüm. Während die Single "No reflection" zurückgelehnt geradeaus groovt, walzt "Murderers are getting prettier every day" erbarmungslos vorwärts. "Disengaged" hingegen schluft heiser in einen aufwühlenden 6/8-Takt hinein. "Slo-mo-tion", "Children of Cain", "Breaking the same old ground" und das an Depeche Modes "Barrel of a gun" erinnernde Titelstück wanken schließlich in hymnische Breite wie einst "Great big white world" oder "The nobodies". Hinter all den Posen lauert eben immer noch ein verteufelt gutes Songwriting-Team. "I'm an event / Everybody knows."

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Overneath in the path of misery
  • The gardener
  • Children of Cain
  • Born villian
  • Breaking the same old ground

Tracklist

  1. Hey, cruel world…
  2. No reflection
  3. Pistol whipped
  4. Overneath in the path of misery
  5. Slo-mo-tion
  6. The gardener
  7. The flowers of evil
  8. Children of Cain
  9. Disengaged
  10. Lay down your Goddamn arms
  11. Murderers are getting prettier every day
  12. Born villain
  13. Breaking the same old ground
  14. You're so vain

Gesamtspielzeit: 63:27 min.

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User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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Registriert seit 26.02.2016

2020-12-21 22:43:32 Uhr
Dieses Hinten-Ranklatschen von Remixen oder Bonustracks ist eh eine Unart. Gerade bei so Alben wie von MM, die ja meist ein großes Ganzes bilden und einen Spannungsbogen zumindest versuchen.

In diesem Fall aber tatsächlich Teil des regulären Albums.
Bei "Grotesque" war "Tainted Love" ursprünglich nur in der EU drauf, genau wie "Eat Me, Drink Me" und "High End" diese bekloppten Remixe dran hatten.
"You're So Vain" ist auf jeder Edition drauf.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2020-12-21 22:41:13 Uhr
Zu End gehört und kann nur zustimmen. Alles sehr fad, wenn auch nicht so lahm wie der Vorgänger. Gott sei Dank kommt jetzt ein deutlich besseres Album.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2020-12-21 15:13:21 Uhr
Oh ja.

The MACHINA of God

User und Moderator

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Registriert seit 07.06.2013

2020-12-21 14:37:08 Uhr
Dieses Hinten-Ranklatschen von Remixen oder Bonustracks ist eh eine Unart. Gerade bei so Alben wie von MM, die ja meist ein großes Ganzes bilden und einen Spannungsbogen zumindest versuchen.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2020-12-21 14:11:26 Uhr
Ja, nach dem schlaffen "The High End of Low" geht es wieder mehr zu Sache, mehr Energie, aber viel tolle Songs kommen trotzdem nicht rum. "Overneath the Path of Misery" ist ein gelungenes Experiment, der Rest schwankt zwischen egal ("Disengaged", "Lay Down Your Goddamn Arms") und schlimm ("Children of Cain"). Mit "Breaking the Same Old Ground" wird versucht, eine epische a la "Coma White" zu schreiben, versinkt aber im Kitsch und ist einfach Klassen schlechter. Das Cover am Ende passt dann auch null rein. Gott sei Dank gehts danach wieder deutlich aufwärts.
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