Hey Rosetta! - Seeds

Unter Schafen / Al!ve
VÖ: 27.04.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gartenkrallen
Der Reisende sieht, beobachtet, schlussfolgert, notiert und reist weiter. Das kanadische Projekt Hey Rosetta! würde es wohl in der Form nicht geben, hätte es Sänger Tim Baker nicht dereinst nach einem Roadtrip gedürstet. Und wie viele andere Alben auch ist "Seeds" mit Eindrücken des Tourlebens gefüllt. Die Erkenntnis zum Titel der Platte: Für Baker sind die einzelnen Songs wie Saatgut, das im Kopf des Hörers wachsen kann. Und irgendwie gilt das auch für die Band, die - wie der Samen auch - mit dem als Tourbus getarnten Wind von Stadt zu Stadt gepustet wird und im besten Fall mehr hinterlässt als nur eine Unterschrift auf der Gagenabrechnung des Clubs.
Die Kanadier haben auf jeden Fall einen Eintrag in den Suchmaschinen dieser Welt hinterlassen, den es bis dato noch nicht gab. "Upringaangutuq Iqalunni" ist der Zusatz zu ihrem Song "Parson Brown", der in der Tat nur zu Artikeln führt, die mit Hey Rosetta! zu tun haben. Vermutlich auch, weil sonst niemand weiß, was das zu bedeuten hat. Der Track startet mit einem langsam trottenden Schlagzeugbeat, Violinen und Oboe. Es folgt eine Pause, in der außer Baker und dem Piano nichts zu hören ist, bis sich der Song schließlich zu einem überbordenden Märchensoundtrack-Melodram entwickelt. Das ist aber nur die halbe Geschichte, denn danach biegt der Track zu tiefrockigen Riffs ab und hat am Ende noch ein keuchendes, bellendes Lachen übrig.
Hey Rosetta! machen häufiger die Biege. Auch "Young glass" scheint seinen Höhepunkt nach der opulent instrumentierten Kontrahaltung "I am not" schon erreicht zu haben, da warten noch anderthalb Minuten Outro und erzählen die Geschichte erst richtig zu Ende. Im letzten Drittel ihrer Songs packen die Kanadier immer noch etwas drauf, seien es Riffs in den Geburtsfreuden von "Welcome", Bläser, die in "New sum (Nous sommes)" von der anfänglichen Reggae-Ausrichtung nichts mehr übrig lassen, oder chorale Mehrstimmigkeiten in "Yer fall". Gerne auch alles zusammen in "Yer spring".
Wem dieser (Indie-)Rock zu überladen ist, bedient sich am Akustikangebot der Band. Das sind neben dem feinen "Bandages" auch drei Tracks, die im Bonusbereich nach einem Instrumentenstrip vergleichsweise nackig dastehen und dennoch ausnahmslos mindestens genauso gut funktionieren. Das zeigt letztlich aber auch nur, wie gut Hey Rosetta! ihren Job als Gärtner erledigen. Die laufen sich nicht die Hacken wund, sondern erst mit Harken rund.
Highlights
- Seeds
- Parson Brown (Upirngaangutuq Iqalunni)
- Bandages
- Young glass (Acoustic)
Tracklist
- Seeds
- Yer spring
- Young glass
- Bricks
- New sum (Nous sommes)
- Downstairs
- Welcome
- Seventeen
- Yer fall
- Parson Brown (Upirngaangutuq Iqalunni)
- Bandages
- Young glass (Acoustic) (Bonus Track)
- Welcome (Acoustic) (Bonus track)
- Seventeen (Acoustic) (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 63:14 min.
Referenzen
Young The Giant; Said The Whale; Imaginary Cities; Idlewild; Paper Lions; James Dean Bradfield; The Most Serene Republic; We Invented Paris; Alcoholic Faith Mission; Nada Surf; The Weakerthans; British Sea Power; Broken Social Scene; Arcade Fire; Delta Spirit; Dry The River; Port O'Brien; Naked Lunch; Do Make Say Think; Doves; Starsailor; Goo Goo Dolls; Choir Of Young Believers; Dan Mangan; The Rural Alberta Advantage; Transfer; Boy & Bear
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